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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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verwandt waren? Aber was war mit den dreihundert Jahren, die sie voneinander trennten? Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn ich plötzlich etwas über ein Mädchen oder einen Jungen in meinem Alter erfahren würde, der Jahrhunderte vor meiner Geburt zur Familie gehört hatte? Ich versuchte mir die Situation vorzustellen und hätte garantiert mehr erfahren wollen, vor allem wenn ich ein Bild von demjenigen gesehen oder etwas gelesen hätte, das von demjenigen stammte. Margaret hatte Prudence’ Grabstein gesehen – den Totenschädel, die Schlange, die Fledermäuse und die Engel –, vielleicht wollte sie deshalb mehr über Prudence erfahren, oder vielleicht war es diese Geschichte mit dem Efeu. Glaubte sie etwa daran, dass der Efeu Prudence ins Leben zurückholen konnte? Mich fröstelte, als wäre ich schon wieder durchnässt.
    Inzwischen war ich bei den Kartons angelangt, ohne irgendetwas Besonderes entdeckt zu haben. Die Umzugsmänner hatten die Kartons eng aneinandergerückt und sie in drei Reihen übereinandergestapelt. Ich kniff die Augen zusammen, um die Wörter zu entziffern, die meine Mutter auf die Seiten geschrieben hatte. Einige der Kartons trugen die Aufschrift » ZERBRECHLICH !«, weil sich darin Teller, Vasen oder Bilderrahmen befanden. Mom hatte gejammert, die Sachen an ihren Platz zu räumen würde ihre nächste große Aktion werden, sobald sie eine Stelle als Journalistin gefunden hätte. Dabei hatte sie mich vielsagend angesehen, so als wolle sie mir schon mal ankündigen, dass meine Arbeitskraft ebenfalls gefragt sein würde. Einer der oberen Kartons gehörte mir. Ich konnte meinen Namen in roten Buchstaben lesen. Mir fiel ein, dass ich mein Lieblingssweatshirt da hineingepackt hatte. Meine Gänsehaut erinnerte mich daran, dass ich es jetzt gut gebrauchen könnte.
    Ich stellte mich auf die unterste Reihe der aufgestapelten Kartons und zog meinen eigenen von der Wand weg, bis er zu Boden fiel. Es war nichts Zerbrechliches drin, sagte ich zu mir, während der Karton klatschend aufprallte. Ich wollte gerade herunterspringen und darin wühlen, als ich an der Wand, wo gerade noch der Karton gestanden hatte, Markierungen entdeckte. Ich beugte mich über die Kartons, um besser sehen zu können. Zuerst wünschte ich mir, ich hätte eine Taschenlampe mitgenommen, aber dann verriet mir mein wild schlagendes Herz, dass meine Finger mühelos ertasteten, was meine Augen nicht sahen.
    Efeu. Irgendjemand hatte hauchfeine Efeuranken in die Wand gemeißelt. Seine zarten Stränge kringelten sich wie feine Babylocken. Manche der Blätter waren so lang wie mein Daumen, andere stellten junge Triebe dar.  Von wem diese Gravierungen auch sein mochten, er hatte sich offenbar sehr viel Zeit genommen. Die Zweige waren tief in die Wand eingemeißelt, während die Adern der einzelnen Blätter zart und präzise wirkten. Die Ranken schienen sich hinter den Kartons nach unten zu winden. Hatte Christian, Prudence’ Vater, hier im Keller seine Kunstfertigkeit geübt? Ein heftiger Donnerschlag ließ das Haus erzittern und das Licht flackern. Ich sprang von den Kartons herunter und stürmte die Kellertreppe hinauf.
    »Dad!«, rief ich, während ich meine Handflächen gegen die Kellertür stieß und in die Küche stürzte. Einen Moment lang konnte ich nur atemlos dastehen. Die Küche war riesig. Der Boden war mit glatten schwarz-weißen Fliesen ausgelegt. An den Deckenbalken baumelten Moms und Dads heiß geliebte Kupfertöpfe und -pfannen. Die beiden betrachteten sich gern als Gourmetköche. Dad spähte gerade in den Kühlschrank. Als meine Beine sich wieder bewegten, sprintete ich auf ihn zu.
    »Courtney, bitte sei vorsichtig! Was hast du denn im Keller gemacht?« Er hockte vor mir, einen Salatkopf in den Händen.
    »Ich wollte nur mal nachsehen, ob sich da unten irgendetwas verändert hat, seit Prudence hier lebte«, erwiderte ich schnaufend. Mein Herz hämmerte immer noch wie wild gegen meinen Brustkorb, so als wollte es ihn sprengen. Sollte ich meinen Vater einfach mal fragen, was er über Hexen und Flüche wusste?
    Er warf den Salat in eine Schüssel, die auf dem Küchentisch stand, und zog einen Stuhl zurück. »Der Keller hat sich bestimmt nicht großartig verändert. Man kann sehen, dass er noch nie renoviert wurde, von der nachträglich installierten Wasser- und Stromversorgung und den Elektrogeräten mal abgesehen.« Dad fing an, voller Begeisterung den Salat auseinanderzurupfen, und gab mir ein Zeichen, mich zu ihm zu

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