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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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Geyer einen Stuhl anzubieten.
    Wir schafften es gerade mal bis in den Flur, bevor Margaret mich am Handgelenk packte. »Was ist los, Courtney?«, fragte sie flüsternd. »Seit wir hier sind, siehst du aus, als würdest du gleich platzen.« Ihre grünen Augen waren weit aufgerissen und durchdringend. Mein Blick fiel auf die Abstellkammer und auf die verschlossene Tür daneben, die hinunter in den Keller führte. Jetzt, da die Sonne untergegangen war, lag die Tür in tiefem Schatten.
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich an die Ereignisse des Nachmittags dachte. Ich erzählte Margaret alles – von den Katzen in unserem Garten, von der Hexe, die im Wald seltsame Dinge getan hatte, von dem Baum, dessen Rinde mit Efeumustern verziert war, von dem lebendigen Efeu, der sich um meine Fußgelenke geschlungen und mich festgehalten hatte. Das Ganze klang wie ein Schauermärchen: Katzen, die ein ahnungsloses Mädchen in einen Hexenwald lockten.
    Margarets Griff ließ nach, und ich rieb mir unwillkürlich das Handgelenk. Sie zog die Nase kraus, völlig fassungslos. Dann blickte sie über die Schulter in Richtung Küche, von wo aus Lachen zu hören war.
    »Ich glaube nicht, dass der Efeu dir etwas antun würde, Courtney. Vielleicht hat die Hexe ihn nur benutzt, um dir etwas mitzuteilen.« Ihre Stimme klang plötzlich atemlos. »Sie setzt die Katzen auch in dieser Weise ein. Deshalb füttern wir sie. Natürlich füttern wir sie auch, weil sie Hunger haben, das ist schließlich menschlich«, setzte sie hastig hinzu. »Aber wir wissen immer, wann die Hexe in unserer Nähe ist, weil die Katzen dann nervös werden und zusammenbleiben. Sie lauschen auf irgendetwas, das wir selbst nicht hören können, genau wie du es heute in eurem Garten beobachtet hast.«
    »Ich weiß nicht, Margaret. Der Efeu hat mir irgendwie Angst gemacht«, betonte ich. »Wenn die Hexe mir etwas mitteilen will, dann wählt sie eine ziemlich seltsame Art und Weise, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. »Und davon mal abgesehen – was sollte sie mir schon mitteilen wollen?« Das beunruhigte mich an der Sache am meisten. Ich hatte nie an böse Hexen, unsichtbare Geister oder verwunschenen Efeu geglaubt.
    »Ich wette, dass du jetzt daran glaubst«, entgegnete Margaret.
    Bevor ich sie fragen konnte, wie sie es schaffte, ständig meine Gedanken zu lesen, legte sie ihren Finger an die Lippen, um mich zum Schweigen zu ermahnen. »Wir müssen uns den Efeu im Keller ansehen«, sagte sie leise, vermutlich aus Angst, ich würde sonst einen Herzinfarkt bekommen. Ich hatte gewusst, dass sie das sagen würde, obwohl ich selbst keine Gedanken lesen konnte.
    Ich nickte. »Ich konnte nicht ohne dich da runtergehen.«
    Sie spähte um die Ecke und war anscheinend zufrieden, dass unsere Eltern immer noch am Tisch saßen. Dann nahm sie meine Hand und öffnete die Kellertür.
    Ich knipste das Licht an, während wir uns auf Zehenspitzen die Treppe hinunterschlichen. Jede der Stufen knarrte, aber das Lachen und die Unterhaltung drüben in der Küche verschluckten unsere Geräusche. Am Fuß der Treppe angekommen, wirkte der Keller nicht anders als beim letzten Mal. Das kränklich gelbe Licht der einsamen Glühbirnen beleuchtete dürftig die abgestellten Möbel und die Kartons, die an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht waren.
    Ich hatte das Gefühl, Margaret würde mir mit ihrem Griff die Hand brechen, während wir uns dem gemeißelten Efeu näherten. Als Mom und Dad zuletzt hier unten gewesen waren, hatten sie die Kartons weit genug von der Wand abgerückt, um die Gravuren gut erkennen zu können. Margaret und ich hatten den Keller gerade zur Hälfte durchquert, als ich feststellte, dass der Efeu sich von seiner ursprünglichen Stelle aus über die gesamte Wand und einen Teil der Decke ausgebreitet hatte.
    »Courtney, wann ist das denn passiert?« Margaret starrte die Decke mit offenem Mund an.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich matt. Meine Knie fühlten sich wackelig an. »Warum sieht er so wütend aus?« Mir fiel keinbesserer Ausdruck ein, um die scharfen Winkel und Wendungen zu beschreiben, mit denen sich die Ranken in die Mauern gruben, als wären sie vollkommen durchgedreht. Die ursprünglichen Gravuren waren zart und geschwungen gewesen und hatten sich sanft über die Wände gerankt.
    »Courtney, still.« Margarets warnende Stimme klang hoch und unnatürlich. Das Geräusch ließ mir die Haare zu Berge stehen. Ich wandte mich ihr zu. Ihr Gesicht war weiß.

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