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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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Erkerfenster erspähte ich die Silhouette meiner Mutter, die sich über die Spüle beugte, umabzuwaschen. Mom war zuhause! Ich fühlte mich schwach vor Erleichterung.
    Aber ich konnte Mom nicht sagen, was passiert war. Ich hatte Angst, wenn ich ihr etwas von Hexen und durchgedrehtem Efeu erzählte, dann würden sie und Dad mich nicht mehr an der Rettungsaktion für den Friedhof teilnehmen lassen. Mom würde denken, meine Fantasie ginge mit mir durch, weil ich all diese Geschichten gehörte hatte von Menschen, die auf dem Friedhof begraben lagen. Obwohl Mom weder von Christians Tagebuch noch von seiner unheimlichen Verbindung zum Efeu wusste, würde sie bestimmt zu der Überzeugung gelangen, dass so ein Friedhofsprojekt für ein Mädchen in meinem Alter nicht besonders gesund sein konnte, wenn dadurch Halluzinationen ausgelöst wurden. Ich durfte nicht zulassen, dass das passierte. Aber ich würde Margaret und Mr. Geyer von der Hexe und den Katzen erzählen. Die beiden würden zumindest eine Theorie dazu haben.
    »Courtney! Was um alles in der Welt ist denn mit dir passiert?!«, stieß Mom hervor. Sie war gerade dabei, nach einem Handtuch zu greifen, als sie mitten in der Bewegung erstarrte.
    Mein Herz donnerte wie wild gegen meinen Brustkorb.
    »Hallo Mom«, erwiderte ich, als hätte ich mich einfach nur sportlich betätigt. Ich fragte mich, ob mein Enthusiasmus wohl etwas übertrieben klang. »Ich habe ein paar Katzen gesehenund bin ihnen in den Wald hinterhergerannt. Ich war neugierig, wo sie wohl herkommen«, setzte ich wenig überzeugend hinzu.
    »Meine Güte, Courtney. Sieh dir mal an, wie zerkratzt du bist.« Sie kam mit einem Waschlappen auf mich zu, den sie zuvor unters Wasser gehalten hatte. »Setz dich hin«, forderte sie mich auf, während sie behutsam die Kratzer an meinem Arm reinigte. »Du solltest ein bisschen vorsichtiger sein. Tut das weh?« Sie hatte ihre Nase krausgezogen, wie sie es immer tut, wenn sie meint, dass irgendetwas nicht stimmt. »Und sonst ist wirklich nichts passiert?«
    »Mom, mir geht’s gut«, sagte ich nachdrücklich, in der Absicht, zumindest indirekt die Wahrheit zu sagen. Sie hockte sich neben mich und starrte mir geradewegs in die Augen – der Blick ihrer blauen Augen war scharf und durchdringend.
    »Na schön, aber ich will, dass du dir Desinfektionsmittel auf die Kratzer sprühst, wenn du hochgehst.« Sie schwieg für einen Moment, während sie ein letztes Mal an meinen Beinen herumwischte. »Bist du nervös wegen morgen?«, fragte sie. »Also, ich schon.« Ihre Worte waren knapp und leidenschaftlich, wie immer, wenn sie über ein Thema redet, für das sie sich besonders begeistert.
    »Mom, setz dich. Du machst mich nervös!«, entgegnete ich. »Ja, ich glaube, ich bin wirklich ein bisschen aufgeregt. Ich will es nicht vermasseln. Ich habe den ganzen Morgen für unsereFriedhofsveranstaltung geübt.« Mein Blick ging unwillkürlich in Richtung Friedhof, als könnte ich ihn durch die Küchenwand hindurch sehen. Mom setzte sich auf den Stuhl neben mir. »Ich glaube, ich kenne jede Fledermaus, jede Sanduhr und jeden Totenschädel auf meinem Plakat auswendig.«
    Sie schlug die Beine übereinander und fing an, mit dem Fuß zu wippen. »Du wirst deine Sache sicher gut machen, Courtney. Ich hoffe, Mr. Geyer weiß, wie glücklich er sich schätzen kann, dich auf seiner Seite zu haben.« Sie legte ihr Kinn in die Handfläche, den Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, und schwieg für einen Moment.
    »Ist dein Artikel eigentlich heute erschienen?« Bizarrerweise fragte ich mich, ob die Hexe wohl Zeitung las.
    »Gut, dass du mich daran erinnerst!«, rief meine Mutter, während sie von ihrem Stuhl aufsprang. »Er liegt hier auf der Arbeitsplatte.« Sie warf einen Blick aus dem Fenster, während sie nach der Mappe griff. »Ich glaube, wenn das Wetter so bleibt, werden sicherlich viele Leute kommen. Im Radio habe ich allerdings gehört, dass es vielleicht gewittern wird.«
    Sie ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, während ich den Murmur Mercury aufschlug.
    »Wow, der Artikel sieht toll aus, Mom«, sagte ich. Es gab ein großes Foto vom Friedhofsportal mit dem Memento-mori -Schriftzug. Der Artikel trug die gleiche Überschrift.
    »Findest du?«, fragte sie in einem warmen Ton. »Ich habe versucht, so viele Aspekte wie möglich anzusprechen – die Geschichte des Friedhofs und die wichtigsten Familien, die dort begraben liegen. Und zum Schluss habe ich auf die aktuelle Problematik

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