Creepers - Der Fluch der Hexe
an. Der Garten lag ruhig und verlassen im Zwielicht. Wusste Margaret wohl, dass ich insgeheim nach Hexen oder Katzen Ausschau hielt?
Wir dienten Mr. Geyer als aufmerksames Publikum. Jederwar höflich bemüht, nicht unruhig hin und her zu rutschen oder einen voreiligen Blick auf die Plakate zu werfen. Innerhalb kürzester Zeit hatte er mich mit seinen Geschichten vollständig gefesselt. Er sprach mit kräftiger Stimme, so als würde er sich an eine große Menge richten, und gestikulierte dabei mit den Armen, als stände er auf einer Bühne. Er hatte vor, sich morgen als Puritaner zu verkleiden, und erzählte uns die Geschichte von der Beerdigung eines reichen Kaufmanns, die den Zuhörern verdeutlichen sollte, dass nach puritanischem Glauben eine Beerdigung ein Anlass zum Feiern war.
Die Erzählung handelte von Elijah Watson, der in seinem siebten Lebensjahrzehnt gestorben war und seine dritte Frau mit acht Kindern und fünf Enkelkindern zurückgelassen hatte. Mr. Watson war ein Zeitgenosse von Cotton Mather, dem berühmten puritanischen Geistlichen und Gelehrten, der die Hexenprozesse von Salem unterstützt hatte. Die Nachricht von Mr. Watsons Tod hatte sich in der Stadt rasch verbreitet, sagte Mr. Geyer, und die örtlichen Steinmetze und Handwerker waren damit beauftragt worden, die Totenschilde für die Bestattungsfeier anzufertigen – rautenförmige Holztafeln mit dem Familienwappen, gestärkter Stoff mit Mr. Watsons Schild und einige kleinere Wappen, die das Haus schmücken sollten. Mit dem Gestus eines Magiers, der Überraschungen aus seinem Hut hervorzauberte, zog Mr. Geyer mehrere Beispiele solcher Schmuckstücke aus seinem Rucksack.
»Und entgegen der allgemeinen Auffassung waren die Puritaner durchaus in der Lage, eine Feierlichkeit abzuhalten, insbesondere wenn es darum ging, einen ihrer Mitbürger ins Jenseits zu entsenden«, fuhr er voller Enthusiasmus fort. »Sogar die Pferde des Leichenwagens waren mit jenen Symbolen geschmückt, und ein feierlicher Trauerzug folgte der Kutsche zur letzten Ruhestätte des Verstorbenen. Nach der Andacht folgte ein Festessen, das vermutlich alles übertraf, was Mr. Watson je erleben durfte, es sei denn, er hatte einst an der Beerdigung eines anderen Mannes teilgenommen. Die Puritaner lebten in ständiger Gesellschaft des Schwarzen Engels«, verkündete Mr. Geyer dramatisch, »darum fürchteten sie ihn nicht.«
»Ist das eine wahre Geschichte?«, brach mein Vater als Erster das darauffolgende Schweigen. Er hielt die Hand meiner Mutter.
»Natürlich.« Mr. Geyer lächelte. »Und solange ihr noch alle gespannt auf der Stuhlkante sitzt, möchte ich euch einen Überblick über den morgigen Rundgang geben«, sagte er in einem scherzhaften Tonfall, während er einen Friedhofsplan aus der Tasche zog. Er deutete auf die verschiedenen Gräber und Grabsteine, die er besichtigen wollte. Mir fiel auf, dass der Rundgang nicht in die Nähe von Prudence’ Grab führte.
»Und schließlich werde ich die Menschenmenge – und ich benutze diesen Ausdruck voller Hoffnung –«, schob er ein, »zuunseren Mädchen führen, damit die Leute ihre Plakate bewundern und die beiden zu ihren Nachforschungen befragen können.«
»Das ist unser Stichwort«, sagte Margaret, während sie mich anstupste. Wir standen pflichtbewusst auf und marschierten zu unseren Plakaten. Margaret erklärte sich bereit anzufangen. Mom und Dad gesellten sich zu uns, um die Fotos aus der Nähe zu studieren. Während wir die Geschichte jedes Bildes erklärten, gaben die beiden interessierte oder mitfühlende Geräusche von sich. Am Ende hatte Mom Tränen in den Augen.
»Ich bin so stolz auf euch beide«, schniefte sie. Meine Mutter war schon immer ein ziemlich emotionaler Typ.
Dad legte den Arm um ihre Schulter. »Tolle Arbeit, ihr beiden. Man müsste tot sein, um davon nicht gerührt zu werden.« Margaret und ich verdrehten die Augen anlässlich seines holperigen Witzes. »Also, wie wär’s mit Kaffee oder Limo und einem kleinen Nachtisch? Nach all der harten Arbeit habt ihr euch eine Belohnung verdient.«
Margaret wandte sich mir zu und kommentierte: »Courtney hat gesagt, sie würde mir vorher gerne noch etwas in ihrem Zimmer zeigen. Würdet ihr uns für ein paar Minuten entschuldigen?«
Ich sah Margaret verblüfft an. Woher wusste sie, dass ich dringend mit ihr reden wollte?
»Sicher. Wir werden euch ein paar Leckereien übrig lassen.« Dad war bereits damit beschäftigt, den Kaffee einzuschenken und Mr.
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