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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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könne.
    »Ist das der Grund, weshalb er sich überall ausbreitet, wo auch immer ich hingehe, was auch immer ich berühre?«, fragte ich sie.
    Sie lächelte mich an wie einen Schüler.
    »
Ja. Er wird uns vereinen, uns alle vereinen. Er wird uns aneinanderbinden, bis wir eins werden. Der Efeu ist unser Talisman.«
    Ich wandte mich von ihr ab. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Macht des Efeus wirklich verstand.
    Sie legte den Kopf schräg angesichts meiner Zurückhaltung und ergriff mit ihrer kalten Hand meine eigene.
    »Der Friedhof und dieses Haus – sie sind dein Herz, deine Seele. Und die Seelen, die dir nachkommen, werden schwinden, zu waberndem Staub werden, wenn sie diesen Ort verlassen. Denn hier befindet sich deine Prudence.«
    »Margaret.« Ich blickte von dem Zettel auf. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Sag es nicht«, befahl sie mir, während sie ihre Finger an meine Lippen legte. »Wir müssen jetzt hochgehen.« Sie nahm den Zettel und steckte ihn wieder in die Hosentasche. Das Geländer quietschte unter dem Gewicht ihrer Hand.
    »Ich sollte meinen Eltern hiervon erzählen«, sagte ich deutlich ruhiger, als ich es vor wenigen Minuten für möglich gehalten hätte.
    »Nein, Courtney«, sagte sie, während sie sich umdrehte, um mich anzusehen. »Die Hexe ist aktiv. Ich habe sie noch niezuvor so aktiv erlebt. Wenn du deinen Eltern davon erzählst, könntest du damit alles verderben.« Ihre Augen flehten mich an.
    Ich blieb stehen, während mein Herz weiter Purzelbäume schlug. Margaret schien sich so sicher zu sein, dass die Hexe und ihr Efeu – ob echt oder gemeißelt – uns dabei helfen würden, das Rätsel um Prudence zu lösen.
    »Margaret, woher weißt du, dass die Hexe gutartig ist?«, wandte ich ein.
    Sie hielt die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf, ehe sie mir antwortete. »Ich kann es dir nicht sagen, Courtney. Aber ich weiß es. Vertraust du mir? Wir brauchen deine Hilfe.«
    Ich griff nach Margarets Hand. »Ich vertraue dir, Margaret. Und ich will dir und deinem Vater helfen. Ich habe es euch versprochen«, fügte ich hinzu.
    Sie nahm einen tiefen Atemzug und lächelte. »Du wirst es erleben, Courtney. Bald wirst du es verstehen.« Bevor sie die Kellertür öffnete, drehte sie sich noch einmal zu mir um. Ihre grünen Augen funkelten leidenschaftlich. » Ich werde meinem Vater davon erzählen«, sagte sie, so als würde sie mein Bedürfnis verstehen, irgendeinem Erwachsenen von den heutigen Ereignissen zu berichten. »Und wenn er meint, dass irgendeine Gefahr bestehen könnte, werden wir noch heute zurückkommen.«



Kapitel 10
    N ormalerweise hätte ich geschwollene Augen haben müssen, aber stattdessen hatte ich ein flaues Gefühl im Magen, so als müsste ich eine mündliche Prüfung ablegen oder in einem Schultheaterstück auftreten. Es war erst neun Uhr, als ich mit meinem Plakat vor dem Friedhofseingang stand. Wir wollten uns um zehn Uhr treffen, um uns ein wenig vorzubereiten, aber ich musste unbedingt hinaus in die Wärme und in den Sonnenschein. Mein Innenleben hatte sich die ganze Nacht über eiskalt angefühlt. Und außerdem war es hier schön ruhig. Man hörte nur die Vögel und die Eichhörnchen, mal abgesehen von den vereinzelten Autos, die auf der Landstraße vorbeisausten. Es ging kein Lüftchen, und die Maisstängel auf der anderen Straßenseite reckten sich, als wollten sie den Himmel berühren. Eindeutig besser, als Mom und Dad bei ihren Plaudereien am Frühstückstisch zuzuhören. Die beiden meinten, mir Tipps geben zu müssen, wie man eine Rede hält, und erinnerten mich daran, zu lächeln. Ich war nicht in der Stimmung für elterliche Motivationsgespräche.
    Letzte Nacht hatte ich kein Auge zugetan. Ich lauschte die ganze Zeit darauf, ob ich irgendwo ein Meißeln hörte – das Meißeln unsichtbarer Hände, die den Efeu in eine bislang freie Fläche gravierten – die Dielen, das Geländer oder die Türen. Natürlich hörte ich nichts dergleichen.
    Stattdessen habe ich wohl eher meine eigene Spur in den Bettvorleger graviert, als ich rastlos zwischen Bett und Fenster hin- und herlief, um wiederholt in den Hof und in die Dunkelheit des Friedhofs zu starren. Ich beäugte die weißen geisterhaften Gestalten – die Grabsteine –, als würde ich erwarten, dass sie sich plötzlich losrissen und wegrannten. Ich hielt auch Ausschau nach den Katzen, der Hexe oder dem Efeu, die alle jederzeit in Erscheinung treten konnten.
    Und ich dachte an

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