Crescendo
nicht dick genug. Vater ging auf der Suche nach ihr hinterher und brach auch ein. Das war’s.«
Das Band stoppte. Stille breitete sich im Raum aus. Batchelor sprach als Erster.
»Der arme Kerl. Jahrelang keine Liebe, keine Familie gehabt, endlich ein richtiges Zuhause, und dann passiert so was. Einfach schrecklich.«
»Vielleicht«, sagte Fenwick. Irgendetwas in seiner Stimme ließ die beiden anderen aufmerken, und sie blickten ihn an. »Aber in seiner Akte steht, dass Griffiths am dritten August Geburtstag hat. Zu der Jahreszeit gibt es nicht gerade viel Eis und Schnee.«
Nachdem Batchelor gegangen war, hörten sie sich noch mehr von seinen Bändern an, die jetzt beschlagnahmt worden waren.
»In der Oberstufe fing ich an, mich mit Mädchen zu verabreden, aber eine feste Freundin hatte ich erst, als ich schon gearbeitet habe. Sehr oft mochte ich die Mädchen nicht mal besonders, manche waren richtig albern, aber es wurde nun mal von einem erwartet, und der Sex machte Spaß.«
»Kamen Sie gut bei Mädchen an?«
»Oh ja, vor allem bei den Hübscheren. Die waren es gewohnt, dass die Jungs hinter ihnen her waren, und da ich mich nicht an sie rangemacht habe, war ich für sie eine Herausforderung. «
Fenwick warf MacIntyre einen Blick zu. »Was fällt Ihnen als Erstes dabei ein?«
»Arroganter Widerling.«
»Mir auch, aber was noch?«
»Dass es ein bisschen einstudiert klingt, leicht gekünstelt? Worauf wollen Sie hinaus?«
»Denken Sie an die beiden Profiler-Gutachten. Darin werden Griffiths’ Verbrechen als das Werk eines Menschen eingestuft, der über ein geringes soziales Selbstbewusstsein verfügt, schlecht eingegliedert ist, höchstwahrscheinlich ohne normale Beziehungen.«
»Ja, aber da stand auch, dass er vermutlich noch immer bei Vater oder Mutter wohnt, und das ist eindeutig falsch.«
»Zugegeben, aber in den Berichten heißt es auch, dass Täter B weit besser angepasst ist, und wie wir wissen, ist er so glattzüngig, dass die Opfer ihn mit zu sich nach Hause nehmen. Ich denke, Griffiths benutzt dessen Worte, nicht seine eigenen.«
»Möglich.«
»Vielleicht haben sie sich bei der Arbeit kennen gelernt, vielleicht auch in dem Kinderheim, und sich dann zusammengetan.«
MacIntyre starrte Fenwick schweigend an.
»Sie sind ein interessanter Bulle, wissen Sie das? Ich wette, wenn Ihnen einer sagen würde, dass Sie eine gute Intuition haben, würden sie ihm widersprechen, rein aus Prinzip, aber ich finde, Sie haben wirklich einen guten Riecher.«
»Manche Leute nennen das Glück.« Fenwick stand auf und schob die Tonbänder in einen Beweismittelbeutel, wollte das Gespräch beenden, doch MacIntyre war noch nicht fertig.
»Ich denke, ein guter Polizist braucht eine gute Intuition. Mein Vater war Superintendent in den Highlands. Er hat immer an seinen Instinkt geglaubt, hat gesagt, damit habe er mehr Verbrecher dingfest gemacht als mit irgendwas sonst.«
»Na, Sie haben ja vorhin selbst gesagt, Griffiths würde sich auf dem Tonband gekünstelt anhören. Woran haben Sie das gemerkt?«
»Jahrelanges Training.« MacIntyre lachte. »Na schön, vielleicht besitzen wir ja alle die Fähigkeit, über die reinen Fakten hinauszublicken, aber ich glaube, bei Ihnen steckt noch mehr dahinter.«
Fenwick zuckte die Achseln und wandte sich zur Tür.
»Kommen Sie, wir sind spät dran.«
Die nächste Lagebesprechung sollte in fünf Minuten anfangen, und MacIntyre hatte das gesamte Team in den großen Konferenzraum bestellt.
MacIntyre leitete die Besprechung souverän, erwähnte die Möglichkeit einer Verbindung zu Griffiths, jedoch mit der Einschränkung, dass es sich nur um eine Theorie handelte. Er war nicht sonderlich groß, aber er besaß eine Präsenz, die Führungsstärke und Durchsetzungsvermögen ahnen ließ. Er erklärte seinen frustrierten Mitarbeitern, dass er zwar mit dem National Crime Squad im Gespräch war, dass aber die Ermittlungen nach wie vor in ihren Händen lagen.
»Chief Inspector Andrew Fenwick ist es gelungen, eine potenzielle Verbindung zwischen Lucindas Mörder und anderen Verbrechen aufzuzeigen, und er hat bislang eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen gespielt. Ich übertrage ihm die Leitung eines kleinen Teams, das zurückliegende Straftaten, die eine ähnliche Handschrift aufweisen, unter die Lupe nehmen soll. Brown und Knots, Sie sind ab jetzt dem Chief Inspector unterstellt.«
Fenwicks gewohnheitsmäßiges Pokerface verriet keinerlei Verblüffung angesichts
Weitere Kostenlose Bücher