Crescendo
Nightingale.«
»Damit müssen Sie aufhören, Andrew. Ich gebe ja zu, es besteht die entfernte Möglichkeit, dass dieser Täter irgendwie mit Griffiths zusammenhängt, aber Nightingale geht’s gut. Sie haben doch ihre Mail erhalten. Lassen Sie es sein – es ist eine unnötige Komplikation, die nur in Ihrem Kopf entstanden ist.«
»Aber die äußerliche Ähnlichkeit …«
»Gerade deshalb ist sie ja für den Einsatz ausgesucht worden. Hören Sie, MacIntyre möchte Sie in seinem Team haben. Das bedeutet, dass Sie in London sind, bis der Fall abgeschlossen ist, und Sie können Ihren persönlichen Kreuzzug nicht dorthin mitnehmen. Sind Sie bereit dazu?«
Fenwick dachte an die Kinder, die in den Ferien zu Hause sein würden, und atmete tief durch.
»Ja. Ich mach das.« Da Quinlan ähnlich skeptisch war wie MacIntyre, war es die einzige Chance, seiner Theorie weiter nachgehen zu können. Zum Teufel mit den Konsequenzen.
Das Problem, wie er Quinlan und MacIntyre davon überzeugen konnte, dass Nightingale ernsthaft in Gefahr war, nagte den Rest des Tages an ihm, auch noch, als er mit Bess und Chris zusammen war. Als er ihnen erklärte, dass er eine Zeit lang fortmüsse, gab es Tränen und schmollende Gesichter, aber als er sie schließlich ins Bett brachte, viel später als sonst, waren sie schon wieder Freunde. Mrs Knight versicherte ihm netterweise, dass sie nötigenfalls auf ihren freien Tag verzichten würde, und als er seinen kleinen Koffer packte, konnte er es kaum noch erwarten, mit der Arbeit anzufangen.
Auf dem Weg nach London am nächsten Morgen rief MacIntyre an und teilte ihm mit, dass er Batchelor zur Vernehmung ins Präsidium bestellt hatte, was dem Psychiater gehörig gegen den Strich ging.
»Ich denke zwar noch immer, dass Täter B nichts mit Griffiths zu tun hat, aber ich muss mich in jeder Hinsicht absichern. Falls Griffiths eine Verbindung ist, würden ihn zu viele Vernehmungen misstrauisch machen, aber den Doktor können wir fragen, was wir wollen. Ich will mir selbst eine Meinung bilden.«
Batchelor wartete schon im Vernehmungsraum. Seine scheinheilige Selbstzufriedenheit hatte einem sorgenvollen Ausdruck Platz gemacht, wie Fenwick mit Genugtuung feststellte. MacIntyre führte das Wort.
»Wir vermuten, dass Griffiths in Kontakt zu einem Mann steht, der junge Frauen vergewaltigt und ermordet. Wir müssen den Mann identifizieren, bevor er erneut zuschlägt, und dabei könnten uns Informationen von Griffiths helfen. Wie ich schon heute Morgen am Telefon sagte, falls Sie sich auf Ihre ärztliche Schweigepflicht berufen, werde ich alles Erforderliche tun, um Sie zur Kooperation zu zwingen. Der Innenminister persönlich ist an diesem Fall interessiert.«
»Es gibt keinen Grund, mir zu drohen, Superintendent.« Ihm zitterten die Hände, als er nach einer Zigarette tastete und sie anzünden wollte.
»Hier drin ist Rauchen verboten.« MacIntyre stellte einen Kassettenrecorder auf den Tisch und schaltete ihn ein. Er nannte die anwesenden Personen, Uhrzeit und Datum und schaute den Arzt dann erwartungsvoll an.
»Wie würden Sie Griffiths beschreiben? Was für ein Mensch ist er?«
»Intelligent. Ich habe seinen IQ mehrmals getestet. Er kommt auf 110. Reserviert, schüchtern, nicht immer eloquent. Es hat mich nicht überrascht, dass er als Software-Entwickler gearbeitet hat.«
»War er erfolgreich?«
»Sehr. Er hat mir mal erzählt, dass er in seinem besten Jahr 100000 Pfund verdient hat. Außerdem besaß er Aktien von einer der Firmen, bei denen er beschäftigt war. Ihm gefiel die Vorstellung, Aktionär zu sein, obwohl er auch frustriert war, weil er anders als andere seine Anteile nicht verkauft hat, als sie zehnmal so viel wert waren wie jetzt.«
Fenwick hob die Hand, und MacIntyre nickte.
»Sie haben gesagt, ›anders als andere‹. Was glauben Sie, welche anderen er damit gemeint hat?«
»Ich weiß nicht.«
»Es muss aber doch jemand gewesen sein, den er gut kannte, schließlich spricht man nicht mit jedem über seine persönlichen Finanzen.«
»Vermutlich. Lassen Sie mich überlegen, was ich Ihnen sonst noch über den Mann erzählen kann.« Er lehnte sich zurück und strich sich über den dünnen Bart. Allmählich kehrte sein Selbstbewusstsein zurück. »Ich habe schon viele Patienten gehabt, die Gewaltverbrechen begangen haben. Griffiths ist ganz anders. Ehrlich gesagt, kann ich mir kaum vorstellen, dass er zu solcher Gewalt gegen Frauen fähig ist.«
»Hat er je irgendwelche
Weitere Kostenlose Bücher