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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Pfund. Selbst um diese späte Uhrzeit reichte das dicke für ein Taxi nach Hause. Sie hatte die Telefonnummern von drei Taxiunternehmen in der Handtasche, darauf hatte ihr Dad bestanden.
    Vor dem Münztelefon im Gang zu den Toiletten war eine Schlange, und als sie schließlich an die Reihe kam, war nur noch eine Handvoll Gäste im Pub. Die Nummer der ersten Taxifirma war besetzt, die zweite versprach eine dreißigminütige Wartezeit, und die dritte war ebenfalls besetzt. Sie wollte gerade wieder die erste Nummer wählen, als der Barkeeper ihr auf die Schulter klopfte.
    »Komm schon, Mädchen, du musst jetzt gehen.«
    Sie widersprach nicht. Am Bahnhof rief sie noch einmal das dritte Taxiunternehmen an. Die Nummer war wieder besetzt, und sie fing an zu zittern, inzwischen völlig durchgefroren. Falls sie kein Taxi kriegte, das sie vor Mitternacht nach Hause brachte, würde sie ihren Dad anrufen. Am liebsten hätte sie das direkt getan, aber sie hatten heute Morgen Streit gehabt, weil sie nicht studieren wollte, wie er es sich für sie erhofft hatte, und sie wollte ihm gegenüber keinerlei Schwäche zeigen.
    Die Telefonzelle war förmlich mit Visitenkarten von Taxiunternehmen tapeziert. Sie suchte sich willkürlich eine aus und kam direkt durch. Sie könnten ihr innerhalb von fünfundzwanzig Minuten einen Wagen schicken. Die Frau in der Zentrale war freundlich. »Wenn Sie Pech haben, fährt Sie mein Mann. Dann halten Sie sich gut fest.« Sie lachte leise glucksend, das heisere Lachen einer Raucherin.
    Ginnys Laune besserte sich. Fünfundzwanzig Minuten waren ein Klacks, und unter dem Vordach war es fast trocken. Sie legte auf und musste zweimal niesen.
    »Gesundheit! Alles in Ordnung? In so einer Nacht sollten Sie nicht allein unterwegs sein.«
    Es war eine nette Stimme, mitfühlend und kultiviert. Ginny milderte ihr abweisendes Achselzucken mit einem flüchtigen Lächeln.
    »Im Ernst. Wie kommen Sie nach Hause? Haben Sie genug Geld für ein Taxi? Entschuldigen Sie die Frage, aber Sie erinnern mich an meine jüngere Schwester, und ich fände es furchtbar, wenn sie in so einer Nacht allein unterwegs wäre. Ich kann Ihnen ein Taxi bestellen, wenn Sie möchten, mach ich gern. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn eine hübsche Frau wie Sie sich verkühlen würde, weil ich sie im Regen hab stehen lassen.«
    Ginny sah ihn zum ersten Mal an und lächelte nun richtig. Er war groß, hatte schöne grüne Augen, breite Schultern und eine coole Frisur. Aber er war ein Fremder, und er war ein Mann. Und mit fremden Männern sprach sie grundsätzlich nicht, wie man es ihr als kleines Mädchen eingeschärft hatte. Das war einer der Gründe, warum sie sich an Dana und Rachel rangehängt hatte. Die beiden kannten da keine Hemmungen.
    »Ich hab schon ein Taxi bestellt, danke.«
    Er legte die Stirn in Falten, die jedoch gleich wieder verschwanden.
    »Ich wette, Sie müssen noch ein Weilchen warten. Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen?«
    Die Idee war verlockend. Etwas Warmes in attraktiver Begleitung war besser, als hier draußen in der feuchten Kälte zu warten. Und was war an einem Kaffee schon weiter schlimm?
    Die Bahnhofscafeteria hatte schon zu, aber gegenüber war ein italienisch aussehendes Restaurant (zumindest war die Markise rot, weiß und grün), und sie gingen hinein. Er sagte ihr, er heiße Graham. Er ließ sie an einem Tisch gleich neben der Tür Platz nehmen, während er zur Theke ging. Wenn sie den Kopf drehte, konnte sie den Taxistand sehen, und sie entspannte sich.
    Graham blieb eine Weile weg. Als er schließlich wiederkam, stellte er mit triumphierender Miene zwei große Tassen Cappuccino mit viel Schaum auf den Tisch.
    »Geschafft! Und ich hab dem Typen an der Theke sogar noch was abspenstig machen können.« Er zog zwei Amaretto-Kekse aus der Tasche und reichte ihr den rosa verpackten.
    »Danke.« Sie war nicht hungrig, wollte aber nicht unhöflich sein. Er sah zu, wie sie die Verpackung aufmachte und anfing, die Zuckerkörner von dem Keks zu knabbern.
    »So isst man die aber nicht!« Er lachte und tunkte seinen in den Kaffeeschaum, dann schob er ihn ganz in den Mund. »Köstlich. Na los, probieren Sie’s.«
    Ginny hatte noch immer keinen Appetit, doch er war nett und freundlich, also tat sie ihm den Gefallen und aß beide Hälften ihres Kekses. Er plauderte zwanglos mit ihr, während sie an dem Kaffeeschaum nippte und nach ihrem Taxi Ausschau hielt. Es war noch immer nicht da, aber sie beschloss, vorsichtshalber

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