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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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etwas, das ihn die letzten Stunden seiner Schicht wach hielt, und er wechselte zu Radio Four. Er hörte träge zu, bis ein Bericht über die Entführung und Vergewaltigung einer jungen Frau in Wales seine Aufmerksamkeit weckte. Der Ort lag gar nicht weit entfernt. Er schüttelte den Kopf, als einige Details geschildert wurden, und dachte, dass sie von Glück sagen konnte, mit dem Leben davongekommen zu sein. Junge Frauen konnten heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Bei dem Gedanken musste er wieder an das Mädchen denken, das er gerade abgesetzt hatte. Nur gut, dass sie einen Freund hatte, der so anständig war, sie sicher nach Hause zu bringen.
    Der Radiomoderator interviewte jetzt den Polizisten, der die Ermittlungen leitete, einen Superintendent Amos. Der Beamte beschrieb den Täter: weiß, männlich, etwa fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt, gut einen Meter achtzig groß und schlank, aber muskulös, braunes Haar, blaue Augen. Amos betonte, dass der Mann Haar- und Augenfarbe häufig veränderte. Der Moderator wies darauf hin, dass der Täter eine große Gefahr für junge Frauen darstellte, vor allem für dunkelhaarige, gut aussehende Frauen.
    Geoff Minny verlangsamte sein Taxi. Eine jähe Erinnerung rief ihm ein Bild von dem jungen Mädchen vor Augen, wie sie den Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet hatte, als er davonfuhr. Auf einmal erschien ihm die ganz normale Fuhre mit dem guten Trinkgeld, von der er gerade zurückkehrte, düster und bedrohlich, und er hielt am Straßenrand, um nachzudenken.
    Es war alles einwandfrei gewesen, sagte er sich. Sie war jung, betrunken, spät nachts noch unterwegs. Er hatte sie bloß nach Hause gefahren … nur dass er genau das eben nicht getan hatte, oder? Er hatte ein junges Mädchen, das kaum älter als seine Nichte sein konnte, hilflos mitten in der Walachei ausgesetzt, mit irgendeinem komischen Typen, der behauptete, ihr Freund zu sein.
    »Ach du Scheiße!«, sagte er laut, und auf einmal war ihm ein bisschen schlecht. Der Altersunterschied und ihre Verfassung waren ihm seltsam vorgekommen, als er sie am Taxistand abgeholt hatte, aber er hatte schon Eigenartigeres erlebt. Schuldgefühle überfielen ihn, und ihm wurde heiß und übel.
    Er drehte das Radio lauter, damit er das Ende des Berichtes mitbekam.
    »… und Sie glauben, es könnte sich um denselben Mann handeln, der im Juni eine junge Frau in Knightsbridge ermordet hat?«
    »Wir können es nicht mit Sicherheit sagen, aber es gibt Ähnlichkeiten, auf die ich hier nicht näher eingehen kann.«
    »Wurde er irgendwo sonst gesehen?«
    »Wir glauben, dass er in den Wochen vor der Entführung von Tasmin möglicherweise mit dem Zug von London nach Birmingham gefahren ist und von dort aus eventuell nach Telford. In diesen Gebieten bitten wir die Bevölkerung um erhöhte Wachsamkeit.«
    »Alles ganz normal«, murmelte Geoff leise und wischte sich die Handflächen an der Hose ab, wo sie feuchte Spuren hinterließen. Seine Frau meldete sich über Funk, um ihn zu einem anderen Fahrgast zu schicken, aber er antwortete nicht. Angenommen … der Gedanke war zu grässlich. Nein, seine Phantasie ging mit ihm durch. Es war schon spät, und er war müde. Er legte einen Gang ein, ließ die Kupplung kommen und gab Gas. Er war noch keine fünfzig Meter gefahren, als er erneut anhielt.
    Und was, wenn sein Instinkt ihn nicht trog? Was, wenn das junge Mädchen in Gefahr gewesen war, nicht betrunken, sondern unter Drogen gesetzt? Er hatte schon öfter von solchen Sachen gelesen – da gab es eine »Vergewaltiger-Droge«, Rohipp-irgendwas. Was wenn … Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu entwirren. Er drehte langsam durch. Zu viele Nachtschichten, weil die mehr Geld einbrachten, und zu viele Tassen Kaffee, damit er wach blieb. Er würde dastehen wie ein Vollidiot, wenn er seinen Befürchtungen nachgab und die Polizei verständigte, nur um später hören zu müssen, dass er ein Liebespärchen angezeigt hatte. Das Auge des Gesetzes fände das bestimmt gar nicht komisch, und außerdem könnte er den Rest der Nacht bestimmt keine Fuhre mehr übernehmen.
    Er zündete sich eine Zigarette an, aber seine Besorgnis verflog einfach nicht. Was würden seine Frau und sein Sohn sagen, wenn sie erfuhren, dass er ein Mädchen allein gelassen hatte, das später ermordet worden war? Ein Schauder durchlief ihn.
    »Scheiße, Scheiße!« Er drückte die Zigarette aus und wendete den Wagen.
    »Graham« zog tief an der Selbstgedrehten und sah, wie

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