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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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schon mal zu gehen.
    »Ich muss los. Danke für den Kaffee.«
    »Sie haben ihn ja gar nicht angerührt. Trinken Sie wenigstens ein bisschen. Das wärmt Sie etwas auf.«
    »Na gut.« Sie trank einen großen Schluck und zog eine Grimasse. »Was ist denn da drin?«
    »Grappa, aber nur ein Schuss. Hilft wunderbar bei Erkältung, und schadet Ihnen ganz bestimmt nicht.«
    Aus purer Höflichkeit nahm Ginny noch einen Schluck von dem inzwischen lauwarmen Kaffee, dann stand sie auf, um zu gehen. Sie nieste zweimal, als sie sich verabschiedete. Sie kam sich ziemlich würdelos vor, als sie ihre Jacke nahm und zur Tür ging. Irgendwie war er schon dort und hielt sie ihr auf, ehe sie ihn daran hindern konnte.
    »Ich bringe Sie zum Taxistand und warte mit Ihnen, bis Ihr Taxi kommt. Nein, keine Widerrede. Sie sollten um diese Uhrzeit nicht mehr allein unterwegs sein. Es wundert mich, dass Ihr Freund Sie einfach sich selbst überlassen hat.«
    Ginny überging die Bemerkung, es war einfacher so. Außerdem hatte sie Schwierigkeiten, ihren Arm in den Jackenärmel zu manövrieren.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen. So, das hätten wir. Und machen Sie die Jacke richtig zu, es regnet immer noch.«
    Das Restaurant kam ihr auf einmal überheizt und stickig vor. Sie fasste sich an die Stirn, rechnete damit, dass sie sich heiß anfühlte, doch zu ihrer Überraschung war die Haut kalt und feucht. Sie hatte bestimmt Fieber. Ihre Hand zitterte, und sie war etwas wackelig auf den Beinen.
    »Geht’s Ihnen gut?«
    »Mir ist heiß, nur heiß. Frische Luft. Tut gut.«
    Ginny stellte entsetzt fest, dass ihr vollständige Sätze schwer fielen. Sie hatte die Worte im Kopf, aber wenn sie sie aussprechen wollte, verhakten sie sich in ihrem Mund. Sie trat hinaus in den Nieselregen und wartete darauf, dass sich ihre Benommenheit klärte. Stattdessen wurde es nur noch schlimmer. Sie versuchte, den blöden rosa gepunkteten Schirm zu öffnen, doch ihre Finger fühlten sich an wie unbewegliche Würste. Er machte ihn für sie auf und hielt ihn ihr über den Kopf, während er sie zum Taxistand dirigierte. Als sie stolperte, schob er seine freie Hand unter ihren Ellbogen, um sie zu stützen, dann schlang er sie um ihre Taille, als sie anfing zu schwanken. Er hielt sie zu fest.
    »Nee.« Sie wollte sagen: »Nicht, lassen Sie das«, aber sie bekam die Lippen nicht auf. Sie wollte ihn wegstoßen, doch ihre Arme waren bloß nutzlose Klötze rechts und links von ihr, die nicht reagierten.
    Er zog sie jetzt richtig fest an sich, und Panik stieg in ihr auf.
    »Zappel nicht so. Sonst fallen wir beide noch hin. Ah! Ist das dein Taxi?«
    Ein Wagen rollte heran, der Fahrer öffnete das Beifahrerfenster ein Stück und rief: »Virginia Matthews?«
    »Virginia? Ach so, ja, Ginny, das sind wir.«
    »Sie ist betrunken. Ich nehme keine Betrunkenen mit. Die kotzen alles voll.«
    Der Mann, der sich als Graham vorgestellt hatte, lachte.
    »Keine Sorge, das hat sie schon erledigt. Nichts mehr drin. Ich muss sie jetzt nur noch sicher nach Hause bringen.«
    Ginny hörte, wie er eine Adresse angab, die in der falschen Richtung lag, und öffnete den Mund, um stumm zu protestieren. Der Taxifahrer blickte sie an und runzelte die Stirn.
    »Nichts mehr drin? Ganz sicher? Kostet zwanzig Piepen extra, wenn sie mir ins Auto kotzt. Ehrlich gesagt …« Der Fahrer schien kurz davor, einfach wegzufahren.
    Graham schob etwas durch den offenen Fensterspalt.
    »Hier haben Sie zehn, als Anzahlung. Wenn ihr schlecht wird, halten Sie einfach an und schmeißen uns raus, und ich geb’ Ihnen noch mal zehn. Nun seien Sie doch nicht so. Sehen Sie sich doch nur an, in welchem Zustand sie ist. Außerdem macht ihr Vater sich bestimmt schon Sorgen.«
    Ginny versuchte, den Kopf zu schütteln, schaffte es aber nur, ihr Kinn auf die Schulter zu drücken. Widerstrebend entriegelte der Taxifahrer die Türen, und sie wurde ins Auto verfrachtet.
    »Danke, mein Bester. Das werde ich Ihnen nicht vergessen.« Kaum saßen sie beide im Wagen, da machte Graham das Fenster weit auf. »Frische Luft wird ihr gut tun«, erklärte er, doch selbst in ihrem benebelten Zustand konnte Ginny die Anspannung spüren, die er ausstrahlte.
    Keiner sagte etwas, während die Reifen durch Pfützen zischten und die orangegelben Straßenlampen seltener wurden, bis gar keine mehr zu sehen waren. Der Wagen ließ die Stadt hinter sich, und Ginny merkte, wie sich eine durch die Droge ausgelöste Gleichgültigkeit in ihr breit machte, widerlicher als

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