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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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auf einmal, das muss vor rund fünfzehn Jahren gewesen sein, kommt er rein und hebt dreihundert Pfund ab, in bar!«
    »Das finde ich an und für sich nicht ungewöhnlich.«
    »Das war sehr viel Geld, Chief Inspector, und es blieb nicht bei dem einen Mal. Von da an hat er jeden Monat dreihundert Pfund abgehoben. Innerhalb von ein paar Jahren schrumpfte sein Sparkonto von mehreren tausend Pfund auf nichts.«
    »Und was schlossen Sie daraus, Miss Spinning?«
    »Ich machte mir Sorgen, weil er bis dahin so ein umsichtiger Sparer gewesen war. Und ich dachte, dass er vielleicht angefangen hatte zu spielen. Einmal, als er da war, machte ich eine Andeutung in diese Richtung, aber er erwiderte, dass er in seinem ganzen Leben noch kein einziges Mal gewettet habe. Also dachte ich, dass er vielleicht eine Geliebte hatte. Aber ich hatte ihn und Mrs Smith oft zusammen gesehen und konnte das eigentlich nicht glauben. Deshalb kam ich schließlich zu dem Schluss, er wird erpresst.«
    Das letzte Wort schleuderte sie Fenwick dramatisch entgegen und blickte ihn dann erwartungsvoll an, während er versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen.
    »Eine interessante Theorie, Miss Spinning.«
    »Emily, bitte. Was sagen Sie nun?«
    »Können Sie das durch irgendetwas erhärten?«
    Sie schaute ihn entgeistert an.
    »Haben Sie Beweise?«, fragte er und hoffte, nicht so ungeduldig zu klingen, wie ihm zumute war.
    »Ah, nein, nichts Handfestes, aber mit der Zeit sah er immer bedrückter aus.«
    »Geldsorgen?«
    »Ich glaube nicht. Er hatte gerade nach fünfundzwanzig Jahren die Hypothek auf das Haus abbezahlt, und er hatte einen guten Posten im öffentlichen Dienst.«
    Fenwick trank seinen Tee aus, stand auf und wollte sich verabschieden.
    »Bleiben Sie doch noch. Was wollen Sie jetzt machen?«
    »Natürlich versuchen, Mr Smith zu finden, und seine Frau.«
    Sie blickte ihn finster an, aber er hatte keine Zeit, auf ihre Enttäuschung Rücksicht zu nehmen.
    »Dann glauben Sie also nicht, dass er tot ist?«
    »Wie bitte?« Er setzte sich abrupt. »Wieso sollte er tot sein?«
    »Ich weiß nicht. Nur so ein Gefühl. Wenn er erpresst wurde, wäre es nicht abwegig, dass er sich umgebracht hat, als das Geld alle war.«
    »Aber Sie haben mir doch gerade gesagt, dass er ein eigenes Haus hatte.«
    »Stimmt, aber warum sollte er sonst einfach so verschwinden? Irgendwann, es war im Sommer, kam er plötzlich nicht mehr. Es gab noch ein paar Briefe und Anrufe, danach nichts.«
    »Vielleicht sind er und seine Frau weggezogen.«
    »Dann hätte er sein Konto aufgelöst – in solchen Dingen war Mr Smith penibel.«
    »Verstehe, tja, äh, Emily, Sie haben mir da reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert.«
    »Gut. Ich hoffe, dass er lebt und Sie ihn finden. Er war ein netter Mann.«
    »Irgendeine Idee, wo ich suchen könnte?«
    »Fangen Sie mit seinem Bruder Frederick an. Die beiden haben sich nicht gut verstanden, angeblich haben sie sogar kein Wort mehr miteinander geredet, aber er ist nun mal sein Bruder, also wäre es einen Versuch wert.«
    »Ich wusste nicht, dass er einen Bruder hat. Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Er hat ein Haus auf der Elm Street. Lebt von der Sozialhilfe. Der Mann hat in seinem ganzen Leben nicht einen Tag lang richtig gearbeitet. Verschieden wie Tag und Nacht, diese Brüder. Der arme Mr Smith.«
    Fenwick bezahlte den Tee und ging, doch Emily kam ihm hinterhergelaufen.
    »Falls Sie ihn finden, würden Sie ihm bitte Grüße von mir bestellen und ihm sagen, dass ich noch immer in der Sparkasse arbeite?«
    »Gern.«
     
    Fenwick ging das kurze Stück zur Elm Street zu Fuß und fand schließlich das Haus von Frederick Smith. Die Farbe blätterte von den Fensterläden, und auf dem Rasen vor dem Haus stand eine alte Waschmaschine, die drei Autos in unterschiedlichen Phasen der Demontage Gesellschaft leistete. Aus einem Schuppen irgendwo weiter hinten plärrte ein Radio, und Fenwick folgte dem Geräusch.
    Ein kleiner untersetzter Mann stand vor einer Werkbank über eine Autobatterie gebeugt.
    »Mr Smith?«
    »Wer will was von ihm?« Der Mann drehte sich nicht mal um.
    »Detective Chief Inspector Fenwick, Kripo Harlden.«
    Der Mann erstarrte für einen Moment, dann arbeitete er mit gespielter Lässigkeit weiter.
    »Was wollen Sie?«
    »Mich ein paar Minuten mit Ihnen über David Smith unterhalten.«
    Daraufhin drehte er sich um. Fenwick blickte in das fleckige Gesicht, in dem ein drei oder vier Tage alter Bart prangte, und sah verblüfft, dass der Mund

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