Crescendo
bewilligt.«
»Der Superintendent möchte Sie sprechen.«
Superintendent Quinlan telefonierte gerade, winkte ihn aber in sein Büro. Er beendete das Gespräch abrupt und streckte die Hand aus.
»Andrew, schön Sie zu sehen. Ohne Sie hat hier wirklich was gefehlt.«
»Das höre ich gern. Ehrlich gesagt, freu ich mich schon wieder auf richtige Polizeiarbeit.«
Quinlans Miene verfinsterte sich.
»Schließen Sie doch bitte die Tür, ja. Hören Sie, ich wollte schon seit einer Weile mit Ihnen reden. Haben Sie wirklich vor, die Versetzung abzulehnen? Das könnte ihrer Karriere gut tun …«
»Und Sie meinen, die hat Pflege nötig, nicht wahr?«
Quinlan sprach hastig weiter, als hätte Fenwick nichts gesagt.
»Commander Cator bringt es bis ganz nach oben, davon bin ich überzeugt, und er hat ausdrücklich um Sie gebeten. Das ist ein Kompliment und eine Chance, die Sie nicht noch einmal kriegen.« Fenwick öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Quinlan war noch nicht fertig. »Es gibt keine Garantie für eine Beförderung, natürlich nicht, aber als Mitarbeiter in seinem Team und bei Ihrer Aufklärungsquote könnten Sie es schnell zum Superintendent bringen.«
»Schneller als hier, meinen Sie?« Die Frage wurde von Fenwicks typischem gequälten Lächeln begleitet, aber Quinlan verzog trotzdem das Gesicht.
»Da halte ich mich raus«, entgegnete er barsch, und Fenwick bereute seinen Sarkasmus. Die spitze Bemerkung zielte nicht gegen den Superintendent. Er wusste, dass sein Boss sein größter Förderer war, aber dessen Boss wiederum, der Assistant Chief Constable von West-Sussex, Harper-Brown, konnte ihn nicht ausstehen. Er war einfach nicht unterwürfig genug.
»Tut mir Leid, das war eine dumme Bemerkung. Aber London ist wirklich nichts für mich.«
»Wegen der, äh, Pendelei und wegen …«
»Nein, mit den Kindern hat das nichts zu tun.« Fenwick sprach den eigentlichen Punkt ohne Umschweife an. Alle Welt glaubte, es sei ein Hindernis für seinen Beruf, dass er allein erziehender Vater von zwei Kindern im Alter von neun und sieben Jahren war, aber er hatte eine Haushälterin, die bei ihnen wohnte und alles wunderbar im Griff hatte. Die Kinder schienen sich endlich an die Situation gewöhnt zu haben, und dank einer Versicherung seiner Frau hatte er die Hypothek auf das Haus abbezahlen können. Selbst die Besuche bei Monique im Krankenhaus waren zur Routine geworden, traurig, das noch immer, aber nicht länger traumatisch.
»Dann also wegen der Cliquenwirtschaft. Habe ich mir schon gedacht. Sie werden sich nie so weit verbiegen, dass Sie es zum Diplomaten bringen.«
Fenwick lachte laut, und sein Vorgesetzter sah ihn verblüfft an. In den Monaten vor seinem Einsatz in London hatte er ihn selten auch nur lächeln sehen. Während seiner Abwesenheit hatte er sich verändert, und etwas von dem alten Fenwick, der seit der Erkrankung seiner Frau verschwunden gewesen war, kam allmählich wieder zum Vorschein.
»Ich fand diese Cliquenwirtschaft entsetzlich, und auch diese Leisetreterei, mit der man seine Arbeit machen muss, aber ich hab mich so durchgewurstelt, weil mir keine andere Wahl blieb. Commander Cator hat mir sogar zu meiner guten Arbeit gratuliert. Er hatte wesentlich Schlechteres erwartet.«
»Was ist dann der Grund? Warum lassen Sie sich die Chance auf eine fast sichere Beförderung entgehen?«
Quinlan blickte ihn gequält an. Er war ein alter Freund und Verbündeter, und Fenwick fand, dass er eine ehrliche Antwort verdiente.
»Das ist mir alles zu indirekt. Die Ermittlungen ziehen sich über Jahre hin, und die Kriminellen gehen so trickreich vor, dass die Beweislage oft völlig undurchschaubar ist, so als würde man mit verbundenen Augen einen Zauberwürfel drehen. Die Syndikate haben mehr Geldmittel zur Verfügung als wir! Und überhaupt bin ich nicht besonders gut darin, Verbrechen am Schreibtisch aufzuklären.«
Den größten Minuspunkt verkniff er sich. Die Straftaten waren häufig so kompliziert, dass Geschworene sie nicht durchschauten, was eine deprimierend niedrige Verurteilungsrate zur Folge hatte. Er war ein Mann, der gewinnen musste.
»Cator bezeichnet Sie aber in seinem Bericht an mich als Naturtalent. Er hat Sie ›entschlossen und durchsetzungsfähig‹ genannt, wenn ich mich recht erinnere.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte nichts lieber, als dass Wainwright-Smith arm wie eine Kirchenmaus hinter Gittern landet. Das hat dieser Mistkerl verdient.« Die Gehässigkeit in
Weitere Kostenlose Bücher