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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Fenwicks Stimme verblüffte sie beide. Nach kurzer Stille nickte Quinlan bedächtig. Er verstand.
    »Natürlich. Für Sie war es keine gesichtslose Straftat, das hatte ich vergessen. Nun gut«, er holte tief Luft, »ich habe Ihnen gesagt, was ich denke, und ich werde nicht wieder damit anfangen. Hier wartet genug Arbeit auf Sie, in die Sie sich richtig reinknien können.«
    »Der Fall Griffiths muss für das Team hart gewesen sein.« Die neuen Spuren der Anspannung in Quinlans Gesicht waren Fenwick nicht entgangen. »Wie ich höre, haben Sie das Heft selbst in die Hand genommen, gegen Ende.«
    »Harper-Brown wollte es so. Derek Blite hat die Ermittlungen nach der ersten Vergewaltigung geleitet, aber dann wurde diese arme Frau umgebracht, bei sich zu Hause und nur wenige Tage nach der vorausgegangenen Vergewaltigung. Ich musste die Sache in die Hand nehmen. Aber trotz all unserer Arbeit haben wir die Staatsanwaltschaft nur zur Anklage in drei der sieben Fälle überzeugen können, die unserer Meinung nach auf Griffiths’ Konto gehen. Es ist verdammt ärgerlich, dass die anderen Fälle noch ungelöst sind.«
    »Aber Sie haben es geschafft. Er hat schließlich lebenslänglich bekommen.«
    »Dank Nightingale. Sie hat ihre Sache großartig gemacht. Ich glaube, ohne ihre Aussage wäre er vielleicht freigesprochen worden. Sie hätten das Schlussplädoyer des Verteidigers hören sollen. Er hat die Geschworenen daran erinnert, dass sie nur dann zu einem Schuldspruch gelangen könnten, wenn sie zweifelsfrei von der Schuld des Angeklagten überzeugt seien, und dass die Aussage von Nightingale seiner Meinung nach ernste Zweifel aufwerfen würde.«
    »Er hat verloren, wir haben gewonnen. Nightingale hat allen Grund, mit sich zufrieden zu sein.«
    »Mag sein.« Quinlan blickte skeptisch. »Wissen Sie, dass sie vor zwei Monaten beide Eltern durch einen Autounfall verloren hat? Traurige Geschichte.«
    »Ich hatte keine Ahnung. Wie verkraftet sie es?«
    »Anscheinend ganz gut. Ich hab ihr angeboten, Urlaub zu nehmen, aber sie ist nach der Beisetzung gleich wieder zum Dienst erschienen. Manchmal denke ich, sie mutet sich zu viel zu.«
     
    Am folgenden Tag sah sich das Objekt des gemeinsamen Interesses von Quinlan und Fenwick vor eine weitere, völlig unerwartete Probe gestellt. Als sie ihren Wagen vor dem Präsidium parkte, wurde Nightingale von einer Horde verschwitzter Männer mit Notizblöcken, Mikrofonen und Fotoapparaten umringt. Die Presse hatte sie aufgespürt, was sie mehr verstörte als jede lebensbedrohliche Situation im Dienst. Sie erstarrte.
    »Sergeant Nightingale, ein paar Worte zu dem Griffiths-Urteil bitte, wie fühlen Sie sich?«
    »Bitte hierher sehen. Wunderbar! Und noch mal, danke.«
    »Was war das für ein Gefühl, einem Serienvergewaltiger in die Augen zu schauen?«
    »Stimmt es, dass sie ihm zwischen die Beine getreten haben? Das würde unseren Leserinnen gefallen. Schade, dass sie ihm keinen Dauerschaden zugefügt haben.«
    »Na, kommen Sie, nur ein paar Worte, mehr wollen wir nicht.«
    Nightingale blinzelte rasch, als würde sie aus einer Trance erwachen. Mit gesenktem Kopf strebte sie ohne ein Wort zum Eingang. Zwei von den Männern versuchten, sie aufzuhalten, liefen rückwärts vor ihr her, aber sie ging unbeirrt weiter. Sie wurde mit Fragen bombardiert, und Kameras klickten ohne Unterlass. Als sie die Treppe erreichte, entstand ein Gedränge, jemand fiel gegen sie und sie stürzte nach vorn. Im selben Moment rief eine Stimme über ihrem Kopf.
    »Was zum Teufel ist da unten los?«
    Sie blickte hoch und sah Inspector Blite aus einem Fenster im zweiten Stock spähen, das Gesicht rot angelaufen.
    »Sie kommen auf der Stelle zu mir.«
    Als Nightingale in Blites Büro stolperte, war sie völlig außer Atem, und das kam nicht von den zwei Treppen, die sie hochgelaufen war. Die Begegnung mit den Journalisten hatte sie arg mitgenommen. Ihre Privatsphäre war verletzt worden, und sie fühlte sich schmutzig.
    »Sehen Sie sich das an!« Blite warf ihr die neueste Ausgabe der Daily Mail hin. »Die Seiten vier, fünf und sechs. Lesen Sie.«
    Die Zeitung informierte ausführlich über den Prozess und die polizeilichen Ermittlungen, die schließlich »einen gefährlichen Kriminellen« vor Gericht gebracht hatten. Der Artikel war durchaus polizeifreundlich, und Nightingale fragte sich, was Blite so auf die Palme gebracht hatte. Sie fand die Antwort, als sie Seite sechs aufschlug. Unter der Überschrift »exklusiv«

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