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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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die Zunge dick und geschwollen. Sie war tot.
    Seine erste Reaktion war Verärgerung. Es war so unpraktisch von ihr, jetzt zu sterben! Was sollte er mit der Leiche machen? Dann kam die Angst. Er befand sich in einem fremden Haus voller Menschen, einschließlich einer neugierigen Besitzerin, die wahrscheinlich ständig die Haustür im Auge hatte, wenn sie nicht gerade im Gepäck ihrer Gäste stöberte. Er würde sie hier drin verstecken müssen.
    Das Zimmer war klein und nur mit Waschbecken, Doppelbett, Kleiderschrank und Fernseher eingerichtet. Er schaute unter dem Bett nach. Staubflocken und Flusen verrieten ihm, dass hier nicht regelmäßig sauber gemacht wurde. Er rollte sie vom Bett und schob sie darunter. Es war eng, aber er schaffte es. Anschließend zog er den Volant wieder nach unten und machte das Bett. Dann stellte er ihre Reisetasche unter das Waschbecken, nahm seinen Rucksack und ging aus dem Zimmer. Mit ein bisschen Glück würde es Tage dauern, bis sie was merkten. Auf dem Weg nach draußen wurde er von der Besitzerin angesprochen, und er erklärte, er wolle sich jetzt mit seiner Frau treffen. Sie würden beide den ganzen Tag unterwegs sein. Ihren verwunderten Blick überspielte er mit seinem entwaffnenden Lächeln und ging einfach weiter, ohne dabei das Hinken zu vergessen.
    Die Autoschlüssel in seiner Tasche wogen schwer. Es war lange her, dass er Autofahren gelernt hatte, aber es war ihm ja noch zwei Tage zuvor gelungen, als er die Leiche des Polizisten beseitigen musste. Jetzt war es wieder notwendig. Er hatte keine andere Wahl.
    Der Wagen parkte unter einem Baum, etwas weiter weg, als er in Erinnerung hatte. Die Tür zu öffnen war leicht. Auch hinter dem Steuer Platz zu nehmen war nicht allzu schwer. Er schaffte es sogar, mit nur einem leichten Zittern den Motor anzulassen. Die Probleme begannen, als er versuchte, die Fahrertür zu schließen. Die Fahrt in Wendys Kofferraum hatte ihn wieder an alles erinnert.
    In Gedanken war er schon im Innern des Autos gefangen, festgehalten von einem Sicherheitsgurt, unfähig, richtig Luft zu holen. Er kniff die Augen zu, und das Gesicht seiner Mutter schien vor ihm zu schweben. Sie kreischte panisch, während der Wagen sich allmählich mit Wasser füllte. Sein Vater saß ruhig da, die Hände locker aufs Lenkrad gelegt, taub gegen ihre Schreie. Er hörte ihn immer und immer wieder sagen:
    »Es ist besser so. Auf diese Weise wird die Welt von ihm befreit, und keiner von uns kann je wieder noch einen wie ihn erschaffen.«
    Das Wasser erreichte jetzt die Windschutzscheibe, und der Wagen sank tiefer, in einem Winkel nach vorn geneigt. Ganz langsam rutschte er auf dem schlammigen Ufer hinab in den See.
    Sein Vater hatte die Sicherheitsgurte irgendwie präpariert, sodass sie sich nicht öffnen ließen. Seine Füße wurden nass, Wasser drang durch die neuen Turnschuhe. Aber sein Vater hatte vergessen, ihm den Rucksack abzunehmen, und Dave war ein Junge, der immer gern auf alles vorbereitet war. Sein Taschenmesser steckte in der Außentasche, und er fischte es heraus und bearbeitete damit das robuste Gewebe des Gurtes. Das Material war widerstandsfähiger, als es aussah. Während seine Mutter schrie und der Wagen wieder ein Stück nach vorne rutschte, sägte er wie besessen und atmete dabei tief, um die Ruhe zu bewahren. Er war schließlich dafür geschaffen, Gefahren zu meistern, zu entkommen und sich neuen Gefahren zu stellen. Seit Beginn der Pubertät fühlte er sich unbesiegbar und wurde immer mutiger.
    Die Klinge wurde stumpf. Wasser leckte um seine Knie. Vorne stand es seiner Mutter schon bis zur Taille, wegen der Neigung des Wagens. Sie schlug auf seinen Vater ein, kratzte, flehte, aber er sagte immer nur: »Glaub mir. Wir hätten ihn nie in die Welt setzen sollen. Schon seine Geburt hätte dich fast umgebracht.«
    Dave nahm die spitze Ahle, über die alle gewitzelt hatten, damit könnte man Steine aus Pferdehufen entfernen, und fing an, Löcher in den Gurt zu bohren. Er stach so fest zu, dass er sich am Oberschenkel verletzte, was er aber erst sehr viel später merkte. Nachdem er eine dichte Reihe von Löchern gemacht hatte, versuchte er, den Stoff dazwischen durchzuschneiden. Manchmal klappte es, manchmal nicht, das Gewebe dehnte sich vor der Klinge. Inzwischen waren seine Finger unter Wasser. Seine Mutter hatte den Hals gereckt, um den Kopf über der schlammigen Brühe zu halten. Wieder glitt der Wagen mit einem Ruck wie in Zeitlupe nach vorn, überwand

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