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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Nightingale hatte die ihr empfohlene psychologische Beratung abgelehnt. Nach einem Pflichtbesuch für das Gutachten hatte sie sich mit Grippemedikamenten, Aspirin und Mrs Coopers Suppe zu Hause eingeschlossen. Die Psychologin, die sie besucht hatte, war beunruhigt, und ihr Bericht war einer von vielen, den Superintendent Quinlan studiert hatte, bevor seine beiden Mitarbeiter eintrafen.
    Für eine so junge Beamtin war Louise Nightingales Perso nalakte schon erstaunlich dick. Sie enthielt eine Belobigung wegen Tapferkeit, Hinweise auf zwei Krankenhausaufenthalte aufgrund von Verletzungen, die sie sich im Dienst zugezogen hatte, und ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft, in dem ihre Aussage im Griffiths-Prozess gelobt wurde.
    Er senkte den Blick auf die Unterlagen, tief in Gedanken und ohne das Schweigen, das jetzt in seinem Büro herrschte, unangenehm oder überraschend zu finden. Weder Fenwick noch Nightingale mochten Smalltalk. Er hatte immer gedacht, beide hätten vieles gemeinsam, doch inzwischen war er sich da nicht mehr so sicher.
    Andrew Fenwick wirkte irgendwie verjüngt. Er war sonnengebräunt und machte einen fitten und energiegeladenen Eindruck. Die schreckliche Anspannung, die sich in den Jahren während der Krankheit seiner Frau fest um seinen Mund und seine Kinnpartie gelegt hatte, schien endlich zu weichen. Im Gegensatz dazu war Nightingale kreideweiß und hager. Ihre Handgelenke sahen aus wie dünne Äste, die unter einem festen Griff zerbrechen würden. Die violetten Halbmonde unter den Augen waren die einzige Farbe in ihrem Gesicht. Obwohl sie wie immer ordentlich und adrett wirkte, war ihr Haar stumpf, und die Kleidung schlotterte ihr am Körper.
    Sergeant Cooper hatte sie zweimal besucht, während sie sich auskurierte, und ihr das Beste gebracht, was die Küche seiner Frau zu bieten hatte. Er hatte seine tiefe Besorgnis nicht in einen offiziellen Bericht gekleidet, sondern in privaten Gesprächen unter Kollegen geäußert, und schließlich waren seine Befürchtungen auch dem Superintendent zu Ohren gekommen. Cooper hatte erzählt, dass Nightingale die ganze Woche allein gewesen sei. Ihre einzige Gesellschaft sei eine streunende Katze gewesen, in deren Maul, so Coopers Verdacht, die meisten Fleischpasteten seiner Frau gelandet seien.
    Nightingale brauchte eine radikale Veränderung. Die Versetzung, die er vorschlagen wollte, wäre genau das Richtige für sie.
    »Sind Sie auch wirklich wieder ganz auf dem Damm, Louise?«
    »Vollkommen, Sir. Ich hätte schon am Montag wieder gearbeitet, wenn der Arzt nicht so ein Feigling gewesen wäre.« In ihrer Stimme lag eine ungewohnte Härte.
    »Verstehe«, Quinlan runzelte die Stirn, »wenn das so ist, spricht ja wohl nichts dagegen, die längst fällige Unterhaltung über Ihre weitere Zukunft zu führen. Wie ich schon bei unserem letzten Gespräch sagte, steht Ihrer Karriere nicht das Geringste im Weg, aber eine Versetzung wäre ausgesprochen empfehlenswert. Es gibt da zwei offene Stellen, über die Sie nachdenken sollten.«
    Nightingale öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Quinlan hob die Hand und sprach weiter.
    »Zufällig kenne ich die Chief Constable in Leeds, und ich könnte ein Wort für Sie einlegen. Sie gilt als äußerst kompetent und leitet eine ausgezeichnete Truppe. Sie würden gut dorthin passen.«
    Sie konnte sich nicht länger beherrschen.
    »Aber, Sir, ich will nicht versetzt werden. Ich fühle mich hier sehr wohl.«
    »Sie können nicht ewig in Harlden bleiben.«
    Aber Nightingale war nicht zur Einsicht zu bringen. Sie widersprach mit einer Leidenschaft, die Fenwick ihr gar nicht zugetraut hätte. Er sah, dass Quinlan allmählich ärgerlich wurde, und merkte, dass Nightingale anscheinend nicht klar war, dass es sich nicht um einen diskutierbaren »Vorschlag« handelte. Sie war dabei, mit ihrer Halsstarrigkeit einen einflussreichen Vorgesetzten vor den Kopf zu stoßen, und er hielt es für besser, einzugreifen.
    »Nightingale«, er konnte sich nicht dazu durchringen, sie Louise zu nennen, das kam ihm unnatürlich vor, »Sie sehen das nicht ganz richtig. Das hier ist keine Diskussion. Es wird Zeit, dass Sie Harlden verlassen.«
    Sie sah ihn an, als habe er sie geohrfeigt. Leuchtend rote Flecken erschienen auf ihren Wangen, und einen fürchterlichen Moment lang dachte er, sie würde in Tränen ausbrechen. Sie stand auf, die Augen auf ihn gerichtet, das Gesicht starr.
    »Ich verstehe. Wenn das so ist, werden Sie mich entschuldigen.« Sie

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