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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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als er sich von ihr gelöst und die blutunterlaufenen Augen und die aufgequollene Zunge gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, was er getan hatte.
    Nach seinem ersten Mord waren die nächsten leichter gewesen, aber zunächst noch selten. Er war vorsichtig geblieben, hatte oft die Gegend gewechselt, um keine erkennbaren Regelmäßigkeiten entstehen zu lassen. Die Randgebiete gro-
    ßer Städte lieferten zum einen Anonymität, zum anderen war willkürliche Gewalt dort an der Tagesordnung. Dieses Jahr hatte er innerhalb eines Monats zweimal getötet, ein Schnitt, 392

    der ihn entzückte. Aber er hatte auch zweimal versagt und nicht getötet, wie er sich grimmig in Erinnerung rief.
    Nachdem Wendy gegangen war, vertat er eine ganze Stunde damit, den Tod des Taxi-Mädchens zu planen, bevor er ganz auf einen Plan verzichtete, weil es zu viele Unwägbarkeiten gab. Er würde die Sache einfach so durchziehen, wie er es am besten konnte, auf alle Eventualitäten gefasst sein und sich auf seinen Instinkt verlassen und darauf, dass sich ihm eine günstige Gelegenheit bot. Es würde ihm gelingen, trotz des hohen Risikos.
    Mit frischem Selbstbewusstsein öffnete er die Dateien, die er dem Computer der Polizistin abspenstig gemacht hatte. Sie war in einem Internetcafé online gegangen, daher war der größte Teil uninteressant. Den Rest des Tages verbrachte er damit, Hunderte von Dokumenten zu sichten, und sein Hochgefühl flaute allmählich ab. Als Wendy von der Arbeit kam, verpasste er ihr ein paar Ohrfeigen, weil sie zu laut gewesen war, dann verstaute er die übrigen Ausdrucke, seinen Laptop und die Disketten in einer Tasche. Sobald sie ihn be-kocht und er sich mit ihr vergnügt hätte, würde er fahren.
    Die Vorstellung, noch eine weitere Nacht mit ihr in der Wohnung eingesperrt zu sein, widerte ihn plötzlich an.
    Es war später Abend, als er abfuhr. Auf dem Weg nach Hause dachte er darüber nach, welche Konsequenzen es hätte, wenn er Griffiths aufgab. Wayne könnte reden. Es war unwahrscheinlich, aber er musste darauf gefasst sein. Das bedeutete, er würde Haus und Cottage verkaufen müssen und dann verschwinden. Ins Ausland wäre gut. Wendy würde entsorgt werden müssen, aber erst im letzten Moment, für den Fall, dass er sie noch brauchte. Die Vorstellung, die letzten Reste seiner Vergangenheit auszulöschen und neu anzufangen, war reizvoll. Bei seinen Eltern war 393

    ihm das gelungen, bei ihm selbst müsste es daher ein Kinderspiel sein.
    Der Gedanke weckte eine alte Erinnerung und löste Unbehagen in ihm aus. Hatte er wirklich jede Spur von ihnen ge-tilgt? Im Cottage war garantiert nichts mehr, aber was war mit dem alten Haus der Familie? Er konnte nicht sicher sein, ob er damals schon so gründlich gewesen war. Die Sache ließ ihm keine Ruhe. Er musste auf Nummer sicher gehen, dass nichts mehr auf seine Existenz hindeutete, sonst wäre der Neuanfang, den er vorhatte, von vornherein mit einem Makel behaftet. Er beschloss spontan, noch an diesem Abend zum Haus zu fahren und sich zu vergewissern, dass auch wirklich alle Spuren der Familie Smith ausradiert worden waren.

    Janine schaltete den Fernseher ab und schob das Schutzgitter vor den Kamin. Selbst mitten im Sommer war das Haus irgendwie klamm. Es war ein einsam gelegenes und altmodisches Haus, aber etwas Besseres konnten sie sich nicht leisten.
    Seit der Polizist bei ihr gewesen war, fühlte sie sich unruhig.
    Ihre Stimmung hatte auf Carl abgefärbt, denn er war seit seinem Mittagsschlaf quengelig gewesen, bis sie ihn schließlich ins Bett brachte.
    Janine hatte immer heftige Sehnsucht nach ihrem Mann, wenn er eine lange Tour ins Ausland hatte. Außerdem war ihr etwas mulmig so ganz allein hier draußen. Als es dunkel wurde, beschloss sie, früh ins Bett zu gehen und noch ein bisschen fernzusehen. Die Türen waren verriegelt, aber die alten Schiebefenster waren leicht aufzubrechen. Da musste man nur die Scheibe einschlagen und den Haken lösen. Sie kuschelte sich unter die Decke.
    Er versteckte sich draußen, aufgeregt und zu ungeduldig, um bis zum Morgen zu warten. Er hatte in seinem Leben ja 394

    schon einige hässliche Weiber gesehen, aber die Schlampe da drinnen schoss den Vogel ab. Er würde der Welt einen Dienst erweisen, wenn er sie von ihrem Elend erlöste. Wenigstens ging sie zu einer anständigen Uhrzeit ins Bett. Nicht mehr lange, und er konnte beruhigt einsteigen. Er sagte sich, dass er nur nach irgendwelchen Sachen seines Vaters suchen würde, Zeug,

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