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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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Leuten aufstellen, die wir befragen sollten.«
    »Und was machen Sie, Sir, wenn ich fragen darf?«
    »Ich such mir eine Polizistin und fahr mit ihr noch mal raus zum alten Haus der Smiths. Wir treffen uns wieder hier.«

    389

    Kapitel vierundzwanzig
    Seit zwei Tagen kämpfte er gegen den Drang an, aus Rache für das Überleben des Mädchens durch Telford zu wüten. Er konnte sich nichts vormachen, sie hatte ihn ausgetrickst, sie hatte sich tot gestellt, sodass der Taxifahrer zurückkehren und den Helden spielen konnte. Um sich abzureagie-ren, wanderte er von Sonnenaufgang bis -Untergang durch die Berge beim Cottage und versuchte, die Erinnerung aus dem Kopf zu vertreiben. Schon zweimal war es ihm nicht gelungen, die Aufgabe zu erfüllen, die er sich selbst gestellt hatte. Das war alles nur Griffiths’ Schuld. Er hatte ihm mit seinen blöden Briefen und den schwachsinnigen Einfällen alles vermasselt. Die Polizei hatte die Frau, die er in London getötet hatte, noch immer nicht mit Griffiths’ Vergewaltigungen in Verbindung gebracht.
    Während er einen Hang hinauf- und dann den nächsten wieder hinunterhastete, was sein Blut richtig in Fahrt brachte, nahm allmählich ein neuer Gedanke Gestalt an. Als er die höchste Anhöhe erklommen hatte, hielt er inne und atmete tief durch. Es war simpel. Er brauchte Griffiths doch einfach nur im Gefängnis vergammeln zu lassen. Er war schließlich so blöd gewesen, sich schnappen zu lassen, sollte er doch dafür bezahlen. Wayne war für ihn nie mehr gewesen als ein Bewunderer. Wieso hatte er sich überhaupt so einen Versager aufgehalst? Smith konnte sich nicht eingestehen, dass ihm einmal die Lobhudeleien eines Menschen wie Griffiths gut 390

    getan hatten. Als er zurück zum Cottage ging, spürte er, wie sich alle Bindungen zu ihm auflösten.
    Er würde tun, was er tun wollte, und zwar auf seine Art, und er würde mit einer Stippvisite bei Wendy anfangen. Das munterte ihn normalerweise auf, wenn er das Gefühl hatte, in dem Cottage langsam durchzudrehen, wie immer nach ein paar Tagen. Er fühlte sich wie eingeschlossen, und das hielt er nirgendwo lange aus. Er musste sich bewegen, mal hier, mal dort sein, nur so konnte er die Anspannung lindern, die jetzt ständig in ihm war.
    Er fuhr unangekündigt zu Wendy und weckte sie.
    »Irgendwelche Briefe?«
    Er wollte das Postfach abmelden und alle Verbindungen zu Griffiths kappen.
    »Ich war nicht auf der Post. Du weißt doch, dass ich nicht hinkann, wenn ich Nachtdienst habe.«
    »Du brauchst aber doch nicht den ganzen Tag zu verpen-nen, oder? Du faules Luder.«
    »Mir ging’s nicht gut. Ich war sogar ziemlich krank.«
    »Schlapp wie ein Putzlappen bist du. Kein Stehvermögen.
    Hör zu, ich will wissen, ob Post für mich da ist. Schieb los.«
    Sie kroch aus dem Bett, um ihm ein Bier und etwas zu essen aus dem Kühlschrank zu holen.
    »Ich mach das morgen.« Schweigen trat ein, und sie zupfte sich ein Stückchen trockene Haut von der Spitze ihrer dünnen Nase, eine Angewohnheit, die er widerwärtig fand. Eines Tages würde er sie dafür umbringen. »Wie lange bleibst du?«
    »Keine Ahnung. Ich arbeite an einem Projekt. Könnte ein Weilchen dauern.«
    »Was für ein Projekt?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Oh.«

    391

    Das war’s. Ende der Unterhaltung. Wendy ließ einiges zu wünschen übrig, aber das bisschen Elan, das sie mit auf die Welt gebracht hatte, war ihr von ihrem alten Herrn ausgeprügelt worden. Ihre mangelnde Vorstellungskraft und ihre geringe Intelligenz hielt er für ihre größten Pluspunkte.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, war seine Ent-schlusskraft wieder da. Seine ziellose Wut war von der Begeisterung für einen Plan verdrängt worden, der so gewagt war, dass ihm seine eigene Verwegenheit fast den Atem nahm. Er trainierte eine halbe Stunde, bis er sich wieder stark und mächtig fühlte, und wog dann sein Verlangen, die Polizistin aufzuspüren, gegen seine über Nacht getroffene Entscheidung ab, die Sache mit dem Taxi-Mädchen zu Ende zu bringen.
    Beides war unumgänglich, doch das Töten spezieller Opfer zu planen war eine neue Erfahrung.
    Es war zehn Jahre her, dass er zum ersten Mal Zeuge des Todes gewesen war und das köstliche Gefühl der Befreiung erlebt hatte. Trotz des starken Eindrucks, den es auf ihn gemacht hatte, mit eigenen Augen zu sehen, wie Menschenleben erlosch, hatte es noch sieben Jahre gedauert, bis er die Grenze überschritt und tötete, und dann auch noch ohne Absicht. Erst hinterher,

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