Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
die Figuren an meine Geschichte anzupassen. Sie hatten ihr eigenes Leben.
Ich beschloss, ein Buch über den Krieg und Hollywood zu schreiben, beides Themen, mit denen ich noch nie persönlich zu tun hatte – Themen, die ich nur aus Bildern und Berichten kannte. American Hero ist bislang mein erfolgreichstes Buch.
Über das zu schreiben, bei dem man sich wohlfühlt, ist für mich der bessere Rat. Wenn Sie sich mit dem Thema nicht auskennen und recherchieren wollen, ist das eine gute Sache. Wenn Sie Lust darauf haben, über etwas zu schreiben, von dem Sie keine Ahnung haben, das Thema aber überzeugend, witzig oder unterhaltend behandeln können, so dass niemand Ihre Unkenntnis spürt, dann ist es eine ebenso gute Sache.
Für den Autor sind Fachgebiete und Unterhaltung mit Wissensvermittlung kein Muss. Sie sind eine Möglichkeit – mit der man viel erreichen kann.
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RECHERCHE UND FEINHEITEN
I ch liebe Recherche. Es ist aufregend und spannend, dabei auch Informationen zu finden, nach denen man gar nicht gesucht hat. Zu finden, was man gesucht hat, ist etwa so spannend wie eine Rechtschreibprüfung mit Wörterbuch. Doch je mehr Sie recherchieren, umso häufiger finden Sie unerwartete Schätze … und umso mehr Spaß macht Ihre Arbeit.
Es gibt viele Möglichkeiten zu recherchieren. Wenn Sie ein eher schüchterner Typ sind wie ich, bevorzugen Sie wahrscheinlich die Bibliothek. Ein offensiverer und kontaktfreudigerer Mensch wird vermutlich Leute interviewen, sich am Ort informieren und Beobachtungen anstellen. Und das ist die bessere Methode, denn während Sie Informationen sammeln, lernen Sie Menschen kennen mit Charakter-eigenschaften, Eigenheiten und Verhaltensweisen, die Sie für Ihre Figuren übernehmen und in Ihrem Buch verwenden können.
Wenn der Krimi mehr sein soll als nur ein Puzzle oder ein Vehikel für eine Macho-Geschichte, dann braucht er Substanz. Tom Wolfe schreibt in seinem Essay in The New Journalism – der ebenso vom Roman wie vom Journalismus handelt – eloquent über Realismus, der keine sture, prosaische Beschränkung auf Stil sein darf. Es geht darum, einen Inhalt aus der wahren Welt zu extrahieren und diesen Inhalt richtig darzustellen. »Die Einführung des Realismus in der Literatur durch Leute wie Richardson, Fielding und Smollett war wie die Einführung von Elektrizität in der Technologie. Es war nicht nur ein weiteres Element. Es hob den gegenwärtigen Standard auf ein neues Niveau.« Und der Weg zu diesem Inhalt ist Recherche: »Romanschriftsteller akzeptierten routinemäßig die ungeliebte Aufgabe der Berichterstattung, der Kleinarbeit, des Nachforschens, um es genau richtig zu machen . Dies war Teil des Schreibprozesses. Dickens reiste unter einem falschen Namen durch drei Städte in Yorkshire und gab vor, dort eine Schule zu suchen …, um ins Innere der berüchtigten Yorkshire-Internate zu gelangen und Material für Nicholas Nickleby zu sammeln.«
Ich empfehle einem Schriftsteller der Belletristik generell Sachliteratur … als Beispiel, weil ich finde, dass sich nirgendwo deutlicher zeigt, wie wichtig Fakten und Informationen für einen guten, mitreißenden Text sind. …
Die beste Schreibschule der Welt ist in meinen Augen jene, die ihre Zweigstellen in jeder größeren Stadt unserer Erde hat; sie heißt
The Associated Press.…
Eine gute Reportage ist vor allem deshalb interessant, weil der Reporter sich die Mühe gemacht hat, Informationen über das jeweilige Thema zu sammeln und sie so sorgsam einzubauen, dass der Leser am Ende des Textes etwas weiß, das er zuvor noch nicht gewusst hat.
On Writing, George V. Higgins
Einige der besten Krimis der letzten dreißig Jahre wurden von Autoren geschrieben, die dem »New Journalism« zugerechnet werden: Jimmy Breslin ( Der Mafia-Boss hat Scherereien, Er wurde hungrig, da vergaß er sich …), Hunter S. Thompson ( Angst und Schrecken in Las Vegas ), Truman Capote ( Kaltblütig ), Peter Maas ( Serpico, Verrat in Tripolis, Die Valachi-Papiere ), Joe McGinniss ( Die Unschuld des Mörders ) und Bob Daley ( Prince of the City, Target Blue, Man with a Gun, Year of the Dragon ). Manche dieser Romane sind mehr als nur gute Krimis – es sind Bücher, die unsere Meinung über das Schreiben und zum Thema Kriminalität verändert haben.
Anders als der literarische Roman hat sich der Kriminalroman nie vom Realismus abgewendet; das ist Teil seiner Stärke und ein Grund für das Überleben des Genres. Aber dies nur am Rande.
Wichtig
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