Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

belanglos. Sie können über alles und jeden ein Buch schreiben, solange das Thema Sie so fesselt, dass Sie es auch zu Ende führen.
    »High Concept«, ein Hollywoodausdruck, bezieht sich auf ein Werk mit einer so starken Idee, dass sie sich in einem einzigen Satz beschreiben lässt. Einem kurzen Satz. Man findet dies oft in den so genannten Überraschungserfolgen oder hochgelobten Erstlingen. Grishams Die Firma , Turows Aus Mangel an Beweisen und Wambaughs Nachtstreife haben alle diese High-Concept-Qualität an sich. Michael Crichtons außerordentlich erfolgreiche Werke sind ausnahmslos High-Concept-Romane.
    Schlüsselromane (die Darstellung von tatsächlichen Ereignissen und lebenden Figuren als Fiktion getarnt) und Pseudo-Schlüsselromane – besonders über Berühmtheiten – haben einen hohen Marktwert. In der Belletristik wimmelt es von lebenden und toten Kennedys und Monroes. In der Kriminalliteratur findet man solche Personen seltener.
    Fachgebiete und -hemen können dem Verleger die Entscheidung erleichtern. Ein Verleger stellt sich nur zwei Fragen: Kann ich es verkaufen? Wie kann ich es verkaufen?
    Wenn die Antwort lautet: »Ich kann es als Gerichtskrimi positionieren. Dann kaufen es die Grisham- und Turow-Leser bestimmt«, dann haben Sie gewonnen. Ebenso bei »Ah, ein Roman über einen Serienkiller. Den könnten wir als zweiten Das Schweigen der Lämmer vermarkten.«
    Wenn der Roman dagegen von Nordirland handelt, wird man Ihnen vielleicht sagen, dass sich Nordirlandthemen nicht verkaufen. Was nicht bedeutet, dass das unbedingt stimmen muss, oder dass Ihr Buch nicht die große Ausnahme sein kann.
    Aber nicht verzagen: Vorsichtige Verleger sind nicht ganz so schlimm wie unentschiedene Filmproduzenten. Und vermutlich haben Sie es mit der Planung und Entwicklung Ihres Erstlings schon schwer genug, ohne sich auch noch darum sorgen zu müssen, was in den ein, zwei Jahren, die Sie brauchen, um Ihr Werk zu vollenden, als marktfähig gilt.
    Brauche ich ein Fachgebiet?
    Nein. – Man kann nicht behaupten, dass sich Dashiell Hammett, Raymond Chandler, Ross Macdonald, Agatha Christie, Ellery Queen, P. D. James, George Higgins, Patricia Highsmith oder Sue Grafton einem Fachgebiet gewidmet haben – jedenfalls nicht in dem Sinne wie Gerald Seymour, Michael Crichton oder Eric Ambler.
    Ich glaube fest daran, dass es nicht das ist, was man tut, sondern wie man es tut. Es hat eine Menge Mafia-Romane gegeben, aber nur einen Paten. Auch andere Autoren schreiben Krimis im Turf-Milieu, aber es gibt nur einen Dick Francis. Mittelalter-Krimis gibt es inzwischen wie Sand am Meer, aber keiner hat je Umberto Ecos Der Name der Rose erreicht. Krimis über Serienmörder füllen ganze Regale, doch keiner ist so erfolgreich wie Thomas Harris’ Roter Drache . Und zahllose Gerichtskrimis stehen in zweiter Reihe hinter Grishams und Turows Büchern.
    Schreiben Sie über das, was Sie kennen
    Interessante Idee. – Natürlich erspart es Ihnen viel Arbeit, wenn Sie Ihre Geschichte in einem Milieu ansiedeln, mit dem Sie sich auskennen – Ihre Heimatstadt, Ihre ehemalige Schule, Ihre Berufswelt etc. Außerdem wird man Ihnen weniger sachliche Fehler vorwerfen können, als wenn Sie über einen Ort schreiben, an dem Sie nie gewesen sind.
    Ich kenne eine amerikanische Schriftstellerin, die ihre Geschichten in England ansiedelt. Englische Leser versichern mir immer wieder, wie entsetzlich fehlerhaft sie sind. Und doch stehen ihre Bücher regelmäßig auf den Bestsellerlisten ganz oben. Es werden viele Cop-Novels geschrieben von Leuten, die keinen einzigen Cop kennen oder kennen lernen wollten. Einige dieser Romane sind Bestseller.
    Als ich Priester waschen weißer zu schreiben begann, hatte ich die Absicht, einen High-Tech-Thriller zu entwickeln. Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, auf diesen Zug aufspringen zu können. Doch dann musste ich feststellen, dass ich das Material nicht in den Griff bekam. Daraufhin gab ich der Story einen Schwerpunkt in menschlicher und politischer Beziehung – Gebiete, auf denen ich mich besser auskenne.
    Einmal versuchte ich, einen Roman zu schreiben, der in einer Gegend spielte, die meiner Heimat in Ulster County, New York, ähnelte. Um zu recherchieren, suchte ich mir einen Job bei der Lokalzeitung. Ich arbeitete viel. Aber ich bekam kein Buch zustande. Was ich über lokale Persönlichkeiten und die hiesige Politik erfahren hatte, war so spezifisch, dass ich mich in Einzelheiten verlor. Ich schaffte es nicht,