Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
so sein. Sie sollten die Grenzen Ihrer Erzähltechnik kennen und den Mängeln entgegenwirken. Entweder Sie entwickeln eine Geschichte, die mit den Mitteln, die der Erzähler hat, eine befriedigende Auflösung ermöglicht, oder Sie entwerfen eine, die auch dann befriedigend endet, wenn der Fall nicht vollständig oder gar nicht gelöst wird.
Eine der üblichen Plotmethoden, um Spannung aufzubauen, ist der Wettstreit, das klassische Schachspiel: Zug, Gegenzug. Mit einem Ich-Erzähler funktioniert das nur sehr begrenzt, der Gegner ist kaum mehr als der Bösewicht in einem Videospiel: Er ist sichtbar, wenn er plötzlich auftaucht, und unsichtbar, wenn er wieder verschwindet.
Jedes Buch, das ich in der ersten Person geschrieben habe, war für mich eine vollkommen andere Erfahrung. Das erste Mal war es herrlich bequem und angenehm, so als ob ich jemandem, der meine Storys noch nicht kannte, meine Lieblingswitze und –Anekdoten erzählen konnte. Es hat viel Spaß gemacht.
beim zweiten Mal schien die zweite Geschichte (oder ich mich selbst) danach zu sehnen, sich von der Sichtweise des Helden zu lösen. Mit allen Mitteln – Lieder, Zeitungsartikel und ein Tagebuch einer anderen Person –, versuchte ich, den Blickwinkel des Protagonisten zu erweitern.
Beim dritten Mal lief es wieder gut, wenn auch ein wenig sonderbar. Der Held wollte den Fall nicht wirklich lösen. Er wollte nur überleben und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Jede Auflösung, auch eine unvollständige, war ihm Recht, wenn er sich nur wieder sich selbst widmen konnte. Am Ende blieben Teile der Geschichte im Dunkeln, unerklärt, unaufgelöst, weil es den Erzähler nicht kümmerte. Ich als Autor wusste natürlich Bescheid, er aber nicht, so dass ich keine Chance hatte, dem Leser alles Notwendige zu erzählen. Das hatte was.
American Hero , mein viertes Buch, wurde teilweise aus der Perspektive des Ich-Erzählers geschrieben. Die Einstellung des Helden hatte sich weiter von meiner eigenen distanziert. Seine Stimme beizubehalten, die Dinge aus seiner Sicht, die der meinen nicht entsprach, zu sehen und zu fühlen, was ich selbst nicht fühle, erforderte Mühe und Energie. Aber das ist Teil des Vergnügens an der Arbeit eines Schriftstellers.
Erzählzeiten
Die meisten Erzählungen werden in der Vergangenheit geschrieben. Ich ging, ich sagte, ich sah. Manchmal spielt sich die Geschichte tatsächlich in der Vergangenheit ab, der Erzähler blickt also zurück. Das erlaubt den Kunstgriff der Ankündigung – Sie deuten an, dass etwas geschehen wird und steigern die Spannung: »Als Rex der Wunderhund an jenem Tag in mein Büro kam, konnte ich noch nicht ahnen, dass dieses Ereignis mein Leben von Grund auf ändern, den Verkauf von Hundebiskuits in Nordkalifornien revolutionieren und Dora eine bleibende Narbe von einem Hundebiss auf dem Oberschenkel verschaffen würde.«
Die Gefahr bei dieser Technik liegt darin, dass der Leser durchaus sagen könnte: »Wenn du schon jetzt alles weißt, kannst du es mir auch gleich sagen! Kurz und bündig, Jack!«
Aber meist ist die Vergangenheitsform nur ein verbaler Trick; so unterhalten wir uns eben. Dabei wird von den Ereignissen so berichtet, als wäre das, was geschieht, gerade eben passiert und der Autor wäre immer nur allerhöchstens eine Seite voraus.
Manchmal verwendet ein Ich-Erzähler Präsens, meist dann, wenn er aus der Vergangenheit heraus erzählt oder wenn er sich in der Gegenwart befindet und nicht weiß, was als nächstes geschieht. Scott Turow schrieb seine Ich-Erzählung Aus Mangel an Beweisen im Präsens. Jay McInerney tat etwa zur gleichen Zeit dasselbe in Ein starker Abgang (Bright Light, Big City ), so dass diese Technik eine Weile eine Art Trend zu sein schien. Die in der ersten Person geschriebenen Passagen von American Hero sind ebenfalls im Präsens gehalten, jedoch nicht, um ihre Unmittelbarkeit anzudeuten, sondern als Hinweis auf Gesellschaftsschicht und Charakter. Joe, der Held, ist eben so ein Typ – er redet so. Selbst wenn er über etwas spricht, das zwanzig Jahre her ist, über seine Zeit in Vietnam beispielsweise, tut er es im Präsens.
Aber normalerweise ist es nicht ganz leicht, mit der Gegenwartsform elegant umzugehen.
Die dritte Person im Präsens – Er tritt die Tür ein und packt seine Waffe. Schwantz kauert in der Ecke. »Erschieß mich, ich hab‘ nichts anderes verdient«, sagt Schwantz und übergibt sich . – ist noch seltener anzutreffen. Man sollte meinen,
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