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Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben

Titel: Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Beinhart
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dass dem nicht so ist. Schließlich werden sämtliche Drehbücher und Theaterstücke im Präsens geschrieben.
    Es gibt keine Regel, in welcher Form Sie schreiben. Für die Wahl der Stimme – der Perspektive – müssen Sie herausfinden, was der Story am besten dient. Haben Sie sich entschieden, sollten Sie dabei bleiben. Bevor Sie sich jetzt über die Einschränkungen literarischer Erzählermonogamie aufregen, lassen Sie sich sagen, dass Sie auch die erste und dritte Person mischen können. Sie können das in einem Prolog in der dritten Person tun, wie Krimiautoren es gerne machen, ständig wechseln, wie es Peter Blauner in King tut, oder sogar zwei erste Personen und eine dritte verwenden, wie ich es in American Hero getan habe.
    Literarische Regeln sind flexibel. Wie in einer modernen Paarbeziehung geht es eher darum, dass Sie halten, was Sie dem Leser anfangs versprochen haben, statt dass Sie sich nach Gesetzen richten, die lange vor Ihrer Zeit verkündet wurden.
    Allerdings können Sie nicht einfach mitten im Roman aus der Perspektive der ersten Person ausbrechen, um zur dritten Person überzuwechseln. Es sei denn, Sie machen sich einen Kunstgriff zunutze. Für immer und ewig von Gillian Farrell ist ein ganz gewöhnlicher Ich-Erzähler-Roman. Die Ermittlerin und Erzählerin hat jede Person, die die Verdächtige kennt, befragt. Sie erklärt uns:
    Wir bekamen die Informationen ziemlich ungeordnet. Wenn jemand es gewollt hätte, hätte er unsere Bänder nehmen und durch gute Arbeit am Schneidetisch ein Hör-Dokudrama, Die Lucinda-Merrill-Story, zusammenfügen können. Und falls es jemand getan hätte, wäre ungefähr folgende Geschichte entstanden.
    Anschließend lesen wir eine Biografie der Antagonistin, die aus einer mehrstimmigen Erzählung zusammengesetzt worden ist.
    Andrew Klavan verwendet in seinem Ein wahres Verbrechen (das pure Fiktion ist) einen Ich-Erzähler – einen Zeitungsreporter, der sich dem New Journalism verschrieben hat. Er interviewt Leute, lässt sich von ihnen sagen, wie sie sich in dem entsprechenden Augenblick gefühlt haben, und schreibt dies so auf, wie es ein Schriftsteller tun würde:
    Nachdem er erwacht war, lag er einen Moment lang mit geschlossenen Augen, der Wand zugewandt, einfach nur da. Sein Verstand ließ den Traum nicht los, hielt ihn mit schrecklicher Sehnsucht fest. Doch gnadenlos löste der Traum sich auf und wurde Stück für Stück durch die Realität der Zelle ersetzt.
    Kurz gesagt: Die Person in diesem Roman ist ein Schriftsteller, eine Tatsache, die es dem tatsächlichen Autor des Romans – Andrew Klavan – erlaubt, sowohl die erste als auch die dritte Person einzusetzen.
    Manchmal gelingt eine perfekte Verbindung von Perspektive und Geschichte. Der Malteser Falke ist eine solche. Die vollkommen objektive Erzählstimme verleiht der Prosa enorme Kraft. Die Story funktioniert ebenfalls reibungslos in Szenen, die in der Gegenwart stattfinden. Der Leser erfährt nichts über Hintergründe, aber das braucht er auch nicht. Es gibt keinerlei Exposition außer durch Informationen, die die Figuren untereinander austauschen. Dabei ist dieser Informationsaustausch niemals Exposition, die verschämt als Dialog getarnt wird, um dem Leser notwendige Einzelheiten zu erklären. Selbst Gutmans lange Rede über die Geschichte des Falken ist nicht entworfen worden, um uns zu informieren – die Einzelheiten haben keine wirkliche Bedeutung und müssen nicht einmal stimmen –, sondern um Sam Spade zu manipulieren. Im Grunde genommen lügen alle Figuren. Und wir haben keinen Erzähler, der uns bei der Wahrheitsfindung hilft.
    Lawrence Sanders hat einen Roman geschrieben – Die Anderson Bänder –, in dem alles, was geschieht, durch Überwachungsgeräte gehört oder gesehen wird. Das hätte einfach nur wie ein billiger Trick wirken können. Aber es funktioniert. Denn Sanders hat sich geniale Überwachungstechniken einfallen lassen, und die Gründe, warum sie existieren und eingesetzt werden, sind glaubhaft. Gleichzeitig muss jedes Ereignis, das für die Geschichte wichtig ist, auf eine bestimmte Weise – und an einem entsprechenden Ort – stattfinden, wo es elektronisch dokumentiert werden kann.
    George Higgins hält in seinen Romanen die objektive Position des unbeteiligten Erzählers konsequent durch ( Die Freunde von Eddie Coyle, Ausgespielt ). Er gibt sie nicht einmal für die üblichen schmückenden Trivialitäten auf – wie: Augen, die »vor Zorn blitzen«, Lippen, die »sich

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