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Crime Machine: Thriller (German Edition)

Crime Machine: Thriller (German Edition)

Titel: Crime Machine: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Linskey
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die sich für diesen Freitagabend verabredet hatten, besonders eines: Ein Junge, der ein Mädchen vom Zug abholte, sie umarmten sich, dann hakte sie sich bei ihm unter, und sie gingen gemeinsam in die Stadt. Auch ich war einmal so gewesen, ein ganzes Leben war das her. Sie wirkten so normal, glücklich, voller Hoffnung, lebten in einer Welt, die ich, wie mir jetzt klarwurde, bereits vor Jahren hinter mir gelassen hatte. Eine Welt, der ich heute Abend vollständig entrissen worden war, und zwar genau in dem Moment, in dem ich Bobby Mahoney eine Kugel ins Hirn gejagt hatte.
    Ich hatte ihn getötet, ich, ein Zivilist, kein Gangster. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Mann, und trotzdem hatte ich nicht lange gezögert, bis ich abdrückte und meinem Boss das Hirn wegballerte.
    Wie lange hatte es gedauert? Ganze zehn Sekunden. Ich hatte Bobby Mahoney seit meiner Kindheit gekannt, war ihm im Guten wie im Schlechten auf die eine oder andere Art verbunden, und das über zwei Jahrzehnte lang, hatte ihn beschützt, auf ihn aufgepasst, von seinem Geld gelebt und seine Interessen vertreten – außerdem liebte mich seine Tochter, da war ich sicher.
    Und trotzdem, als ich vor der Wahl stand, wie lange hatte ich da gebraucht, die Entscheidung zu treffen, seinem Leben ein Ende zu setzen? Weniger als eine Minute, um alles zu verraten, was ich bislang gekannt hatte, nur um hier wie ein Blödmann auf dem kalten Bahnsteig zu stehen. Und was habe ich dafür bekommen? Nicht viel, nur mein Leben.
    Ich habe einen Mann getötet.
    Ich habe den Mann getötet.
    Aber ich hatte keine andere Wahl, oder? Ich meine, was hätte ich denn sonst tun sollen?
    Wahrscheinlich hätte ich zu dem Zeitpunkt einfach um Hilfe oder nach der Polizei schreien können, aber in meinem Schockzustand wusste ich, dass das eine wirklich bescheuerte Idee gewesen wäre. Alles, was die Bullen vorfinden würden, wären Aufzeichnungen aus Überwachungskameras, auf denen zu sehen war, wie ich erstochen wurde und zu Boden ging. Man würde Beschreibungen von Typen mit kahlrasierten Schädeln herausgeben, die längst wieder in Moskau waren, wenn ihre Fahndungsfotos veröffentlicht wurden. Und selbst wenn sie mich nicht töteten, wie sollte ich erklären, was passiert war? Wenn die Polizei das Video aus Vitalis Handy bekam, würde sie verständlicherweise annehmen, dass ich der Mörder war. Also war das keine gute Idee. Sie hatten gewonnen, sie hatten mich, und das wussten sie.
    Alles in allem wunderte ich mich darüber, dass ich noch lebte, und ich war beinahe schon den Tränen nah vor Dankbarkeit, als Gladwell mit einem langen schmalen Stück Papier aus dem Reisecenter kam, das meine Freiheit symbolisierte. Ich musste mir große Mühe geben, vor Erleichterung nicht wieder loszuheulen. »Ich hab dir ein Erste-Klasse-Ticket gekauft«, sagte er, »eine kleine Belohnung dafür, dass du deinen Boss für mich umgelegt hast. Ich dachte, es wäre doch nett, dich ein letztes Mal in den Genuss des schönen Lebens kommen zu lassen, bevor du für immer verschwindest.« Daraufhin lächelte er mich an: »Weißt du, dass ich dich fast schon beneide. Du bekommst eine großartige Chance. Du kannst noch mal von vorn anfangen, ohne den ganzen Mist und den alten Ballast, einfach noch mal null. Es gibt Leute, die für so was einen Mord begehen würden. Aber na ja, das hast du ja getan.« Und er lachte wieder, aber plötzlich verschwand sein Lächeln. Er beugte sich vor und sagte: »Komm bloß nie wieder zurück, hast du verstanden, niemals. Wenn doch, kenne ich keine Gnade. Hier gibt’s nichts mehr für dich, alle, mit denen du je gearbeitet hast, sind tot, und die, die es nicht sind, werden nach diesem Wochenende für mich arbeiten. Aber ich bleibe erst mal nicht hier. Immerhin bin ich der Mann, der Billy the Kid auf dem Gewissen hat. Ich hol jetzt meine Frau ab, und dann geht’s los mit dem letzten Zug. Ich lasse mir ein heißes Bad ein und esse was Schönes, wenn ich nach Hause komme. Morgen Abend machen meine Jungs hier die Runde. Nach Mitternacht wird’s in der Stadt keinen Laden mehr geben, dessen Geschäftsführer nicht weiß, dass sein Besitzer gewechselt hat. Hast du das kapiert?«
    Ich hatte nicht die Energie, ihm zu antworten, aber ein Nicken bekam ich hin, und er verstand es als Ja. Er stopfte mir das Ticket in die Jacketttasche, und einer der Russen gab mir meine Brieftasche. »Kreditkarten sind keine drin, aber ich hab dir zehn Pfund gelassen«, sagte Gladwell, »mal sehen, wie weit

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