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Crime Machine: Thriller (German Edition)

Crime Machine: Thriller (German Edition)

Titel: Crime Machine: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Linskey
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du damit in London kommst, hm?« Und dann lachte er wieder. »Setzt ihn in den Zug.«

    Die beiden Russen standen auf dem Bahnsteig, damit sie mich durchs Fenster sehen und sicher sein konnten, dass ich nicht versuchen würde auszusteigen, aber die Gefahr bestand nicht. Sie warteten, bis die Türen zischten, sich abrupt schlossen und der Zug anfuhr, erst dann kehrten sie mir den Rücken zu. Ich hätte nicht mehr aussteigen können, selbst wenn ich gewollt hätte, und glauben Sie mir, ich wollte nicht. Vitali konnte nicht widerstehen, seine Hand in einer Mischung aus Winken und scherzhaftem Salut zu heben.
    Der Zug hatte Verspätung. Ich saß ganz allein in meiner Hälfte des Erste-Klasse-Abteils und war froh darüber. Ich ließ mich in den Sitz fallen, und mein Kopf rollte zur Seite, als der Zug hoch über dem Tyne die Eisenbahnbrücke überquerte und mit hoher Geschwindigkeit aus der Stadt hinausfuhr, die mein Leben lang meine Heimat gewesen war, ein Ort, an den ich, wie ich wusste, niemals würde zurückkehren können. Ich war so müde, dass ich kaum die Energie aufbrachte, dem Schaffner mein Ticket zu zeigen, als dieser durchs Abteil ging. Trotz meiner Erschöpfung durchflutete mich Erleichterung. Ich saß nicht auf einem Stuhl mit einer Kugel im Kopf, ich war nicht wegen der Nummern von Bobbys Bankkonten zu Tode gefoltert und auch nicht bis zur Unkenntlichkeit geprügelt worden, nur weil vier ehemalige Männer von der Speznas beweisen wollten, dass sie härter drauf waren als ich. Dafür war ich dankbar. Dafür sollte ich dankbar sein. Ich war dankbar, auf jeden Fall. Aber irgendwas stimmte nicht.
    Ich war nicht dankbar genug.
    Auf der Fahrt nach Durham sagte ich mir immer wieder, was für ein Glück ich gehabt hatte. Ich hatte einen Krieg überlebt, einen Krieg, in dem alle meine Kameraden umgekommen waren. Wie Gladwell gesagt hatte, ich hatte die Chance bekommen, wieder von vorn anzufangen, legal zu leben wie ein normaler Mensch. In London würde sich mir eine ganz neue Welt eröffnen. Ich würde ohne Angst leben können. Fast hatte ich mir eingeredet, das alles zu glauben, als der Zug in Durham in den Bahnhof einfuhr. Am Horizont verrieten mir die angestrahlte Burg und die Kathedrale auf dem Hügel, dass der Zug bereits eine halbe Stunde unterwegs war, was mir wie eine Sekunde vorkam, so sehr hatten mich meine Gedanken gefangen genommen.
    Ich blieb im Zug sitzen. Ich würde auf jeden Fall im Zug sitzen bleiben. Aussteigen wäre der reine Selbstmord.
    Aber ich machte mir Sorgen. Gladwell besaß Filmmaterial, das mich lebenslänglich hinter Gitter bringen konnte, sollte er je Lust bekommen, es gegen mich zu verwenden. Und das war noch längst nicht alles. Was, zum Teufel, sollte ich in London machen, mal realistisch betrachtet? Für welchen Job war ich qualifiziert, und wer würde mich einstellen? Auf meiner Visitenkarte stand, ich sei Verkaufs- und Marketingleiter, aber das war ich nicht. Ich war Ideengeber für einen Verbrecherkönig, und solche Stellen wurden nicht in der Zeitung inseriert. Einen solchen Job zu bekommen, hat mit Vertrauen zu tun. Derjenige, der einen einstellt, muss einem vertrauen können. Doch in London kannte mich niemand, und niemand interessierte sich für mich.
    Was war mit der Idee, die ich mal hatte, ein Restaurant zu eröffnen? Ich verstand nichts von Restaurants, wusste nur, wie man dort aß. Das war Blödsinn, ein Traum, ebenso unrealistisch wie der, den ich als kleiner Junge hatte: später einmal für Newcastle zu spielen. Sieh den Tatsachen ins Auge. Daraus wird nichts. In London wäre ich ein Nichts, ein Niemand. Von dem Geld, das der Verkauf meiner Wohnung bringen würde, könnte ich mir da unten nicht mal einen Küchenschrank leisten. Ich würde schließlich in irgendeiner Bar Bier zapfen oder in einem Hotel Geschirr spülen. Ein scheiß Job, beschissen bezahlt, ein scheiß Leben, ich wäre so gut wie tot. Daran hatte ich nicht gedacht, als sie mir die Pistole an den Kopf hielten.
    Der Zug fuhr wieder an, und etwas geschah mit mir. Irgendwie verschwand die Angst, die ich verspürt hatte, als ich noch dachte, sie würden mich töten oder foltern. Sie verwandelte sich in ein vages Gefühl und wich allmählich einer ganz anderen Empfindung. Wut.
    Wir waren nachlässig gewesen, hatten den Ball aus den Augen verloren, wir hatten gedacht, wir könnten ewig so weitermachen. Wie für jeden Champion war auch für uns der Tag gekommen, an dem wir vom Thron gestoßen wurden, aber das war

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