Crime Machine: Thriller (German Edition)
nicht das Einzige, das in meinem Gehirn brannte. Der kleine Tommy Gladwell, der Erstgeborene von Arthur Gladwell, hatte schneller gedacht als wir und härter gekämpft. Ich sagte mir, wenn es jemand anders gewesen wäre, jemand, der mehr Respekt verdient hatte, dann hätte ich mich vielleicht damit abfinden können, aber hier stimmte etwas nicht. Ich wusste ein bisschen über Tommy Gladwell Bescheid, und wenn er Newcastle regierte, gab es keine Hoffnung mehr, für niemanden. Bobby hatte gewusst, wie man ein solches Unternehmen leitet. Scheiß drauf, sogar ich wusste das. Ich hatte Bobby jahrelang dabei zugesehen, von ihm gelernt, hatte ihn mit neuen Ideen versorgt, die ihn zu dem erfolgreichen Boss gemacht hatten, der er offenkundig war. Zusammen hatten wir gewusst, wie man Ordnung schafft, wir hatten die Stadt am Laufen gehalten. Seine anderen Lieutenants waren nicht dazu da, ihn zu beraten, ihm tolle Ideen zu vermitteln, Strategien und Taktiken auszuarbeiten, die nötig waren, um ein Imperium zu führen. Ich war der Einzige, der das für ihn erledigt hatte. Ich hatte ihm lange zugesehen. Es war immer nur eine Frage der Einschätzung. Man musste den richtigen Leuten zur richtigen Zeit das Richtige sagen, die Zahnräder schmieren, die Männer kontrollieren, die für einen arbeiten, und ihnen niemals einen Vorwand liefern, sich gegen einen zu stellen. Kein Problem, nur dass ich noch immer niemandem aus unserer Crew, tot oder lebendig, zutrauen würde, Bobbys Aufgaben zu übernehmen. Es gab niemanden, für den ich arbeiten konnte, ohne zu riskieren, im Gefängnis oder im Leichenschauhaus zu landen. Ich vertraute niemandem.
Keinem Einzigen.
Na ja, einem vielleicht.
Gott, immerhin war ich derjenige, der Billy the Kid erschossen hatte.
Und noch etwas anderes gab den Ausschlag. Ich hatte mir wirklich Mühe gegeben, nicht an sie zu denken. Ich hatte mir immer wieder gesagt, dass ich nichts tun konnte, nicht helfen konnte. Das war jetzt das Problem von anderen, aber ich wusste, dass es nicht funktionieren würde. Ich konnte es auf keinen Fall einfach ignorieren. Ich hatte eine solche scheiß Angst gehabt, ich wollte jeden Gedanken im Keim ersticken, der mich davon abhielt, mindestens dreihundert lange Meilen zwischen mich und Vitali zu legen, aber ich konnte nicht anders, weil ich wusste, dass ich ihr helfen musste. Sarah.
In Darlington stieg ich aus dem Zug.
31
E s fing an zu regnen. Draußen vor dem Bahnhof standen ein paar junge Typen herum und markierten die harten Kerle. Ich ging direkt auf sie zu.
»Ich zahl zehn Pfund, wenn du mich mit deinem Handy telefonieren lässt.« Der Typ sah mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. Ich stopfte ihm den Schein in seine Hemdtasche, und ich muss ausgesehen haben, als hätte ich einen sehr schlechten Abend hinter mir, denn er reichte mir sein Handy, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Die anderen beäugten mich misstrauisch, als würde ich mit dem kostbaren Nokia verschwinden wollen. »Keine Sorge«, sagte ich, »du kriegst es wieder.« Dann wandte ich mich ab und wählte die Nummer von Palmer.
»Du lieber Gott«, zischte er, »wo hast du gesteckt? Ich ruf dich schon seit Stunden an.«
»Mein Handy ist futsch, aber mach dir deshalb keine Gedanken. Steig in den Wagen und fahr los. Du musst mich abholen, und zwar sofort.«
»Okay«, sagte er, »wo bist du?«
»Draußen vor dem Bahnhof in Darlington.«
»In Darlington?«, fragte er. »Was machst du denn da?«
»Bin gerade erst angekommen«, erwiderte ich kurzangebunden, »auf der Fahrt musst du mir ein Handy und ein paar hundert Pfund organisieren, die auf mich warten, wenn wir wieder nach Newcastle kommen. Einer deiner Jungs soll sich draußen vor dem Haus meines Bruders mit dir treffen und alles mitbringen.«
»Kein Problem.«
»Und ich will, dass du jetzt gleich noch was besorgst.«
»Was?«
Ich sprach so leise wie möglich, sagte es ihm, beendete danach die Verbindung und warf dem jungen Burschen sein Handy zu. Ich verließ den Bahnhof, ging die Rampe hinunter und schlug meinen Jackettkragen zum Schutz gegen den Regen hoch.
Palmer sagte nichts, als ich in den Wagen stieg. Auf der Fahrt zurück nach Newcastle würden wir genug Zeit für Erklärungen haben. Ich wartete, bis wir auf der Hauptstraße waren, dann fragte ich ihn.
»Hast du sie dabei?«
»Handschuhfach.«
Ich öffnete das Handschuhfach, nahm die Glock heraus, wog sie in der Hand, aber so, dass man sie von draußen nicht sehen konnte.
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