Crime

Kontrolle geraten   … eine Intervention, brabbelt sie, dann befällt sie eine Art Gesichtslähmung, als die Beschränktheit ihrer eigenen Worte sie erschlägt.– Sie waren meine Freunde   … es war doch zu meinem Besten. Ich   …, bettelt sie und kommt ins Stocken, als ihre ohnehin brüchige Überzeugung bröckelt. Sie wirkt auf ihn wie eine groteske Tränenfabrik; er hat das seltsame Gefühl, sie würde, wenn sie nur lange genug heulte, die Ursache für ihr Leiden irgendwann ausscheiden. Anders als Starrys Gesicht mit den Latino-Wangenknochen und den vollen Lippen, die noch verlockender wirken, wenn sie wütend ist, nehmen Robyns schmale, zarte, angelsächsische Züge einen verkniffenen Ausdruck an; spießig und kleinlich. Zu unserer Rasse passt nur emotionsloser Stoizismus, denkt Lennox, offen gezeigte Wut steht uns nicht gut zu Gesicht. WasStarry nicht gut steht, ist Angst. Er packt sie, zieht sie hoch und schleift sie ins Wohnzimmer, wo er sie in einen Sessel stößt.– Was hast du mit ihr gemacht?, fragt Robyn wieder.
    – Du weißt, was ich gemacht hab und warum, sagt er und weist mit dem Zeigefinger auf sie, bevor er sich wieder seinem Opfer im Sessel zuwendet.– Mach auch nur eine Scheißbewegung, und ich dreh dir mit bloßen Händen den Hals um. Kapiert?
    Mit ihrer Hand immer noch an der Nase, zwingt sie sich ein herausforderndes, höhnisches Grinsen ab.
    Lennox tritt mit verzerrtem Gesicht einen Schritt näher an sie heran.– OB DU DAS SCHEISSE NOCH MAL KAPIERT HAST ?
    Er muss daran denken, wie er bei seinem letzten Verhör ausgerastet ist, aber hier hat er keinen Horsburgh vor sich, nur Starrys Jammergestalt, die sich mit einem kleinlauten Nicken fügt. Er stürmt ins Bad, greift sich ein nasses Handtuch und denkt daran, was man damit alles anstellen könnte, bevor er es ihr hinwirft. Dann fallen ihm Robyns Handschellen wieder ein, und er geht ins Schlafzimmer, um sie vom Nachttisch zu holen. Robyns Anwesenheit nimmt er nur als plärrendes Hintergrundgeräusch war, während er Starrys Hand hinter ihrem Rücken an einem Heizungsrohr festkettet.– Das ist verdammt heiß, hört man ihre meckernde Stimme durch das Handtuch.
    – Dann ist ja gut, sagt Lennox und dreht sich dann zu Robyn um.
    – Was geht hier vor, Ray?, fragt sie und zupft dabei irgendwas von ihrem verwaschenen, grünen Top.– Wo ist mein Baby? Hast du sie zu Chet gebracht?
    – Ich hab doch gesagt, ihr geht’s gut. Zieh hier keine Show ab, Robyn. Eine von deinen Nummern hab ich ja schon gesehen, sagt er und zieht die DVD aus seiner Tasche.
    – Du hast die Tapes gefunden   … Sie fährt sich mit derHand durchs Haar, und Lennox muss den Drang unterdrücken, sie anzuschreien.
    Scheiße, die glaubt, ich wäre eifersüchtig! Diese dumme Kuh denkt doch tatsächlich, darum ginge es! – Ja.
    – Johnnie und ich haben uns über Starry kennengelernt. Er hat es gerne gefilmt, wenn wir– zusammen waren.
    Lennox nickt und muss an Typen denken, die unbedingt Pornostars werden wollen, bis sie feststellen müssen, dass sie vor laufender Kamera keinen hochkriegen. In ein paar Generationen, überlegt er, kriegen wir nur noch einen hoch, wenn eine Kamera läuft.
    Robyn winselt:– Und dann hat er Lance dazugeholt.
    – Ich war mit Lance zusammen, du Nutte, hört Lennox Starrys durch das Handtuch gedämpfte Zischen.
    Robyn scheint es nicht zu registrieren:– …   ab da ist es immer noch irrer und hemmungsloser geworden. Und dann hab ich entdeckt, dass es noch andere Frauen und auch noch andere Videos gab.
    – Oh ja, die gab es, bestätigt er sarkastisch.
    Robyn sieht erst zu Starry mit ihrer gebrochenen Nase, die den Kopf mit dem Handtuch stöhnend in den Nacken gelegt hat, dann wieder zu Lennox.– Wer   … wer bist du , Ray? Wer? Robyns Schluchzen wird nur von dem Geräusch von Rotze unterbrochen, die unter schwerem Schlucken die Speiseröhre hinunterrutscht.
    – Später, sagt er und fragt sich, ob er je in der Lage sein würde, sich selbst diese Frage erschöpfend zu beantworten.– Hast du schon mal eins der anderen Videos gesehen?
    – Nein, natürlich nicht–
    – Einige davon sind auf Chets Boot entstanden.
    – Nein, japst Robyn.– Nein. Nein! Das glaube ich nicht   … doch nicht Chet   … wo ist Tianna?
    Lennox schiebt die Disc in den DVD – Player.– Hier ist eins, das du verpasst haben musst.
    – Was!? Wir sehen uns einen von den Filmen an? Jetzt? Was zum Teufel–
    – Den musst du sehen. Du musst sehen, was die