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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Boot zu steuern, und sich widerrechtlich in der Reservation aufgehalten hatte.
    – Er gehört also gar nicht zum Stamm der Miccosukee?
    Der Mann schnaubt verächtlich.– Der ist nicht mal Native American. Das ist bloß ein verrückter Ire, der das Boot beim Pokern gewonnen hat.
    Lennox und Tianna schauen sich an, und ihre nervliche Anspannung löst sich in gemeinsamem Kichern.
    Sie essen in dem Restaurant neben dem Dorf zu Mittag. Lennox lässt sich den gebratenen Catfish schmecken. Es waren zwar widerliche Dreckwühler wie Garnelen oder so, aber an den Geschmack konnte man sich gewöhnen. Würden in Schottland bestimmt gut ankommen, und er stellt sich vor, wie sie mit geschmorten Bananen und Süßkartoffeln an der Imbissbude angeboten würden, im kulinarischen Kulturaustausch gegen Dinge wie frittiertes Mince-Pie mit Pommes. Zum Nachtisch nehmen sie Eis, undLennox kippt noch einen doppelten Espresso, bevor die Straße wieder ruft.
    Tianna wirkt jetzt gelöster. Sie erzählt ihm von Mobile, Alabama. Soll wie New Orleans in klein sein. Beim Erzählen verstärkt sich ihr Südstaatenakzent. Sie gesteht, dass sie ihre alte Schule und ihre Freundinnen vermisst. Nach einer Weile wird sie stiller und liest weiter in der Perfect Bride .
    Auf einer Seite hält ein eleganter Bräutigam den Arm um seine Verlobte gelegt. In seiner gut gelaunten Miene meint sie, etwas von Vince wiederzuerkennen, und fühlt das Phantomerwachen ihres verzweifelten Wunschs, seine Anwandlungen unendlicher Herzlichkeit zu verlängern. Doch die Verwandlung in sein Marionettengesicht hat sich ihr eingebrannt, und sie denkt an das, was sie tun musste, um den lieben Vince zurückzuholen. Sie hat ihn immer angewimmert, dass sie es nicht mochte. Dass es sich nicht schön anfühlte. Na, das wird es eines Tages, Herzchen, hatte er sie immer vertröstet. Es ist alles noch so neu für dich, Baby, du musst dich nur dran gewöhnen, dran gewöhnen, eine Frau zu sein. Und dann später hat er den Arm um Momma gelegt, die ihn verliebt anhimmelte, und er hat uns beide angestrahlt, als wär nichts weiter gewesen .
    – Guck mal da, dringt eine Stimme in ihr Ohr, und Ray, der schottische Bobby-Ray, zeigt auf einen großen weißen Kranich, und dann viele mehr im Sumpf neben der Straße. Dann hält er an, damit sie sich die Alligatoren im Kanal hinter dem Highway-Zaun ansehen können, jede Menge von ihnen, noch mehr als sie vom Boot aus gesehen haben. Wieder gibt es sie in allen erdenklichen Größen, und sie aalen sich in der Sonne oder liegen an den Ufern unter den Mangroven. Tianna sieht, wie Lennox die Sonnenbrille abnimmt und im grellen Licht blinzelt. Sie hätte wahnsinnig gerne auch eine, aber er war schon so großzügig mit den Anziehsachen und allem, und sie will ihn nicht ausnutzen.
    Die Vegetation, die sich nach den Vororten von Miami eher gelichtet und verbräunt hat, ist nun wieder dichter und satter, als sie den Big Cypress National Preserve erreichen.– Hier ist Tarzan gedreht worden, erklärt Tianna.
    – Aye?
    – Yup. Der erste Tarzan , mit dem Typen aus Europa, der die Rolle gekriegt hat, weil er jodeln konnte.
    – Johnnie Weissmüller?, fragt Lennox überrascht. Er und Trudi sind beide Filmfans und gehören zu den Friends of the Filmhouse Cinema in Edinburgh. Kinos sind für ihn geweihte Kultstätten: Orte kultureller Gottesdienste. Das Kino ist der einzige Ort für ihn, wo er sich hinsetzen und völlig abschalten kann, egal wie schlecht der Film ist, und keinerlei Veranlassung fühlt, in den Pub zu gehen. Manchmal hatte er sich drei Vorstellungen an einem Abend angesehen, wobei er oft in einen Halbschlaf verfiel, bei dem sich die Tonspur des Filmes mit seinen eigenen Gedanken und Träumen vermischte und mitunter einen wirkstarken transzendentalen Remix von Erzählung, Ton und Bildern erzeugte, der befriedigender war als der Film, der gerade lief.
    – Glaub ja.
    Es ist bizarr, dass ein Kind ihres Alters solche Sachen weiß.– Woher weißt du das alles? Über Johnnie Weissmüller und so?
    – Onkel Chet hat mir das erzählt. Er weiß alles über Florida.
    Lennox denkt darüber nach. Er fragt sich, wie viel dieser Chet über Robyn weiß. Über ihre Drogenprobleme und ihr Verschwinden. Oder über Starry. Oder Lance Dearing und Johnnie. Es hilft ihm, sich Chet als gütige Gestalt vorzustellen, und er sieht ein Bild seines eigenen Vaters vor sich. Erinnert sich daran, wie der alte Herr mit seinen Enkeln herumalberte, wenn er sie von einem Ausflug ins

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