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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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da, bis sich die Gelegenheit präsentiert, gnadenlos zuzuschlagen. Kein Wunder, dass Lacoste bei Schlägern so beliebt ist, denkt er.
    Dann dringt ein lang gezogenes, kehliges, trompetendes Geräusch an ihre Ohren. Als er spürt, wie sie unruhig werden, erklärt Four Rivers lächelnd:– Das ist ein Gator.
    – Ich wusste gar nicht, dass die solche Geräusche machen, sagt Tianna, überrascht, dass es so nach Säugetier klang.
    – Ich muss sagen, tagsüber hört man das selten. Aber wenn es im Sumpf dunkel wird, kann man hören, wie sie einander in der Nacht rufen. Ich würd keinem raten, zu der Zeit hier rauszukommen, sagt der Führer und beginnt ihnen abstrus-unheimliche Geschichten über die Reptilien zu erzählen. Seine unmittelbare Tuchfühlung und sein gespenstischer Blick zerren an Lennox’ Nerven, der das Gefühl nicht loswird, dass mit dem Mann etwas nicht stimmt. Es ist die Stimme; er hört in ihr eine Mischung verschiedener Akzente, die er nicht zuordnen kann; das und die Tatsache, dass er besonderes Interesse an Tianna zu haben scheint.– Und wie steht’s mit dir, junge Lady, bis heute noch nie nen lebenden Gator gesehen? Und damit mein ich nicht im Zoo, sondern in freier Wildbahn.
    – Also, ich hab ihn nicht gesehen, weil ich hinten auf der Rückbank geschlafen hab, aber meine Momma war auf dem Highway unterwegs, und wir wären beinah über einen drübergefahren. Momma hat erzählt, er wär dann wieder über den Seitenstreifen zurück in den Sumpf gekrochen. Wir haben gehalten, sind aber nicht ausgestiegen.
    Four Rivers’ Gelächter entblößt einen Mund voller verfaulter Zähne, und Lennox riecht Alkohol in seinem Atem, was ihn an Schottland und die Arbeit erinnert.– Na, das war sehr vernünftig. Denn Gators werden bis zu siebzehn Fußlang. Sie können über kurze Strecken so schnell laufen wie ein Löwe, und–
    – Siebzehn Fuß, was?, unterbricht Lennox.– Haben Sie hier schon mal so einen großen gesehen?
    – Nah dran. Der Brocken muss an die fünfzehn Fuß groß gewesen sein, strahlt Four Rivers arglistig.– Und woher kommen Sie, Sir?
    Die vertraute Starre überkommt Lennox: Was soll man da im Ausland antworten? Schottland? Großbritannien? Europa?– Ich bin aus Schottland im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland in der Europäischen Gemeinschaft, sagt er, etwas überrumpelt von der eigenen Wichtigtuerei.
    – Tja, Brin oder Skatlin oder wie immer Sie es nennen, das ist bloß ne winzige Insel, und da sehen Sie bestimmt kein wildes Tier von so ner Größe, spottet Four Rivers wegwerfend und bei den anderen Touristen um Unterstützung heischend.
    – Ja. Was die Landmasse anbelangt, ist es im Vergleich zu Amerika nicht sehr groß, räumt Lennox ein.– Aber in Ägypten habe ich an den Ufern des Nils Krokodile gesehen, gegen die Ihre Alligatoren hier aussehen wie Köderfische.
    Einige in der Gruppe glucksen. Offensichtlich amüsieren sich die anderen über die kleine Fehde, vor allem Tianna.– Krokodile sind dann wohl größer als Alligatoren, hm, Ray?
    – Ein Alligator, wie unser Freund hier bereits ausgeführt hat, Lennox rekelt sich genüsslich in der Sonne und weist mit dem Kopf auf Four Rivers, der ihn nun in brütendem Schweigen beobachtet,– kann bis zu siebzehn Fuß groß werden. Aber ein Krokodil kann es bis auf über dreißig bringen, doppelt so lang wie dieses Boot.
    Lennox merkt plötzlich, dass er sich jetzt gut fühlt, immer noch müde, aber angenehm müde, da der Kater sich legt. Dass er sich mit Four Rivers nicht versteht, kümmertihn nicht weiter: Er sagt sich, dass er, wenn er jeden nach Alkohol stinkenden Angehörigen einer einst stolzen Kriegerrasse mögen würde, er zu Hause keine einzige Festnahme zustande brächte. Aber er fasst es nicht, dass er mit ihm so erbärmlich um Tiannas Aufmerksamkeit buhlt.
    Als das Boot zu dem kleinen Anlegeplatz zurückkehrt, erstarrt Lennox. Dort wartet ein Streifenwagen, daneben zwei Uniformierte und drei Native Americans in smarten Anzügen. Einer von ihnen zeigt auf ihn, und er spürt, wie Tianna sich panisch an seinen Arm klammert. Beiden bleibt kurz das Herz stehen, bis sie begreifen, dass sie hinter ihrem Führer her sind. Four Rivers senkt den Kopf und wird von den beiden Polizisten abgeführt und auf die Rückbank des Streifenwagens verfrachtet.
    Er trieft vor Erleichterung, als er sie wegfahren sieht. Lennox fragt einen der Anzugträger aus, der ihm erzählt, dass Four Rivers keine Genehmigung hatte, das

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