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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Museum wieder nach Hause brachte. Er hatte sich vorher immer vorgestellt, diese Art von unkomplizierter, liebevoller Zuwendung wäre allein für ihn, seine Schwester Jackie und seinen Bruder Stuart reserviert gewesen. Ein oder zwei Sekunden lang hasste er Jackies kleine Thronräuber dafür.
    – Da, guck!, ruft Tianna, als ein erstes Straßenschild vor ihnen auftaucht.
    Bologna32
    Punta Gorda76
    Es ist wie Balsam für Lennox’ Seele. Sie haben es geschafft, sie haben den Staat durchquert: vom Atlantik zum Golf von Mexiko. Auf den Landkarten sieht Florida immer etwa so groß wie England aus, doch es fühlt sich schmaler an. Er beginnt, sich zu entkrampfen. Lässt die erschöpfte Anspannung aus seinen Schultern fließen. Autofahren in den USA ist pisseinfach, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat. Die Straßen sind breiter, besser und vor allem lang und gerade. Er wird sich vergewissern, dass dieser Chet moralisch unbedenklich ist. Dann wird er Trudi anrufen, sich für sein Benehmen entschuldigen und sofort zurückfahren.
    Das Bedürfnis, zu wissen, was aus Robyn geworden ist, nagt an ihm. Aber das soll Chets Sorge sein; er hat seine Schuldigkeit mehr als getan. Dank ihm war die kleine Tianna nun in Sicherheit vor Abschaum wie Johnnie und dieser Lance-Type. Und er wird einen Weg finden, es diesen Dreckskerlen zu zeigen. Innerhalb der Polizei gibt es internationale Kontakte, und er wird den Stein ins Rollen bringen. Es gibt immer Mittel und Wege.
    Dieses Stück läuft wieder im Radio: »Alcohol« von Brad Paisley. Nun singen sie gemeinsam mit. Es irritiert ihn ein wenig, wie gut sie den Text kennt. Es passt nicht zu einem jungen Mädchen . Aber sie ist kein schlechtes Kind. Sie istwitzig und clever, sie hat Mumm, und man hat sie leicht gern. Sie verdient etwas Besseres .
    Tianna ist von Trudis Zeitschrift fasziniert.– Werdet ihr auf ner Burg heiraten? Das wäre ja toll!
    – So was ist schrecklich teuer.
    – Und wie!!, sagt sie, ihn missverstehend.– Madonna hat auch auf ner Burg in Schottland geheiratet, schwärmt sie.
    – Aye. Irgendwo in den Highlands, bestätigt Lennox. Sie hatte einen aus England geheiratet, der Krimis drehte. Lennox hat sich mal einen davon angesehen. Hatte ihm gefallen. Der Fall war natürlich reiner Nonsens, wie die meisten Verbrechen in Literatur oder Film, aber er hielt die Handlung in Schwung. War ganz witzig.
    Ist Verbrechen notwendig, um uns solch unterhaltsamen Zeitvertreib zu liefern?, sinniert er. Wo wären wir ohne die menschlichen Schwächen? Hollywood wäre aufgeschmissen. Vielleicht schulden wir den Gangstern und Kriminellen sogar viel. Durch ihre Verbrechen schaffen sie Nachfrage. Nach Sicherheitspersonal, Polizisten, Justizvollzugsbeamten, Rechtsanwälten, Bauunternehmern, Verwaltungsbeamten, Technikern, Politikern, Autoren, Schauspielern, Regisseuren. Wo wären wir ohne sie?
    Ihm will allerdings der Name der Burg partout nicht einfallen.– Es war eine große Burg. Oben bei Perth oder da irgendwo. Da wimmelt es nur so von den Dingern.
    – Ist das in der Nähe von da, wo du wohnst?
    Er überlegt. Eine Fahrt von drei Stunden vielleicht? Ja und nein. Ist Muirhouse nah bei Barnton? Ja und auch wieder nicht.– Quasi.
    Nun erklärt ihm Tianna, wie Baseball funktioniert. Sie zieht ein Notizheft aus ihrer Tasche, zeichnet ihm das Diamond-Feld auf und erklärt alles mit Sorgfalt und Geduld. Pitcher, Hitter und Fielder. Innings: Erste Hälfte und Zweite Hälfte. Vier Bälle. Drei Strikes. Die Bases besetzen. HomeRuns. Der Bullpen. Sie hält für die Braves aus Atlanta, Georgia, weil das von Alabama aus die nächste Stadt mit einem Team in der Major League ist.
    Sie zeigt ihm ihre Sammelkarten. Lennox sieht, dass es keine wertvollen sind, alles moderne Reprints mit einem Kitemark von 1992. Scots Bobby. Mickey Mantle. Joe DiMaggio. Babe Ruth. Reggie Jackson. Willie Mays. Die meisten vermutlich schon verstorben, bevor überhaupt an Tianna zu denken war. Aber die Namen sagen Lennox außerhalb eines Filmkontexts wenig. Er meint sich zu erinnern, dass Marilyn Monroe mit einem davon gefickt hat. DiMaggio. Genau, das Stück von Simon & Garfunkel. Sie hat ja auch mit JFK  und Arthur Miller gevögelt. War sie eine Goldgräberin, die von einflussreichen Männern angezogen wurde, oder eine Betttrophäe für reiche Schmierlappen? Oder war es, wie die Feuilletonisten schwärmen mochten, die gegenseitige Anziehungskraft charismatischer Charaktere, gegen die beide Parteien machtlos

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