Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
Vom Netzwerk:
das sauber verarbeitete Holz an den Rändern dieser großen Throne erkennen konnte. Ich wagte schnell einen inspizierenden Blick auf den restlichen Raum. Im Prinzip bestand dieser nur aus den mit blauem Samt überzogenen Stühlen mit den hohen Lehnen, die in Reih und Glied an den Wänden standen, ähnlich einem Wartezimmer bei einem Arzt. Doch jene waren nicht so erhöht wie diese drei, deren mittlerer Stuhl noch etwas größer war und Parker als Logenmeister zu gehören schien.
    Während ich meine Blicke durch den Raum gleiten ließ und noch einen großen und reich verzierten Lüster an der Decke erkennen konnte, der zusammen mit der restlichen Aufmachung den Eindruck eines vornehmen großen Zimmers vermittelte, leuchteten die Freimaurer die Wand hinter den großen Stühlen aus. Parker sah mich besorgt an. Er stand neben den großen kyrillischen Buchstaben, die dort mit Kreide aufgemalt worden waren.
    Baronow las es laut vor, wobei er es gleich übersetzte. »Wer ist wie Gott?«
    »Mehr nicht?« fragte ihn Parker enttäuscht.
    »Nein, Mister Parker. Wer ist wie Gott«, wiederholte Baronow mit seinem russischen Akzent.
    Parker schickte den Bibelforscher nach unten, und dieser kam einige Augenblicke später wieder zurück, in den Händen die Heilige Schrift. Er blätterte darin und wurde nach einigen Minuten fündig.
    »Dies ist eine Übersetzung, oder besser gesagt eine Beschreibung von einem der Erzengel«, gab er von sich.
    Verflucht, ich hatte es gewusst. Zum Teufel mit diesen Engeln!
    »Und hat dieser Erzengel auch einen Namen?«
    »Michael. Er ist der Träger der Seelenwaage, der Prophet des kommenden Weltuntergangs.«
    Eine geisterhafte Stille herrschte, während mich Parker erneut ansah. Er schien zu merken, dass ich mir ernsthaft Sorgen darüber machte. Er kam auf mich zu.
    »Mister Dark, wissen Sie etwas über diese Sache?«
    Als ich nicht darauf reagierte, fasste er an meine Schultern und schüttelte mich leicht. »Dark! Was ist los mit Ihnen? Sie scheinen mehr zu wissen, als ich zunächst vermutete. Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«
    Doch meine Lippen blieben verschlossen, mein Verrat wog schon schwer genug. Von mir erfuhren diese Leute nichts mehr. Als Antwort ließ ich ihm einen alles sagenden Blick zukommen, wodurch Parker enttäuscht abließ, dennoch konnte ich in seinen Augen erkennen, dass er es anscheinend akzeptierte. Er wusste höchstwahrscheinlich von meiner Gesinnung gegenüber den Chlysten, welche durch diese Ereignisse bestärkt wurde. Wenn schon die Erzengel an dieser Entwicklung teilhatten, konnte der Weg der Dunkelroten nicht falsch sein. Das Einzige, was mich noch abhielt, die Freimaurer auf der Stelle zu erschießen, waren die zwei Prozent Zweifel an der Existenz der Cherubim. Die Anwesenheit solcher Wesen, in dieser materialisierten Erscheinungsform, glich mir eher dem Stoff aus einem Fantasyroman, doch trotz meiner Skepsis wuchs der Glaube daran.
    »Großmeister?«, rief ein anderer Freimaurer; Parker und einige andere Gestalten folgten dem Ruf, und wenn man es so auslegen wollte, ich ebenso. Verflucht!
    Als wir näher kamen, sahen wir, dass er einen leblosen Körper auf dem Boden entdeckt hatte. Sofort wusste ich, dass es sich um die Fortsetzung des blutigen Pfades Gottes handeln würde: eine weitere Ritualleiche!
    Einige Freimaurer, unter ihnen auch Parker, prüften, ob diese Person noch lebte. Ich ging aber davon aus, dass dies nicht der Fall war, doch ich wurde eines Besseren belehrt.
    »Er atmet leicht und hat einen kaum spürbaren Puls«, rief einer der Männer.
    »Wir müssen ihn auf den Tisch legen, schnell, packt mit an«, bestimmte Parker.
    Mit einigen Kraftanstrengungen hoben sie den bewusstlosen Mann an und legten ihn auf einen kleinen Tisch, und durch das Licht der Gaslampe erkannte ich gleich, um wen es sich dabei handelte: Bischof Duncon!
    »Mein Gott«, sagte Parker. »Das ist Duncon!«
    »Dann haben sie ihn doch noch erwischt, Parker. Wie konnte das denn passieren?«
    »Gute Frage, Sheriff. Einige von uns haben ihn in der Midnight Church in Fairbanks untergebracht und Wache gehalten.«
    »Nun, das ging wohl schief«, gab ich ironisch von mir.
    Er atmete tief durch und schien zu überlegen, aber er wusste genauso gut wie ich, dass seine Leute verloren waren. Die Chlysten hatten sich ihrer wohl angenommen.
    Doch plötzlich wurden wir aus unseren gemeinsamen Überlegungen gerissen, als unerwartet ein lautes Raunen der roten Kapuzengestalten zu hören war. Sie

Weitere Kostenlose Bücher