Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
ihnen erhoben sich ohne Geräusche und schlichen zu einer großen, hölzernen Truhe, die sie ebenso leise öffneten.
Parker näherte sich mir und flüsterte: »Hören Sie zu, Jake, das was Sie jetzt sehen werden, ist eines unserer größten Geheimnisse. Ich bitte Sie, ja, ich beschwöre Sie, sagen Sie keinem Menschen auch nur ein Sterbenswörtchen davon, verstanden?«
Ich fragte mich, was diese seltsamen Leute nun vorhatten, und ohne über seine Worte großartig nachzudenken, stimmte ich zu.
Die Freimaurer kamen rasch zurück. Sie hielten in ihren Händen rötliche Kleidungsstücke, wovon sich jeder ein Teil zu nehmen schien. Ich nahm dies nur nebenbei wahr. Meine Sinne widmeten sich wieder den Geräuschen, die ich von oben vernahm, welche ich als bekannt einstufte. Zum Teufel auch, handelte es sich dabei schon um den dritten Engel der Apokalypse? Hieß es denn nicht, dass es vier davon gab? Und was würde geschehen, wenn bald der Vierte erschiene? Das Ende der Welt?
Ich wandte mich wieder den Freimaurern zu, während mir Parker einen unheilschwangeren Blick zukommen ließ. Ich erkannte, wie sie sich die rote Kleidung überstreiften, wobei ich kaum meinen Augen trauen konnte: Es handelte sich um Roben, mit einer spitz zulaufenden Kopfbedeckung, ähnlich den Umhängen des Ku-Klux-Klan, nur eben in roter Farbe. Auf deren Brust erkannte ich das Zeichen ihres Ordens mit dem gleichen Symbol, welches ich vor einigen Stunden hier an der Wand entdeckt hatte: Das Winkelmaß und der Zirkel, die ein großes »G« umschlossen.
Dieser Anblick war gewaltig, als sich vor mir über ein Dutzend solcher Gestalten aufbaute, allesamt mit diesen spitzhütigen roten Roben bekleidet. Sie starrten mich direkt an. An ihrer rechten Seite trugen sie jeweils eine zusammengerollte Peitsche, die allem Anschein nach eine metallene Spitze hatte. Richtig angewandt schien dies eine tödliche Waffe zu sein.
Die Freimaurer! Eine Gruppierung ohne Gleichen! Lautlos, still, mächtig und im Untergrund wirkend, ähnlich den Chlysten. Vielleicht nicht so skrupellos, immer das Wohl der Menschen im Sinn, dennoch nicht zu unterschätzen. Instinktiv näherte sich meine Hand meiner Waffe.
Die leeren, starren Augen, welche nur durch die eingeschnittenen Löcher ihrer roten Masken zu sehen waren, glichen denen einer Armee von auferstandenen Toten, die sich meiner bemächtigen wollten. Verdammt, mir lief es eiskalt den Rücken hinab.
Oben war immer noch ein Kratzen und Reiben zu vernehmen, und ich vermutete, was dort oben nun passieren würde: Die Schriftzeichen an den Wänden!
Parker nickte den anderen zu, sah noch einmal zu mir, und die Meute mit den Peitschen machte sich auf, die Treppe zu besteigen. Es ging leise vonstatten, einer folgte dem anderen. Ich beschloss, mich ihnen anzuschließen und öffnete mein Holster. Sollte ich dort oben eine unheimliche Begegnung haben, wollte ich nicht gerne wehrlos dastehen.
Doch plötzlich ging alles sehr schnell. Ein starker Windzug umwehte uns, zeitgleich vernahmen wir ein weiteres Klirren einer Glasscheibe. Die Freimaurer rannten sofort die Treppe hoch, und verteilten sich im Raum. Ich folgte ihnen so rasch ich konnte. Oben betrat ich einen kleinen Saal, der nur spärlich von diffusem Mondlicht durch einige Fenster erhellt wurde. Die Freimaurer schienen den Raum zu kontrollieren, wobei Parker sich die Kapuze abstreifte. »Wir kommen zu spät«, sagte er. »Er ist bereits geflüchtet.«
»Wer war das?«, fragte ich nach und gesellte mich zu ihm ans zerbrochene Fenster.
Er schüttelte langsam den Kopf und sah starr hinaus in die schneebedeckte Landschaft. »Wir haben niemanden entdecken können!«, sagte er leise, und ein seltsamer Schauer lief über meinen Rücken, als wollte mir mein Körper damit sagen, dass wir diesem mysteriösen Besucher weit unterlegen waren.
Parkers Augen hatten die seltsame Starre einer Trägheit, die ich nur allzu gut kannte. Es schien mir, als ob der apokalyptische Zauber, der den ganzen Ereignissen vorauseilte, auch schon bei ihm wirkte.
»Hier drüben!«, rief einer der Kapuzenträger. Sofort drehten wir uns um. Er leuchtete den hinteren Teil der gegenüberliegenden Wand mit einem Gaslicht an.
Sogleich fielen mir die gewaltigen Stühle auf, die in einem gewissen Abstand von der Wand standen. Sie waren erhöht angeordnet, es waren exakt drei Stufen, die dort hinaufführten. Ebenso konnte ich das Edle daran erkennen, denn sie waren mit blauem Samt überzogen, wobei man aber dennoch
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