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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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seltsam. Parker wusste doch von meinem Versuch, den Bischof zu töten …!
    Ich atmete schwer aus und ließ die warme Luft durch die Nase entweichen. Meine Blicke folgten dem weißen Dampf und richteten sich nach Norden, wo ich die hohen schneebedeckten Berge sehen konnte, welche trotz der immerwährenden Polarnacht den Eindruck erweckten, dass sie hell erstrahlten. Es war eine geisterhafter Atmosphäre, hier inmitten im Nirgendwo zu sein, die tödliche Kälte zu spüren, wobei ich eher an die in meinem Herzen dachte. Wie hatte es nur so weit kommen können?
    Der Highway in Richtung der Arktis schlängelte sich durch das Land wie ein riesenhafter Wurm. Der Dalton Highway hatte es in sich, und diesen Anblick würde ich wohl nie wieder verges sen können. Nahezu zeitgleich strahlte er Faszination und Gefahr aus – eine Kombination, die eine innere Leere in mir auslöste, als wäre ich eine einsame Seele, die keinen Körper besaß und nur reine Wahrnehmung war, ohne jegliche Empfindung dabei zu spüren. Meine Hände froren so sehr, dass ich keinerlei Gefühl mehr darin hatte. Sie zitterten und waren rot. Ich glaubte zu erkennen, dass sie allmählich auch noch bleich wurden, die ersten Anzeichen von Erfrierungen. Meine Beine fingen ebenso an zu zittern, und ich fiel auf die Knie.
    Der kalte Wind ließ meine Gedanken nahezu einfrieren, und ich bemerkte, wie sich der Wunsch nach dem Tod einstellte. Wenn ich hier sterben würde, wen kümmerte es schon? War dies nicht ein schöner Ort, um das Leben zu verlassen? Hier, in einem Land, an dem man Gott näher war, als man zu glauben vermochte. Fernab von den Menschen, entfernt von dieser Gefühllosigkeit, die die Geschöpfe an den Tag legten. Wo sonst sollte man die Nähe mehr spüren als hier? Man kam sich vor, als wäre hier noch der Schöpfungsprozess voll im Gange, ohne dass der sechste Tag je stattgefunden hätte.
    Die eisige Kälte übermannte mich nun völlig. Ich hatte sie wohl unterschätzt, und ich spürte meinen Herzschlag kaum noch. Wenn ich an meinem Leben gehangen hätte, so hätte ich ein Gebet gesprochen, und Gott darum gebeten, mir ein normales Leben zu schenken und mich aus dieser lebensfeindlichen Umgebung hinauszuführen, doch die Gleichgültigkeit in mir war stärker.
    Ich fiel zu Boden und spürte den eisigen Schnee in meinem Gesicht, und wie sich das Eis an meinem ganzen Körper ausbreitete. Diese Kälte schien mir etwas sagen zu wollen, und ich horchte. Ein kaum hörbares Flüstern schien aus dem Schnee zu kommen. Dass es sich um das leichte Schmelzen handelte, welches durch meine Körperwärme ausgelöst wurde, ignorierte ich völlig. Ich glaubte fest daran, dass es mir sagen wollte, ich solle liegen bleiben und den Tod gewähren lassen. Sagte David nicht, es handele sich nur um einen Übergang in ein schöneres Leben? Wäre ich dann bei Gott?
    Ich schloss meine Augen, Müdigkeit überkam mich, doch es glich einer Art von Trancezustand, dem ein unbeschreiblich wohltuendes Gefühl innewohnte. Plötzlich formten sich vor meinen geschlossenen Augen zwei Gestalten, und bald schon glaubte ich sie zu erkennen: Jesus von Nazareth und Grigori Rasputin, zwei Heilige, die mir den Weg ins Licht zeigen wollten. Sie öffneten ihre Arme, während sie mich ansahen, und hinter ihnen war das wärmende Licht. Ich drängte danach, mit ihm zu verschmelzen, eins zu werden mit Gott! Ich fühlte bereits die Wärme, sie umfing mich, und ich war behütet. All das Schlechte hinter mir zu lassen, die Erde mit all ihren Problemen nie wieder betreten zu müssen, war nun mein innigster Wunsch. Ich wollte nicht mehr hier sein.
    Doch plötzlich verschwand das Licht wieder und eine durchdringende Traurigkeit erfasste mich: Nicht hinübergehen zu dürfen, erneut die Lasten zu tragen, die ich in meinem Leben mit mir führen musste. Welches Verderben! »Lasst mich nicht zurück«, flüsterte ich, doch die Söhne Gottes entfernten sich rasch, und mein Körper spürte wieder die Kälte Alaskas.
    Ich öffnete die Augen. Ein Karibu hatte mich am Bein mit der Schnauze angetastet. Erschrocken fuhr ich hoch, und bemerkte, wie das Leben in meinen Körper zurückkehrte, auch wenn ich noch nie so gefroren hatte wie jetzt.
    Das Karibu entfernte sich wieder, erst langsam, dann immer schneller und war schon bald in der Finsternis verschwunden.
    Ich kletterte kurzerhand in den Wagen zurück und drehte die Heizung voll auf.
    Es vergingen einige Minuten, bis mein Gehirn wieder anfing, vollständig zu

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