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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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nur bedingt mitbekam. Meine Aufmerksamkeit war völlig getrübt, und ich fragte mich, was hier vor sich ging. Wie lange ich hier gestanden hatte, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Mein Zeitgefühl war vollkommen aus dem Takt.
    Langsam setzte ich mich in Richtung des Wagens in Bewegung, während das Radio einen Countrysong spielte. Meine Blicke richteten sich starr auf die Fahrerkabine, da ich vermutete, dass sich jemand im Wagen befand. Ich spannte den Hahn meiner Waffe und beschleunigte meine Schritte. In der Kabine befand sich niemand. Ich wusste nicht, was mir lieber gewesen wäre. Einerseits spürte ich Erleichterung, andererseits war diese Situation äußerst gespenstisch und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Das war bestimmt nur die Kälte, beruhigte ich mich selbst – doch ich wusste, dass ich mir etwas vorlog.
    Als ich vor der offenen Tür stand, hörte ich erneut ein Knacken unter meinen Schuhen. Ich hob meinen Fuß und erkannte, dass im Schnee etwas lag. Es ähnelte kleinen Scherben einer Flasche, die entweder aus rotem oder zumindest dunklem Glas bestanden haben musste.
    Vorsichtig nahm ich es in die Hand, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Scherben waren es jedenfalls nicht. Es fühlte sich an wie hartes Glas, war aber offenbar keines.
    Kurzerhand packte ich dieses unbekannte Material in den roten Stoff und stieg in den Wagen.
    Was war hier nur los? Hatte ich unbemerkten Besuch gehabt? Wollte mich jemand retten oder nur dafür sorgen, dass ich mein Ziel erreichte?
    Ich ließ das Radio laufen und setzte meine Fahrt fort. Langsam und die Augen offen haltend, ließ ich die letzte Grenze hinter mir, und mein unbehagliches Gefühl, welches sich mittlerweile wie ein Parasit an mich angeheftet hatte, war mein einziger Begleiter, der mich durch die kalte Nacht führte.

DRITTER TAG
    Der dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel; er loderte wie eine Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Quellen.
    Offenbarung Kapitel 8 Vers 10
    Der nächste Tag begann wie auf einer Achterbahn, deren Loopings einem den Magen umdrehten, und man nur noch das Gefühl verspürte, das morgendliche Frühstück auskotzen zu wollen. Ehrlich gesagt, war ich völlig orientierungslos und hegte plötzlich einen gewissen Respekt vor Langzeitalkoholikern.
    Die letzte Nacht hatte ich im Wagen verbracht, denn nachdem ich am grünen und verschneiten Ortschild von Crimson vorbeigeschlittert war und mir der Wagen nach einigen hundert Metern einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, hatte ich es mir in meinem alten Chevy gemütlich gemacht; ohne jegliche Heizung. Doch mir war eingefallen, dass sich hinten im Kofferraum noch eine Decke befand, die ich vor Ewigkeiten einmal hineingelegt hatte. Wenigstens ein kleiner Trost. Ich hätte mir vorstellen können, dass ich ohne dieses verdammte Ding wohl zu Eis erstarrt wäre, und sie hätten aus mir einen weiteren mysteriösen Fall machen können. Die Schlagzeile sah ich schon vor mir: Ex-Detective stirbt vor Gefühlskälte! Gezeichnet: Cynthia!
    Meine Augen wurden von einer Helligkeit geblendet, deren Ursprung weniger die Sonne war, sondern eher der hell reflektierende Schnee. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich meine Augen an dieses grelle Licht gewöhnt hatten. Durch die Fenster das Chevy sah ich ein paar Häuser in nicht allzu weiter Ferne. Es handelte sich dabei um die typischen Fachwerkhäuser, welche man aus dem Europa des späten Mittelalters kannte und die die Zeit und all diese sinnlosen Kriege überdauert hatten.
    Ich fragte mich, ob hier überhaupt jemand lebte. Möglicherweise waren schon alle tot, und meine Aufgabe bestand lediglich darin, den Kohleofen anzuwerfen, um die übrigen Leichen zu verfeuern.
    Hier bewegte sich rein gar nichts. Der Feldweg, auf dem ich mich befand, war beträchtlich mit Schnee bedeckt, und die beiden Häuser vor mir sahen aus wie zwei Zeugen bei einem Mordfall, dessen Vorgeschichte ebenso fraglich war wie deren Aussagen.
    Was hatte Sheriff Teasle doch gleich gesagt? Zweihundert Familien? Schätzungsweise müsste es sich hier also um die tausend Einwohner handeln, nach der hohen Nachwuchsrate der Amish zu urteilen. Sie waren wohl kaum in diesen zwei Häusern untergebracht.
    Ich drehte den Zündschlüssel, um den Feldweg noch weiter entlang zu rutschen. Als Fahren konnte man dies hier kaum bezeichnen, doch der Wagen streikte immer noch. Verfluchte Scheiße! Vermutlich hatte es die

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