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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Hauptstraße, die immer weiter von New Rock wegführte.
    Meine Fahrt dauerte kaum eine Viertelstunde, als die erwähnte Schranke vor mir auftauchte. Das Scheinwerferlicht strahlte sie an wie die Mädchen, an die ich in den Bars einige Dollar verloren hatte. Shit.
    Als ich ausstieg und die verwitterte, von Schnee bedeckte Barriere mit der fast zugefrorenen Kurbel mit Mühe und all meiner Kraft nach oben brachte, hatte ich den Eindruck, dass der Wind deutlich an Stärke zugenommen hatte. Die hohen Bäume, die kurz hinter dieser »letzten Grenze« standen und sich im Laufe der Straße zu einem dichten Wald verwuchsen, bewegten sich heftig hin und her, sodass die weiße Pracht von ihnen herabfiel.
    Ich stieg in den Wagen und gab Gas. Ein paar Meter kam ich vorwärts, doch dann blieb der Wagen auf der Höhe der Schranke stehen: Die Reifen drehten durch!
    »Mist, verfluchter!«, rief ich und bemerkte plötzlich, wie sich die Eisenschranke langsam in Bewegung setzte und auf mein Wagendach zu prallen drohte. Ich war mir sicher, wenn dies passieren sollte, wäre der Schaden so enorm groß, dass vermutlich die Fensterscheiben herausbrechen würden – und das wäre bei dieser Kälte absolut fatal.
    »Komm schon!«, rief ich und versuchte, zurückzusetzen. Leider ohne Erfolg. Mein Blick galt wieder der hochgelassenen Schranke, die ich gut durch die Beifahrerscheibe sehen konnte. Ich atmete schwer aus und drückte den Schalthebel des Chevy in den ersten Gang. Das tat ich wohl zu schnell, denn die Kupplung schleifte mit einem tiefgreifenden Seufzer, der selbst mir in den Ohren schmerzte. Doch es half alles nichts. Die Reifen rutschten unwiderruflich auf derselben Stelle, und in meinem Rückspiegel sah ich den vom Rücklicht beleuchteten dunkelroten Schnee nach oben aufwirbeln. Die Schranke hatte nun ihr Gleichgewicht verloren und setzte sich vollständig in Gang. Voller Panik machte ich noch einen letzten Versuch, Gas zu geben und ...
    Der Wagen setzte sich in Bewegung und entkam nur knapp dem eisernen Schlag des unbarmherzigen Hammers.
    Ich hielt an und sah in den Rückspiegel. Die Erleichterung zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. »Schwein gehabt«, sagte ich zu mir selbst.
    Eben wollte ich meine Fahrt fortsetzen, als mir etwas auffiel. Auf der Straße hinter mir schien etwas zu liegen. Ich war mir nicht sicher, um was es sich handelte, aber es lag genau in meiner Reifenspur. Ich trat auf die Bremse und hoffte, dass das hellere Bremslicht jenes Geheimnis lüften würde. Möglicherweise war dieses unbekannte Ding der Grund, weshalb meine Hinterreifen genug Griff auf der glatten Straße bekommen hatten und ich deshalb in letzter Sekunde hatte losfahren können. Doch ich konnte nichts erkennen.
    Ich starrte auf die Straße, die nach Crimson führte. Der Motor lief, und ich überlegte, ob ich aussteigen sollte, um nachzusehen.
    Ich weiß nicht, warum ich zögerte. Waren es die Urängste des Menschen, die mich zurückhielten? Selbstschutz? Oder fürchtete ich mich vor der Dunkelheit, hier inmitten des Nichts?
    Mit einem Fluch auf den Lippen stieg ich aus, nachdem ich meinen 45er Colt aus dem Handschuhfach genommen hatte. Dieser Colt war natürlich nicht meine Dienstwaffe, die hatte ich vorerst abgeben müssen, aber vor einigen Jahren hatte ich mir dieses Baby zugelegt, dessen Anblick mich genauso in einen erregten Zustand brachte wie der eines hübschen Mädchens. Obwohl ich mich doch meist für das Letztere entschieden hatte, wäre es in dieser Situation zu hundert Prozent anders gewesen.
    Die Rückleuchten des Chevy tauchten den Schnee in ein tiefes Dunkelrot, und ich näherte mich nur zögernd dem besagten Ding in der Reifenspur.
    Als ich näher kam, sah es für mich aus wie ein Stück Tuch. Ich griff danach und fand meine Vermutung bestätigt. Es handelte sich um einen rotfarbenen Stoff, wie von einer dicken Decke oder einem Vorhang, vielleicht auch von einem Mantel oder einem Umhang. Seltsam. War ich so damit beschäftigt gewesen, auf die Schranke zu achten, dass ich es vorhin trotz meines hellen Fernlichts nicht bemerkt hatte?
    Weit und breit war nichts zu sehen. Die Schranke stand wieder in Ursprungsstellung, und in weiter Ferne sah ich einige wenige Stadtlichter von New Rock.
    Ich fuhr erschrocken zusammen, als ich hörte, wie mein Autoradio plötzlich laut ertönte. Starr stand ich in der Kälte wie eine Statue, die man vergessen hatte, auf das richtige Podest zu stellen. Es lief gerade ein Radiospot, dessen Inhalt ich

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