Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Zweifel zu hegen, zu jenen Häusern hätte dazustellen können. So sehr glich mein inneres Gefühl diesen einsamen Gebäuden – wie ein düsteres Spiegelbild, das einem die Sinne rauben konnte, wenn man sich selbst darin erblickte. Tiefe Furcht ergriff mich.
Völlig durcheinander verließ ich auch dieses Haus, und nahm ein weiteres in Augenschein. Doch dieses Mal ging ich nicht so behutsam vor und trat die Vordertür einfach ein. Sie gab ein gewaltiges Getöse von sich, dass ich fürchtete, der Lärm müsse bis nach New Rock zu hören sein.
Ich fand hier ein weiteres, leeres Gebäude, dessen einzige Einrichtung der Staub von Jahrzehnten war. Es war unfassbar und trieb mich langsam zum Wahnsinn!
Beim nächsten Haus bot sich mir derselbe Anblick, und auch in den weiteren zwei Dutzend Häusern herrschte einzig und allein diese – nur von meinem Eindringen unterbrochene – Einsamkeit. Ich versuchte, den wirklich kaum noch zu ertragenden inneren Druck loszuwerden, indem ich schwer ausatmete. Es gelang mir nicht.
Als ich leicht erschöpft zur Straße zurückkehrte, erkannte ich erst das gesamte Ausmaß dieser kranken Situation: Crimson war nichts anderes als eine Geisterstadt! Teufel auch, ich kam mir vor wie in einem Western, bei dem die letzten Goldschürfer in aller Eile das Goldgräberdorf verlassen hatten, aus Angst, einer Räuberbande zum Opfer zu fallen. Und ich war wohl der letzte Trottel, der noch hiergeblieben war.
Doch Western hin oder her, fest stand, dass ich von Anfang an allein hier gewesen war. Kein Wunder, dass ich hier nie jemanden angetroffen hatte. Diese ganze Siedlung schien nichts anderes zu sein als eine perfekte Täuschung, um jeden zum Narren zu halten, der daran vorbeifuhr. Vermutlich wusste selbst Teasle das nicht.
Ich wagte dennoch einen letzten Versuch, meine eigene Theo rie zu widerlegen, und brach in ein weiteres Haus ein – diesmal in eines der Nachbarhäuser von David.
Im Inneren erwartete mich die gleiche Einsamkeit wie in den Häusern zuvor. Mein Wille, dieses Gebäude schnell wieder zu verlassen, war stark, aber ein unerklärbares Gefühl suchte mich plötzlich heim. Es glich einer bedrückenden Stille, in der ich einen inneren Hilferuf zu hören glaubte.
Ohne es wirklich zu wollen, folgte ich dieser fremden Stimme in meinem Kopf, die mich in den Keller des Hauses führte. Als ich die Treppe langsam hinabging, stieg mir ein stechender Geruch in die Nase, der nichts Gutes erahnen ließ.
Unten angekommen, bot sich mir ein schauriger Anblick: Die gesamten Wände eines riesigen Kellerraums waren bespickt mit hunderten von ausgestopften Tierköpfen, deren Augen im fahlen Licht auf mich herabblickten. Es war schauderhaft. Alles, was mir auf Anhieb einfallen würde für eine Aufzählung von Wildtieren, konnte man hier sehen. Bären, Rehe, Karibus, Eulen und selbst große Hirsche fehlten in dieser gigantischen Sammlung eines Tierpräparators nicht. Doch auch Haustiere konnte ich entdecken: Pferde, Hunde, Katzen, ja selbst Chinchillas. Ein grauenhafter Anblick!
Allmählich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich wagte es nicht, meine Taschenlampe zu benutzen. Ich musste bestimmt nicht jedes kleine Detail sehen. Plötzlich aber erkannte ich in einer Ecke des Raumes ein Gebilde, das Angst in mir aufsteigen ließ; etwas, das in meinem Verstand keinen Platz hatte. Schlagartig machte sich eine mysteriöse Leere in mir breit, deren Grund dieses Ding war: Ein großer Stahlkäfig!
Ich vermutete, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Tierkäfig handeln musste, doch die Handschellen, die ich im Inneren sehen konnte, ließen diese Überlegung zerbrechen wie eine Bierflasche auf den Gleisen, über die soeben ein Güterzug rollte.
Nun kam doch noch meine Taschenlampe zum Einsatz, und es bot sich mir ein Anblick, auf den ich nur zu gern verzichtet hätte: Blutspuren an den Fesseln! Sofort fiel mir die Geschichte der Frau ein, die laut Teasle ein Leben in Davids Gewalt hatte verbringen müssen: Anastasija Below! Handelte es sich dabei um jene Gespielin, die David in einem Käfig gehalten hatte? Großer Gott! Was für ein Schwein! Ich stellte mir vor, was dieser elende Fettsack alles mit ihr angestellt hatte, wie sein übelriechender Atem an ihrem Nacken hing, seine klebrige Zunge ihren jungen Körper erkundete, und sein ekelerregendes Glied in sie eindrang, als wäre sie eine leblose Puppe. Welche Perversionen hatte dieses arme Ding ertragen müssen, bis Bileam sie
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