Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
dachte ich an Elsa, den Engel meiner Träume.
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ging ich auf das Haus zu, gab mir einen Augenblick Bedenkzeit und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war nicht versperrt.
Im Inneren angelangt, empfingen mich wie gehabt die kahlen Mauern, und fast schon panisch suchte ich eine Treppe, die nach oben führte. Ich fand sie rasch; es standen brennende Kerzen links und rechts auf dem Geländer, die die Stufen etwas erhellten. Sie reichten zumindest aus, um meine Taschenlampe ausschalten zu können.
Im oberen Stockwerk stand eine weitere Tür einen Spalt offen. Helligkeit drang dahinter hervor. Mein Herz pochte wie wild vor Aufregung und meine Gedanken spielten verrückt. Wenn das dort in diesem geheimen Zimmer nun doch Elsa war? Was würde ich sagen? Einfach auf sie zugehen und sie küssen? Ihr sagen, wie sehr mein Herz sie begehrte? Dass ich sie liebte und ich ihr für immer ihre Wünsche von den Augen ablesen würde? Verdammt, Jake, so viele Weibergeschichten hast du schon hinter dir, konntest einige One-Night-Stands klarmachen, und bei ihr fehlen dir die Worte?
Ich bemerkte, wie mir die Hände schweißnass wurden. Meinen Puls spürte ich schon am Hals, und alles um mich herum wurde mir plötzlich gleichgültig. Die Liebe zu Elsa hatte mich in ihrem Bann.
Langsam ging ich auf die Tür zu und öffnete sie behutsam. Im Innern des Raumes erkannte ich ein kleines Tischchen, auf dem eine Gaslampe als Quelle dieses Lichtscheins stand. Daneben war ein etwas größeres Bett zu sehen, und am Fenster stand die Gestalt, welche ich von dort unten aus gesehen hatte. Sie wandte mir den Rücken zu und trug die typische Frauenkleidung der Amish: ein schlichtes, kariertes Kleid, in Kombination mit einem Häubchen als Kopfbedeckung.
Als ich einen Schritt in das Zimmer wagte, beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Meine Gedanken wurden durch den Anblick der Unbekannten etwas zielgerichteter, da ich nun nicht mehr genau sagen konnte, wer sich dort am Fenster aufhielt. Was mich aber am meisten störte, war die Tatsache, dass sie keinerlei Reaktionen zeigte, als ich das Zimmer betrat. Sie ruhte noch immer, so wie zuvor, am Fenster, und vermittelte mir den Eindruck, dass sie nichts um sich herum wahrnahm und starr hinaus in die Nacht blickte. Ich glaubte nicht daran, dass sie mein Eintreten nicht bemerkt hatte. Meine Schritte waren doch recht deutlich auf diesem knarrenden Fußboden zu hören.
Was sollte ich jetzt nur tun? Wir konnten ja schließlich nicht weitere zwölf Jahre hier herumstehen, und abwarten, bis der nächste Messias aufkreuzte. Also hustete ich laut, doch sie blieb weiterhin still stehen. Auch mein Klopfen an der Tür änderte diese mysteriöse Situation nicht im Geringsten. Langsam bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
»Komm näher!«, vernahm ich plötzlich ein so geisterhaftes Flüstern von der Frau am Fenster, dass es mir die Gänsehaut über den Körper trieb.
»Wie bitte?«
»Komm näher, Jake«, war die leise Antwort auf meine törichte Frage, da ich sie rein akustisch ja verstanden hatte, nur der Sinn war etwas fraglich, da ich nun doch ein gewisses Misstrauen verspürte.
Ich schloss die Tür hinter mir. »Wer bist du?«, fragte ich.
»Mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist,« antwortete sie, und sofort erkannte ich ihre Stimme. Es war die Liebe meines Lebens: Elsa!
Schnell ging ich zu ihr und kurz bevor ich sie erreichte, wandte sie sich zu mir um. Ihr Anblick traf mich wie ein Hammer. Sie war so unbeschreiblich schön.
Und was ich am meisten dabei bewunderte war, dass sie keinerlei Schminke trug; als Amish war ihr das verboten. Ihre natürliche Schönheit übertraf alle Frauen dieser Erde, und mir wurde mehr denn je bewusst, dass es einen Gott gab. Nur er konnte sie erschaffen haben.
Als ich in ihre blauen Augen blickte, versank ich förmlich darin, und all die grauenvollen Ereignisse waren wie vom Erdboden verschwunden. Ich liebte sie mehr als mich selbst.
»Elsa«, sagte ich hauchzart, und lächelte dabei. Ich sprach es aus, als würde ich bei diesem Namen dahinschmelzen wie eine fast ausgebrannte Kerze.
»Jake«, erwiderte sie, und aus ihren großen, wunderschönen Augen floss eine Träne hinab. Sofort wischte ich sie behutsam aus ihrem Gesicht.
»Was ist nur geschehen, Elsa? Was …« Zu weiteren Worten kam ich aber nicht, denn sie drückte mir ihren zierlichen Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte leicht den Kopf.
»Nicht
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