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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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nach Crimson laufen. Ich konnte schließlich nicht von Sam verlangen, dass er sich zu Fuß zu den KGB-Leuten aufmachen sollte. Also nahm er den roten Truck. Ich war heilfroh, dass wir dort außerdem noch etwas von der militärischen Winterkleidung finden konnten. Vermutlich wäre ich sonst vor Kälte so steif geworden wie einst Professor Abronsi us, der auf dem Weg ins Dorf auf seinem Schlitten, den er zusammen mit seinem tölpelhaften Assistenten durch eine geisterhaft schneebedeckte und von Vampiren heimgesuchte Landschaft steuerte, und dabei fast erfroren wäre. Polanski habe ihn selig!
    Bekleidet mit einem schweren Militärmantel der Russen und einer Uschanka auf dem Kopf, raste ich also wie von der Tarantel gestochen auf dem Motorschlitten durch die eisige Schneelandschaft und hatte nur ein Ziel vor Augen: Crimson!
    Trotz meiner Besessenheit, die Siedlung zu erreichen, wan derten meine Blicke oft durch die von Nadelbäumen bewachse ne Landschaft. Nachtkäuze flogen durch die Dunkelheit, zogen ihre Kreise und hielten Ausschau nach Beute. Ein ungutes Gefühl, da ich mich sofort in die Lage dieser armen, kleinen Tiere versetzen konnte. Einen Gejagten zu spielen, war durchaus nichts, was ich als angenehm bezeichnen würde.
    Auf dieser irrsinnigen Fahrt ins Ungewisse musste ich zweimal nachtanken, und jedes Mal war es eine neue Herausforderung. Trotz allem, was in meinem Kopf vorging, hatte ich ständig das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich verschüttete mehr Benzin in den Schnee als in den Tank, so aufgebracht war ich. Meine Blicke wanderten aufgeregt durch die stille Umgebung, erkannten hinter jedem Baum eine Gestalt, stuften jedes Ge räusch als einen Warnruf ein, und obwohl der Mond noch ein fahles Licht spendete, glaubte ich, einen fliegenden, riesenhaften Schatten zu bemerken, der mich verfolgte. Meine Einweisung in die Klapsmühle stand wohl schon fest!
    In den letzten zehn Minuten dieser einsamen Fahrt konnte ich mich dann doch noch ein wenig beruhigen. Ich glaubte, in weiter Ferne Lichter erkennen zu können, und ich war mir sicher, dass es sich dabei um New Rock handeln musste. Ich danke Dir, oh Herr! Er hatte mich also noch nicht verlassen.
    Und tatsächlich, der Weg offenbarte mir einen kleinen Pfad, der direkt nach Crimson führte, jedoch von der anderen Seite aus, nicht von der Hauptstraße her, an der mein ehemaliges Bürogebäude stand.
    Ich stellte den Schlitten in einiger Entfernung ab und beschloss, mich leise der Siedlung zu nähern. Wer wusste schon, wer dort auf mich warten würde. David? Bileam? Eine weitere nervige Frage ohne jegliche Antwort. Meine Anspannung stieg.
    Als ich die ersten Häuser erreichte, sah ich mich genau um, horchte auf jedes Geräusch, konnte aber weder ein Licht noch etwas anderes Auffälliges entdecken.
    Der Schnee knirschte unter meinen Schritten, und ein unterdrücktes Niesen entwich meiner Nase. Ich ging fest davon aus, dass sich eine Erkältung bei mir eingenistet hatte, die ich mir beim besten Willen nicht leisten konnte. Dieser Dreck würde mich noch verraten, zum Teufel!
    Die Häuser standen still in dieser verlassenen Umgebung, wie einsame Pilze in einem düsteren Wald. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass sie mich anstarrten wie das berüchtigte Hill House in New England, in dem Eleanor Lance ihre Bestimmung fand. Würde es mir ebenso ergehen wie ihr? Trachteten diese Gebäude auch nach meinem Leben, oder spann ich mir gerade eine neue Geistergeschichte zusammen?
    Meine Ohren vernahmen irgendwo tropfendes Wasser, das in den tiefen Schnee fiel, jedoch war ich nicht in der Lage, es eindeutig zu lokalisieren. Ebenso hörte ich einen hölzernen Fensterladen, der leise im Wind quietschte und ab und zu klapperte.
    Ich nahm mir vor, mich mehr auf meine Vermutung zu konzentrieren, die mein eigentlicher Grund war, überhaupt noch einmal hier aufzukreuzen. »Lass dich nicht ins Bockshorn jagen«, flüsterte ich mir zu, und erhoffte mir, dadurch den Schrecken, der mir im Nacken saß, zu kontrollieren.
    Ich stapfte um die Häuser, schaute mich um, starrte angstvoll wie ein Insekt, das sich der Gefahr bewusst war, von einer gewaltigen Spinne verfolgt zu werden, wie einst Frodo Beutlin, auf der Flucht von der garstigen Tochter Ungolianths. Meine Blicke wanderten fast schon regelmäßig über meine Schulter.
    Es verging fast eine Stunde mit diesem nervenaufreibenden Unterfangen, doch als nichts Weiteres geschah, beschloss ich, nun endgültig in eines der Häuser vorzudringen.

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