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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Antworten ich eigentlich überhaupt nicht wissen wollte. Downfall war also trotz des gigantischen Bebens noch immer in den Händen der Dunkelroten. Nun offenbarten sich auch einige Geheimnisse, die mir schon seit geraumer Zeit Rätsel aufgegeben hatten. Der Schnee hatte zwar das Dorf begraben, und sicherlich wurden einige Häuser dabei zerstört, dennoch nutzte man das Dorf als Unterschlupf. Deshalb auch dieses Minensystem. Unter dem ganzen Land existierten hunderte von Gängen, die die Natur durch das Eis im Laufe der Jahrtausende geschaffen hatte. Die Chlysten wussten das und halfen ein wenig nach, indem sie weiterte Tunnel gruben, um die einzelnen Häuser unterirdisch miteinander zu verbinden. Und geholfen hat ihnen der Kapitalismus, indem einige professionelle Erzgesellschaften, wie zum Beispiel die »United works for Diamonds«, ebenso einen kleinen Beitrag dazu leisteten. Deshalb konnten sich die Dunkelroten stetig selbst finanzieren, denn ein kleiner Diamant hier und einer größerer dort waren doch im Laufe der Zeit recht profitabel. Auch konnten sie sich des Dynamits bedienen, indem sie es, laut den Zeitungsberichten, den Minengesellschaften stahlen. Selbst Parker meinte, dass die Amish reich wären, was meine Vermu tungen untermauerte. Dennoch wurde ich stutzig. Mir fiel un erwartet die unheimliche Begegnung im »Angel’s Bell« ein, als dieser Hüne plötzlich die Kneipe betreten und etwas von Parker erworben hatte. Und wenn ich mich recht erinnerte, hatte es sich bei dem Gast um Amos, den Sohn von David Brauner, gehandelt. Weshalb aber sprach Parker davon, dass er harmlos sei und ich mir keine Sorgen machen müsse? Wollte er mich vielleicht in die Irre führen, die ganze Sache herunterspielen oder hatte es einen anderen Sinn?
    Mir fiel keine Antwort darauf ein, dennoch erschien mir all das äußerst mysteriös. Natürlich wollte Parker kein Aufsehen erregen und ihm nicht den Kauf verweigern. Außerdem, das Geld, welches er bekam … Moment! Ich stutzte. Meinen Erinnerungen zufolge hatte Parker keinen einzigen Cent verlangt. Doch weshalb? Zahlte Amos nur einmal im Monat oder ließ er vielleicht sogar anschreiben? Eine gute Frage, und meine Antwort war eher die, dass mir diese ganze Geschichte über den Kopf wuchs.
    Doch plötzlich schreckte ich auf, als eine Fackel entzündet wurde. Ein erneuter heller Schein sollte mir wohl den Weg zur Erleuchtung zeigen. Und der Herr sprach, es werde Licht, und siehe, es ward Licht!
    Der Fackelschein blendete schmerzhaft meine Augen, die sich gerade an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sogleich kniff ich sie zusammen. Die Helligkeit drang von unten herauf und meine Neugier ließ mich einen Blick wagen: Ich befand mich in einer Art Kanzel, die vom eigentlichen Kirchenraum abgeschottet war und wohl einst als Glockenraum genutzt wurde. Das Seil hing immer noch von der Decke herab.
    Diese Kammer wies nach allen vier Seiten Öffnungen auf, wobei die vor mir genauso wie die hinter mir liegende Wand mit Glas ausgestattet war, das exakt in den darunter liegenden Kirchenraum blicken ließ. Dorthin richtete ich meine vollste Aufmerksamkeit. Als ich mich etwas nach vorn neigte, um mehr zu erspähen, war die Helligkeit, die in der Kirchenhalle vorherrschte, bereits stark genug, um mir wichtige Details zu offenbaren.
    Dort unten liefen drei mit dunkelroten Umhängen bekleidete Gestalten umher und entzündeten eine Kerze nach der anderen, steckten Fackeln an den Wänden in Brand, und legten über den steinernen Altar ein dunkelrotes Tuch, auf dem das gleiche Symbol zu erkennen war, wie es mein Innenschenkel zeigte: Das schwarze, orthodoxe Kreuz, dessen Inschrift ich schon vor einer Weile entziffert hatte: Grigori Rasputin Rex Chlysten! Oh Herr, behüte Deinen Sohn, denn er ist auf dem Weg hierher!
    Die gotische Kirche selbst schien schon mehrere hundert Jahre alt zu sein. Es handelte sich dabei um einen der typischen Sakralbauten, die normalerweise mit Licht durchflutete Räumlichkeiten aufwiesen, jedoch waren die seitlichen, ebenso bunten Fenster dunkel wie die Nacht, der Schnee verdeckte alles. Auch die Spitzbögen waren ein Zeichen dieser Baukunst, die die Romanik einst abgelöst hatte. Die auffälligen Seitenschiffe, die sogenannten abgeteilten Längsräume dieser Kirche, waren wohl die zentrale Inspiration gewesen, die den Architekten dazu getrieben hatte, ein Haus zu Ehren Gottes zu bauen. Im gewissen Sinne ähnelte der Bau der Klosterkirche Saint-Denis, die sich nördlich von

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