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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Zweck? Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen konnte, war, dass es sich um frische Brandnarben handelte.
    Ich stand auf und sah in die Ferne, wobei sich meine Gedanken noch weiter ins Landesinnere wagten, ja fast schon zur Grenze des Landes – weiter als meine Augen blicken konnten. Wäre es möglich, dass wir Besuch hatten? Besuch von außerhalb der Grenzen Alaskas?
    Ich wusste, dass die Beringstraße in außergewöhnlich kalten Wintermonaten komplett zufrieren konnte, und somit wäre der Weg ins finstere Hinterland Russlands passierbar. Was ging hier nur vor?
    »Mister Dark«, hörte ich Martins leise Stimme aus dem Wagen. Ich eilte zu ihm.
    »Bleiben Sie ruhig. Hilfe ist unterwegs!«, sagte ich.
    Mein Blick zum immer noch brennenden Pickup ließ die Hoffnung in mir weiter wachsen, dass wir dadurch leichter zu finden waren.
    Ich klopfte Martin auf die Schulter, während er mit blutüberströmtem Gesicht ein schwaches Lächeln zustande brachte.
    Er würde wohl durchkommen!
    Meine Neugier übermannte mich plötzlich, und ich ging zu der Leiche. Zugegeben, ein leichter Schauder überkam mich, da es ein gewaltiger Unterschied ist, einen unbekannten Toten zu sehen oder einen, den man persönlich kannte.
    Seine Gliedmaßen lagen bizarr neben dem Wagen, da ihm der Aufprall in der hohen Geschwindigkeit alle Knochen gebrochen hatte; so nahm ich es zumindest an.
    Die nackte Leiche, deren Haut mit Splittern, Schmutz und roten Flecken übersät war, gab nicht viel Aufschluss, genauso wenig das Gesicht, welches von Brandspuren, Wunden und Löchern gekennzeichnet war. Ein Wiedererkennen war somit unmöglich. Wenn ich es nicht gewusst hätte, dass es sich um Sam handelte, hätte ich keineswegs ...
    Ich kam ins Grübeln. All das kam mir vor wie eine Art Puzzle, welches aus vielen Teilen bestand, die nicht zum Ganzen dazugehörten.
    Ich horchte auf. Meine Blicke wanderten am Horizont entlang, und da sah ich sie kommen: Fahrzeuge mit Rotlicht, und wenn mich nicht alles täuschte, hörte ich einen Helikopter, den ich leider durch die Nebeldecke und in der hereinbrechenden Nacht nicht erkennen konnte. Ich war erleichtert.
    »Martin, halten Sie durch!«, rief ich. »Hilfe ist gleich da!«
    Mit einer schwachen Handbewegung zeigte er mir, dass er verstanden hatte.
    Ich widmete mich noch einmal der Leiche und musterte den zerschundenen Körper, konnte aber nichts erkennen.
    Doch plötzlich durchfuhr mich ein Geistesblitz: Die linke Hand des Toten gab Aufschluss! Am Ringfinger dieser Hand erkannte ich einen Ehering.
    Erinnerungen schwirrten mir durch den Kopf: Es war an jenem Abend im »Angel‘s Bell« gewesen ...
    »... Jetzt sagen Sie nur nicht, dass Ihre Frau Sie ebenfalls verlassen hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Mister Dark. Ich bin nicht verheiratet. Es hatte wohl nie so sein sollen.«
    Teasle war nie verheiratet gewesen, und ich erinnerte mich auch nicht, dass er einen Ring getragen hätte.
    Ich versuchte, den Ehering etwas vom Finger zu lösen. Darunter bemerkte ich eine Hautbleiche, die man dadurch bekommt, dass man solch einen Ring nie ablegt, was bei den meisten Ehepaaren üblich ist. Dieser Ring war also jahrelang getragen worden. Das hier war nicht Sam!
    Ich stand auf. Meine wirren Gedanken brachten mich völlig aus der Fassung, und ich atmete die kalte Polarluft ein. Bileam hatte recht behalten: Tote reden also doch!
    Während die Fahrzeuge am Tatort ankamen und der Helikopter über mich hinwegflog, verspürte ich absolute Gewiss heit:
    Teasle war nicht tot!

Zweites Buch

    Der blutige Pfad Gottes

MOSES
    Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.
    1. Moses Kapitel 1 Vers 1
    Ich folgte einer Spur, der ich schon längst hätte nachgehen sollen, aber etwas hatte mich aufgehalten. Zu beschreiben, was es war, wäre ebenso unmöglich gewesen, wie einer Ameise den Weltraum zu erklären: Ich verstand es beim besten Willen nicht.
    Die Begegnung mit diesem Fremden war eine der außergewöhnlichsten Erfahrungen in meinem Leben, welches sich, auch wenn ich es nur ungern zugab, inzwischen drastisch verändert hatte: Ich spürte zum ersten Mal richtige Angst. Im Grunde bedeutete Angst für mich, dass man sich vor bestimmten Dingen fürchtet, wie etwa vor einem Fahrstuhl oder vor langbeinigen Spinnen. Doch dieses Gefühl, das sich in mir breitmachte, sobald sich meine Gedanken an die Begegnung vor zwei Wochen draußen

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