Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
Vom Netzwerk:
kurzer Blick zum Truck verriet mir, dass sich eben jemand humpelnd in die Büsche schlug.
    »Eine Frage, Martin.« Ich hielt kurz inne. »Wohin führt der Weg, wenn man die Interstate 3 in Richtung Westen verlässt, so um die fünfzig Meilen hinter New Rock?«
    »Ich vermute stark, dass dort der Denali National Park beginnt!«
    »Ein Nationalpark?«
    »Dort steht der berühmte Mount McKinley, ein Sechstausender. Er gehört zu den Seven Summits, den höchsten Bergen der sieben Kontinente.«
    »Was können Sie mir noch dazu sagen?«
    »Nun, viele sprechen davon, dass er äußerst schwer zu besteigen sei, da die Witterungsverhältnisse extrem sein sollen.«
    »Martin, gibt es dort in der Nähe ein Bergwerk oder gar Minen?«
    »Das nicht, Sheriff, aber es soll dort anscheinend verdammt viele Gletscherspalten geben, die sich wie Täler durchs ganze Hinterland ziehen.«
    »Sie meinen, es existiert dort eine unendliche Anzahl von Versteckmöglichkeiten?«
    »So ist es! Sie wollen doch nicht etwa dort hin?«
    »Darauf können Sie Gift nehmen!«
    »Sheriff! Bei allem Respekt, aber das ist für jemanden, der sich nicht auskennt, viel zu gefährlich. Die Chance, dort jemanden aufzuspüren, ist gering. Eher hängen Sie in einer Gletscherspalte fest. Und dass man Sie dann je dort finden würde, ist ebenso fraglich, da würden Sie am Ende von einem der Bären gefressen, die dort noch umherstreifen. Schlagen Sie es sich wieder aus dem Kopf und warten Sie auf Verstärkung. Dann können wir systematisch das ganze Gelände absuchen.«
    »Dann wird es zu spät sein, Martin. Ich werde jetzt aufbrechen. Sollte der Fall eintreten, dass ich nicht zurückkomme, sagen Sie Fender, er sei ein Arschloch!«
    »Sheriff? Sheriff?«, wiederholte Martin einige Male voller Sorge, doch ich reagierte nicht. Ich durfte keine Zeit mehr verlieren. Die Fährte war heißer denn je!
    Ich näherte mich dem Laster. Das Feuer ließ den Lack glitzern und verwandelte das Fahrzeug in ein strahlendes Ungetüm. Es sah aus wie eines der mächtigen Fabelwesen aus der Feder Tolkiens, das schlafend vor mir lag und das man nicht erwecken wollte, obgleich einem keine andere Wahl blieb.
    »Du Smaug, ich Bilbo«, flüsterte ich mir mutig zu, und wagte den Schritt auf die Beifahrerseite. Meine Vermutung war richtig gewesen: Die Tür stand offen!
    Ich zog meinen Colt und setzte einen Fuß vor den anderen.
    Ein Knacken im umliegenden Gelände ließ mich erstarren. Ich schloss die Augen. Mein Gehör wurde dadurch deutlicher und ich verharrte einige Augenblicke. Ich vernahm kein weiteres Geräusch mehr, aber dennoch fühlte ich mich beobachtet!
    Langsam bewegte ich mich wieder auf die Beifahrertür zu. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen. Ein Geruch von Verwesung drang mir in die Nase, und mir war klar, was mich nun erwarten würde.
    Nur ein einziger Schritt trennte mich vom aufklärenden Blick in die Fahrerkabine, aber ich zögerte. Zu sehr saß mir der Schre cken noch im Nacken, und ich ärgerte mich über meine Ängste. Zum Teufel auch! Doch der Mut siegte schließlich, und so stapfte ich mit einem forschen Schritt direkt in die Höhle des Löwen.
    Welch grauenvoller Anblick!
    Der Anblick des Netzes im Führerhaus löste ein Gefühl der Resignation in mir aus. In diesem Netz befanden sich fünf abgetrennte Köpfe, und einige starre Augen sahen mich vorwurfsvoll an, so als wollten sie mir sagen »Warum hast du nichts getan?«. Tief im Inneren war mir natürlich bewusst, dass ich nichts hätte tun können, um sie vor ihrem Schicksal zu bewahren, aber dennoch lag diese Last auf meinen Schultern. Dieses andauernde Schuldgefühl trieb mich noch zur Verzweiflung, nicht nur was diesen Fall anging, sondern ebenso damals, als meine Ehe aus permanenten Schuldgefühlen bestand und mein privater Tagesablauf von Entschuldigungen nur so geprägt war. Diese Belastung war schwer zu ertragen, und wenn sich solch irrsinnige Gefühle einmal festgesetzt haben, dann ist es nahezu unmöglich, sie wieder loszuwerden. Das Gegenteil war der Fall: Es schwappte ins Berufsleben über, und die Emotionen überschlugen sich. Ein Trennen von Beruf und privat war demnach nicht mehr möglich. Ich war mir sicher, dass derartige Gefühle meine Ermittlungen beinträchtigen würden, und ich zweifelte an mir, den Fall je lösen zu können.
    Mein nächster Blick aber ließ mich meine wirren Gedanken völlig über den Haufen werfen. Mut und Tatendrang waren nun meine Freunde, und ein hinterhältiges Lächeln

Weitere Kostenlose Bücher