Crisis
nicht mehr zur Schule gehen, vielleicht sogar für den Rest des Schuljahrs, es bleiben ja nur noch ein paar Tage. Sie haben versprochen, weder ihre Handys zu benutzen noch jemandem zu verraten, wo sie sind.«
Jack nickte, aber er wusste nicht genau, welcher Aussage er eigentlich zustimmte. Er hatte das Gefühl, zwiespältige Botschaften zu empfangen. Es gab keine Möglichkeit, das Risiko für die Kinder komplett auszuschalten. Er fürchtete, dass Alexis und Craig unter dem Druck des Prozesses nicht mehr klar denken konnten. Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass sie die Polizei benachrichtigen mussten.
»Hört zu«, sagte Jack. »Mir fällt nur eine Person ein, die hinter diesem Überfall stecken könnte, und das ist Tony Fasano mit seinen Spießgesellen.«
»Wir haben das Gleiche vermutet«, entgegnete Craig. »Aber das erscheint fast schon zu korrupt, darum versuchen wir, uns nicht allzu sehr darauf zu versteifen. Was mich während des Verfahrens besonders überrascht hat, ist die Feindseligkeit, mit der einige Kollegen auf meine Concierge-Praxis reagieren. Das verleiht deiner rhetorischen Frage nach einer Verschwörung von gestern Abend durchaus etwas Glaubwürdiges.«
Jack gönnte dieser Idee einen flüchtigen Gedanken, aber außer als Futter für einen bekennenden Fan von Verschwörungstheorien erschien ihm dieses Szenario ausgesprochen unwahrscheinlich, auch wenn er selbst es am Vorabend ins Spiel gebracht hatte. Tony Fasano und seine beiden Wrestler waren eine sehr viel wahrscheinlichere Option, vor allem da Tony ihn schon einmal bedroht hatte. »Ich weiß nicht, ob ihr meine geschwollene Lippe bemerkt habt«, sagte er und berührte vorsichtig die Schwellung.
»Die ist kaum zu übersehen«, bemerkte Alexis. »Hast du dir das beim Basketball geholt?«
»Das wollte ich euch eigentlich so erzählen«, gestand Jack. »Aber in Wahrheit ist es das Ergebnis einer weiteren Begegnung mit Tony Fasanos Kumpel Franco. Das wird allmählich zu einem unangenehmen täglichen Ritual.«
»Diese Schweine«, knurrte Craig.
»Bist du okay?«, fragte Alexis besorgt.
»Mir geht es besser, als es der Fall gewesen wäre, wenn meine neuen Bostoner Basketballkumpel nicht gerade noch rechtzeitig dazwischengegangen wären. Franco hatte einen Komplizen dabei.«
»Oh, mein Gott«, sagte Alexis. »Es tut uns so leid, dass wir dich da mit hineingezogen haben.«
»Dafür bin ich ganz alleine verantwortlich«, sagte Jack. »Und ich will ja auch gar kein Mitleid. Ich will damit nur sagen, dass Fasano und Konsorten wahrscheinlich auch hinter dem Überfall stecken. Der Punkt ist: Wir müssen beides der Polizei melden.«
»Wegen deines Problems kannst du gerne die Polizei rufen«, sagte Craig. »Aber ich will auf keinen Fall die Sicherheit meiner Kinder aufs Spiel setzen. Ich glaube kaum, dass die Polizei hier irgendwas ausrichten kann, verdammt noch mal. Diese Typen waren Profis mit Skimasken, unauffälligen Handwerkerklamotten und Handschuhen. Mit so etwas hat die Polizei von Newton doch keine Erfahrung. Das hier ist bloß ein kleiner Vorort.«
»Da bin ich anderer Meinung«, erwiderte Jack. »Ich wette, eure Polizei hat schon eine Menge mehr gesehen, als ihr euch überhaupt vorstellen könnt, und die Kriminaltechnik ist ein schlagkräftiges Instrument. Ihr habt keine Ahnung, was sie finden könnten. Vielleicht bringen sie diesen Vorfall ja mit anderen in Verbindung. Und ganz sicher können sie die Überwachung der Nachbarschaft verstärken. Wenn ihr den Überfall nicht meldet, spielt ihr damit dem Täter in die Hände. Ihr lasst zu, dass man euch erpresst.«
»Natürlich werden wir erpresst«, brüllte Craig so laut, dass die Kinder zusammenfuhren. »Meine Güte, hältst du uns für bescheuert?«
»Ruhig, Craig!«, drängte Alexis. Sie legte die Arme um Tracy, die neben ihr saß.
»Ich mache euch einen Vorschlag«, sagte Jack. »Ein sehr guter Freund von mir arbeitet als Senior Detective bei der New Yorker Polizei. Ich könnte ihn anrufen. Mit seinem Sachverstand und seiner Erfahrung kann er uns bestimmt einen Rat geben. Wir können ihn fragen, was wir tun sollen.«
»Ich will nicht zu etwas genötigt werden«, entgegnete Craig.
»Niemand wird dich zu etwas nötigen«, sagte Jack. »Das verspreche ich.«
»Ich finde, Jack sollte seinen Freund anrufen«, erklärte Alexis. »Was die Polizei angeht, stand unsere Entscheidung doch noch gar nicht fest.«
»Von mir aus!«, sagte Craig und riss die Hände hoch. »Ich habe ja
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