Crisis
gar nicht gehört.
»Das hatte ich schon mitbekommen«, antwortete er. »Wenn ihr das wollt, dann bin ich natürlich dazu bereit.« Er sah Craig an. Craig zuckte die Achseln.
»Ich werde mich nicht querstellen«, erklärte Craig. »Bei dem ganzen Stress, unter dem ich stehe, traue ich meinem Urteilsvermögen nicht mehr.«
»Na gut«, sagte Jack. Wieder hatte er das Gefühl, dass Craig unerwartete Einsicht zeigte.
Es klingelte erneut an der Tür, und wieder rannte Alexis mit den Worten hinaus, das müssten die Großeltern sein. Doch auch diesmal hatte sie sich getäuscht. Vor der Tür standen fünf Polizisten, zwei davon in der Uniform des Newton Police Departments. Alexis bat sie herein und führte sie ins Wohnzimmer.
»Ich bin Detective Lieutenant Liam Flanagan«, sagte der große, rotgesichtige Ire mit dröhnender Stimme. Er hatte helle, babyblaue Augen und einen Hauch von Sommersprossen auf seiner flachen Preisboxernase. Dann stellte er seine Begleiter vor: Detective Greg Skolar, die Beamten Sean O’Rourke und David Shapiro sowie Derek Williams von der Spurensicherung.
Während Liam sprach, musterte Jack ihn eingehend. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, so als sei er ihm schon einmal begegnet, auch wenn das mehr als unwahrscheinlich war. Doch plötzlich fiel es ihm wieder ein. Als er Gelegenheit hatte, sich Liam vorzustellen, fragte er ihn: »Habe ich Sie nicht heute Morgen im rechtsmedizinischen Institut gesehen?«
»Ja, das haben Sie«, entgegnete Liam freudig. Er lachte. »Jetzt erinnere ich mich wieder an Sie. Sie sind in den Sektionssaal gegangen.«
Nachdem sie einen kurzen Überblick über das Geschehen erhalten hatten, gingen der Kriminaltechniker und die beiden uniformierten Beamten nach draußen, um den Garten in Augenschein zu nehmen, solange es noch etwas Tageslicht gab. Die Sonne war bereits untergegangen, aber es war noch nicht ganz dunkel. Die beiden Detectives waren vor allem an den Kindern interessiert, und die drei genossen es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
Unterdessen fragte Randolph Craig, ob er sich in der Lage fühle, die morgige Aussage zu proben, wie sie es geplant hatten.
»Glauben Sie denn, dass das wirklich nötig ist?«, protestierte Craig. Er hatte verständlicherweise anderes im Kopf.
»Meiner Ansicht nach ist es ungeheuer wichtig«, entgegnete Randolph. »Vielleicht sollten Sie sich Ihren Auftritt bei Ihrer ersten Befragung durch Fasano in Erinnerung rufen. Es wäre verheerend, wenn sich so etwas in Gegenwart der Geschworenen wiederholen würde. Die Gegenseite verfolgt offensichtlich die Strategie, Sie als einen arroganten, herzlosen Doktor der Medizin hinzustellen, dem es wichtiger war, rechtzeitig mit seiner attraktiven jungen Geliebten in der Symphony Hall anzukommen, als das Leben seiner schwer kranken Patientin zu retten. Wir müssen unbedingt verhindern, dass Sie sich auch nur im Geringsten auf eine Art und Weise präsentieren, die solche Anschuldigungen stützen würde. Und der einzige Weg dazu ist, Ihre Aussage zu proben. Sie sind ein guter Arzt, aber ein lausiger Zeuge.«
Durch Randolphs wenig schmeichelhafte Einschätzung zur Räson gebracht, willigte Craig gehorsam in eine Probe ein. Er unterbrach die beiden Detectives kurz, um den Kindern zu sagen, dass er bloß in die Bibliothek gehe.
Mit einem Mal blieben Jack und Alexis alleine zurück und sahen sich an. Anfangs hatten sie aufmerksam den Beschreibungen der Kinder gelauscht, aber nachdem die Detectives sie ihr Martyrium immer wieder aufs Neue schildern ließen, um vielleicht doch noch auf ein möglicherweise vergessenes bedeutsames Detail zu stoßen, verloren sie das Interesse. Um sich in Ruhe unterhalten zu können, zogen sie sich in den Küchenbereich zurück.
»Ich wollte dir noch einmal sagen, wie leid mir das alles tut«, erklärte Jack. »Ich habe es nur gut gemeint, aber ich habe euch mehr Ärger bereitet, als dass ich eine Hilfe war.«
»Das konnte doch niemand voraussehen«, sagte Alexis.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du warst mir eine riesige moralische Hilfe, und das gilt auch für Craig. Er ist wie verwandelt, seit du da bist. Ich bin immer noch schockiert über die Einsicht, die er beim Mittagessen gezeigt hat.«
»Ich hoffe nur, es hält an. Was ist mit den Mädchen? Was glaubst du, wie sie die Erfahrung verarbeiten werden?«
»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Alexis. »Sie haben eine ziemlich gefestigte Persönlichkeit, obwohl ihr Vater eigentlich so gut wie
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