Crisis
wieder mal keine Ahnung!«
Jack suchte in den Taschen seiner Jacke nach seinem Handy. Er klappte es auf und drückte die Kurzwahl von Lou Soldanos Festnetzanschluss. Es war kurz nach acht, wahrscheinlich die beste Zeit, um den Detective zu Hause zu erwischen, aber er war nicht da. Jack hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Als Nächstes versuchte er es auf Lous Handy und erreichte den Detective im Auto auf dem Weg zu einem Mordfall in Queens.
Jack gab Lou einen kurzen Überblick, warum er sich in Boston aufhielt und was vorgefallen war. Er beendete seinen Bericht mit der Frage, ob sie die Polizei benachrichtigen sollten oder nicht.
»Das ist keine Frage«, antwortete Lou, ohne zu zögern. »Sie müssen die Polizei benachrichtigen.«
»Sie befürchten, die Newtoner Polizei könnte nicht genug Erfahrung haben, um dieses Risiko einzugehen.«
»Sind sie gerade in der Nähe?«
»Ja, sie sitzen mir gegenüber.«
»Dann stell mich auf laut!«
Jack tat, worum Lou ihn gebeten hatte, und hielt das Handy vor sich. Lou stellte sich offiziell vor, drückte ihnen sein Mitgefühl für dieses schreckliche Erlebnis aus und sagte dann: »Ein sehr, sehr guter Freund von mir ist mein Pendant bei der Bostoner Polizei. Wir haben vor Ewigkeiten zusammengearbeitet. Er hat sehr viel Erfahrung mit jeglicher Art von Verbrechen, auch mit so etwas, wie Ihnen zugestoßen ist. Ich bin gerne bereit, ihn anzurufen und ihn zu bitten, sich persönlich um den Fall zu kümmern. Er wohnt entweder bei Ihnen im Ort oder in West Newton. Auf jeden Fall irgendwas mit Newton. Ich bin mir sicher, dass er die Jungs auf dem Newtoner Revier kennt. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Ich kann ihn jetzt gleich anrufen. Sein Name ist Liam Flanagan, und er ist ein fantastischer Typ. Und ich will Ihnen noch etwas sagen. Ihre Kinder schweben in größerer Gefahr, wenn Sie den Vorfall nicht zur Anzeige bringen, als wenn Sie es tun. Das weiß ich ganz sicher.«
Alexis sah Craig an. »Ich finde, wir sollten sein Angebot annehmen.«
»Meinetwegen«, entgegnete Craig etwas widerstrebend.
»Hast du das gehört?«, fragte Jack.
»Ja, habe ich«, antwortete Lou. »Ich werde mich gleich darum kümmern.«
»Bleib noch kurz dran, Lou«, sagte Jack. Er schaltete den Lautsprecher aus, entschuldigte sich bei den Bowmans und ging hinaus in den Flur, wo sie ihn nicht mehr hören konnten. »Lou, sieh zu, ob du mir eine Waffe besorgen kannst, wenn du mit Flanagan sprichst.«
»Eine Waffe?«, fragte Lou. »Das wird nicht leicht.«
»Versuch es wenigstens. Ich fühle mich wehrloser als sonst.«
»Ist dein Waffenschein gültig?«
»Ja, im Staat New York. Ich habe das offizielle Training absolviert. Du warst doch derjenige, der mich dazu gedrängt hat. Ich habe mir nur nie eine Waffe besorgt.«
»Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
Als Jack das Handy zuklappte, klingelte es an der Tür. Alexis hastete an ihm vorbei. »Das müssen Grandma und Grandpa sein«, sagte sie. Aber sie irrte sich. Es war Randolph Bingham, leger, aber wie immer elegant gekleidet.
»Ist Craig bereit für seine Probe?«, fragte Randolph, als er Alexis’ Überraschung bemerkte. »Er erwartet mich.«
Alexis hatte so fest damit gerechnet, dass Craigs Eltern vor der Tür standen, dass sie einen Moment lang völlig verwirrt war. »Seine Probe?«, fragte sie.
»Ja. Craig soll morgen früh aussagen, und wir waren beide der Ansicht, dass es nicht schaden könne, wenn er sich ein wenig darauf vorbereitet.«
»Kommen Sie doch herein«, bat Alexis, der ihr Zögern jetzt etwas peinlich war.
Randolph bemerkte Jacks kurze Hosen und die Blutflecken auf seinem schmutzigen T-Shirt, sagte jedoch nichts, als Alexis ihn durch den Flur in den Wohnbereich führte. Er war der Nächste, der darüber unterrichtet wurde, was am Nachmittag passiert war. Im Laufe der Erzählung wandelte sich sein Gesichtsausdruck von seiner üblichen leicht herablassenden Zurückhaltung in Besorgnis.
»Sind die Mädchen von einem Arzt untersucht worden?«, wollte er wissen.
»Nur von Craig«, antwortete Alexis. »Ihren Kinderarzt haben wir nicht angerufen.«
Randolph sah Craig an. »Wenn Sie möchten, kann ich einen Antrag auf Vertagung stellen.«
»Wie stehen die Chancen, dass der Richter zustimmt?«, fragte Craig.
»Das kann ich nicht sagen. Die Entscheidung darüber läge ganz alleine bei Richter Davidson.«
»Um ehrlich zu sein, ich glaube, es wäre mir lieber, diesen Albtraum endlich hinter mich zu
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