Crisis
was hätte sein können. Er war zufrieden damit, sich das auszumalen, was sein würde, es sei denn …
Zum zweiten Mal verscheuchte Jack diesen Gedanken aus seinem Kopf. Stattdessen griff er nach der Zeitung und begann zu lesen. Es war ein angenehmes Gefühl, an der frischen Luft in der Sonne zu sitzen und die Zeitung zu genießen, während im Hintergrund die Vögel zwitscherten. Die Tatsache, dass er mitten auf einem Friedhof saß, störte ihn dabei keineswegs. Im Grunde genommen trug sie dank seines Sinns für Humor sogar noch zusätzlich zu seinem Vergnügen bei.
Als Jack die Zeitung ausgelesen hatte, wandte er sich den Magazinen zu. Nachdem er mehrere recht lange, aber interessante Artikel im New Yorker gelesen hatte, ließ sein Wohlbefinden allmählich nach, vor allem als er nach einer Weile in der prallen Sonne saß. Er warf einen Blick auf die Uhr und fluchte. Es war Viertel vor vier. Er stand auf, streckte sich und schob die Zeitung und die Magazine zusammen. Irgendwie würde er Percy ausfindig machen und ihn auf eine Anfangszeit festnageln. Da er wusste, dass der letzte Shuttle-Flug nach New York gegen neun Uhr startete, gestand er sich ein, dass er es nicht mehr schaffen würde. Wenn er nicht im Mietwagen nach New York zurückfuhr – eine Aussicht, die ihn aus mehreren Gründen nicht gerade mit Begeisterung erfüllte –, würde er noch eine weitere Nacht in Boston verbringen müssen. Er könnte ja in dem Hotel übernachten, das er am Flughafen gesehen hatte, denn er hatte nicht die Absicht, ins Haus der Bowmans zurückzukehren, nachdem Alexis und die Rinder fort waren. So groß auch sein Mitgefühl für Craig war, von seiner depressiven Stimmung hatte er seit dem Mittagessen endgültig genug.
Die Zeitungen und Magazine flogen durch das fehlende Fenster auf der Beifahrerseite in den Hyundai. Jack war schon halb um den Wagen herum, als er plötzlich den Bagger hörte. Er schirmte seine Augen mit der Hand ab, spähte durch die Bäume den Hügel hinunter und sah, wie Percys gelbes Gefährt sich gerade daranmachte, die gewundene Friedhofsstraße heraufzufahren. Die hinten eingezogene Schaufel sah aus wie das Bein eines Grashüpfers. Hastig rief Jack Harold Langley an.
»Es ist schon fast vier«, beschwerte sich Harold, als Jack ihm sagte, dass die Exhumierung kurz bevorstand.
»Ich habe getan, was ich konnte«, entgegnete Jack. »Ich musste den Mann sogar bestechen, damit er überhaupt kommt.« Er verschwieg, dass er Walter Strasser ebenfalls bestochen hatte.
»In Ordnung«, sagte Harold resigniert. »Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen. Ich muss hier unbedingt noch ein paar Sachen fertig machen. Falls ich mich ein wenig verspäten sollte, öffnen Sie ja nicht den Sarkophag, bevor ich da bin! Ich sage es noch einmal, versuchen Sie nicht, den Deckel des Sarkophags anzuheben, bis ich vor Ort bin und dabei zusehen kann! Ich muss den Sarg identifizieren und bestätigen, dass er sich in genau diesem Sarkophag befand.«
»Verstanden«, antwortete Jack.
Ehe Percy oben angekommen war, fuhr der ParkMeadow-Pick-up vor. Enrique und Cesar stiegen aus und holten ihr Werkzeug von der Ladefläche. Mit lobenswerter Effizienz und einem Mindestmaß an Konversation steckten sie Patience’ Grabstelle ab, breiteten eine wasserdichte Plane aus, stachen die Grassode aus, hoben sie ab und stapelten die aufgerollten Bahnen auf dem Rand der Plane.
Als Percy auf den Schauplatz des Geschehens rollte, war die Grabstelle bereit für den Bagger. Percy winkte Jack flüchtig zu, stieg jedoch nicht aus der Kabine, bis er die Maschine exakt positioniert hatte. Erst danach sprang er heraus, um die Stützen in Stellung zu bringen.
»Tut mir leid, ich wurde aufgehalten«, rief er Jack zu.
Jack winkte ab. Er hatte kein Interesse an einer Unterhaltung. Er wollte bloß, dass dieser verdammte Sarg endlich aus der Erde kam.
Als Percy zufrieden war, machte er sich an die Arbeit. Die Schaufel grub sich tief in den relativ lockeren Boden. Der Dieselmotor des Baggers röhrte, als die Schaufel nach innen gezogen und dann angehoben wurde. Percy schwenkte den Ausleger herum und begann die Erde auf der Plane anzuhäufen.
Er erwies sich als äußerst geschickt, und innerhalb kürzester Zeit bildete sich ein breiter Graben mit scharfen senkrechten Seitenwänden. Als er ungefähr einen Meter zwanzig tief gekommen war, traf Harold Langley mit dem Leichenwagen von Langley-Peerson ein. Die Hände in die Seite gestemmt, inspizierte er das
Weitere Kostenlose Bücher