Crisis
selbst nicht empfand. »Und Erfahrung trägt zum Schluss doch meistens den Sieg davon. Wer weiß. Vielleicht hat er ja noch ein verstecktes Ass im Ärmel.«
Jack wusste nicht, wie richtig er mit seiner Vermutung lag. Es sollte tatsächlich noch eine Überraschung geben, aber das Ass steckte nicht in Randolphs Ärmel.
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Kapitel 18
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Boston, Massachusetts Donnerstag, 8. Juni 2006 13.15 Uhr
Zeitschriften?«, fragte die magere junge Frau. Jack schätzte sie auf nicht mehr als fünfundvierzig Kilo, und trotzdem führte sie ein halbes Dutzend Hunde aus, deren Größe von einer grauen Deutschen Dogge bis hin zu einem kleinen Bichon Frisé reichte. Ein Bündel durchsichtiger Plastik-Kotbeutel steckte in der hinteren Tasche ihrer Jeans. Jack hatte sie angesprochen, nachdem er seiner gewohnten Strecke zurück durch Beacon Hill gefolgt war. Er wollte etwas Lesestoff kaufen, falls sich das Warten auf den Baggerführer zu sehr in die Länge ziehen sollte.
»Lassen Sie mich mal überlegen«, sagte die Frau und verzog nachdenklich das Gesicht. »Da gibt es ein paar Läden an der Charles Street.«
»Einer würde schon reichen«, antwortete Jack.
»Gary Drug zum Beispiel, an der Ecke Charles und Mount Vernon Street.«
»Ist das die richtige Richtung?«, wollte Jack wissen. Im Moment befand er sich auf der Charles Street und war auf dem Weg Richtung Park und Tiefgarage.
»Ja. Der Drugstore liegt einen Block weiter auf dieser Seite.«
Jack bedankte sich bei der Frau, die von ihren ungeduldigen Hunden weitergezerrt wurde.
Das Geschäft erwies sich als ein richtiger Tante-Emma-Laden mit einer altmodisch chaotischen, aber freundlichen Atmosphäre. Der ganze Laden war in etwa so groß wie die Shampoo-Abteilung in einem durchschnittlichen Ketten-Drugstore, und trotzdem war es ein vollständiger Supermarkt. In Regalen, die sich an beiden Wänden entlang des einzigen Gangs bis an die Decke hochzogen, stapelten sich die Produkte von Vitaminen bis hin zu Erkältungsmitteln und Notizblöcken. Am rückwärtigen Ende neben dem Apothekentresen fand er eine überraschend breit gefächerte Auswahl an Zeitschriften und Zeitungen.
Jack hatte den Fehler begangen, noch mit Alexis und Craig zusammen zu Mittag zu essen. Er war sich vorgekommen, als hätte man ihn zu einer Totenwache eingeladen, wo er sich mit dem Verstorbenen unterhalten sollte. Craig war wütend auf das System, wie er es nannte, auf Tony Fasano, Jordan Stanhope und am meisten auf sich selbst. Er wusste, dass er sich trotz des stundenlangen Übens mit Randolph am vergangenen Abend grauenvoll angestellt hatte. Als Alexis versuchte, mit ihm darüber zu reden, warum er seine Gefühle so schlecht unter Kontrolle hatte, explodierte er, und es kam zu einem kurzen, aber hässlichen Wortwechsel zwischen den beiden. Doch die meiste Zeit über saß er einfach nur mürrisch und schweigsam da. Alexis und Jack hatten versucht, sich zu unterhalten, aber gegen die Atmosphäre, die Craigs schlechte Laune verbreitete, kamen sie nur schwer an.
Nach dem Mittagessen hatte Alexis gehofft, dass Jack mit ihnen in den Gerichtssaal zurückgehen würde, doch er hatte sich damit entschuldigt, dass er vor zwei wieder auf dem Friedhof sein wolle, in der Hoffnung, dass Percy Gallaudet seinen Beitrag zur Reparatur des Abwassersystems seines Freundes schnell hinter sich gebracht hatte. Daraufhin hatte Craig Jack wütend aufgefordert, es doch endlich gut sein zu lassen, die Würfel seien gefallen, also könne Jack sich die Mühe sparen. Jack hatte ihm geantwortet, dass er schon zu viel in die Wege geleitet und zu viele Leute mit hineingezogen habe, um sein Vorhaben jetzt einfach abzublasen.
Mit mehreren Zeitschriften und einer Ausgabe der New York Times unter dem Arm ging Jack weiter zur Tiefgarage, holte seinen traurig aussehenden Accent wieder ans Tageslicht und fuhr Richtung Westen. Er hatte ein wenig Probleme, die Strecke wiederzufinden, über die er morgens in die Innenstadt gelangt war, doch irgendwann erkannte er ein paar markante Punkte wieder, die ihm verrieten, dass er sich auf dem richtigen Weg befand.
Um zehn nach zwei fuhr Jack auf das Gelände des ParkMeadow-Friedhofs und parkte neben einem Dodge Minivan vor dem Bürogebäude. Drinnen fand er die altmodisch gekleidete Frau und Walter Strasser in exakt der gleichen Haltung vor, wie er sie morgens verlassen hatte.
Die Frau tippte etwas in einen Computer, und Walter saß reglos hinter seinem Schreibtisch, die Hände immer noch
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