Crisis
Tisch des Klägers verdrehte er die Augen.
Richter Davidson sah über den Rand seiner Brille hinweg zu Randolph hinüber. »Möchte die Verteidigung weitere Fragen stellen?«
»Nein, Euer Ehren«, antwortete Randolph, der sich halb von seinem Stuhl erhoben hatte.
»Der Zeuge kann den Zeugenstand verlassen«, sagte Richter Davidson.
Craig stand auf und kehrte mit entschlossenem Schritt an den Tisch der Verteidigung zurück.
Der Richter wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tony zu. »Mr Fasano?«
Tony erhob sich. »Die Beweisführung des Klägers ist abgeschlossen, Euer Ehren«, sagte er selbstsicher, ehe er sich wieder hinsetzte.
Der Blick des Richters wanderte zurück zu Randolph.
Auf dieses Stichwort hin richtete sich Randolph zu seiner vollen aristokratischen Größe auf. »In Anbetracht der mangelnden Grundlage für eine Klage und dem Fehlen schlüssiger Beweise beantragt die Verteidigung, die Klage abzuweisen.«
»Abgelehnt«, entgegnete Richter Davidson spitz. »Die vorgelegten Beweise reichen für uns aus, um das Verfahren fortzusetzen. Wenn das Gericht nach der Mittagspause wieder zusammentritt, können Sie Ihren ersten Zeugen aufrufen, Mr Bingham.« Dann ließ er seinen Hammer heruntersausen, und der Knall hallte im Raum wider wie ein Schuss. »Wir unterbrechen zur Mittagspause. Ich möchte Sie noch einmal dahingehend belehren, dass Sie mit niemandem, auch nicht untereinander, über den Fall reden dürfen und Ihre Meinung bis zum Abschluss der Zeugenaussagen für sich behalten müssen.«
»Bitte erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener.
Jack und Alexis standen zusammen mit allen anderen im Gerichtssaal auf, als der Richter durch die Kassettentür verschwand.
»Was hältst du davon?«, fragte Jack, während die Geschworenen nach draußen geleitet wurden.
»Ich bin immer wieder erstaunt darüber, mit welcher Wut dieses Verfahren Craig immer noch erfüllt und wie wenig er sich unter Kontrolle hat.«
»Mich überrascht, dass du als hausinterne Expertin überrascht bist. Passt das nicht genau zu seinem Narzissmus?«
»Doch, das tut es, aber ich hatte gehofft, dass die Einsicht, die er gestern beim Mittagessen gezeigt hat, ihm dabei helfen würde, sich besser unter Kontrolle zu halten. Ich konnte sehen, wie sich Craigs Gesichtsausdruck schon veränderte, als Tony nur aufstand – er hatte ihm nicht einmal eine Frage zu stellen brauchen.«
»Eigentlich wollte ich ja von dir wissen, wie du Randolphs Kreuzverhör fandest, zumindest den Teil, den wir mitbekommen haben.«
»Ich fürchte, es war leider nicht so wirkungsvoll, wie ich gehofft hatte. Craig klang viel zu belehrend, so als hielte er einen Vortrag. Ich hätte das ganze Kreuzverhör lieber so schwungvoll und direkt gesehen, wie es zum Ende hin war.«
»Also ich fand Randolphs Befragung eigentlich schon recht eindrucksvoll«, sagte Jack. »Mir war nie klar, dass Craig sich tatsächlich ganz alleine hochgearbeitet hat. Neben dem Medizinstudium selbst für seinen Lebensunterhalt aufzukommen, wie er es getan hat, und dabei immer noch diese Noten zu erzielen ist sehr beeindruckend.«
»Aber du bist Arzt und kein Geschworener, und du hast Tonys erste Befragung nicht gehört. Craig mag es zwar als Student schwer gehabt haben, aber aus Sicht der Geschworenen ist es schwierig, ihn zu bemitleiden, jetzt wo Craig und ich in einem Haus leben, das wahrscheinlich sogar eher vier Millionen Dollar wert ist. Außerdem war es ein cleverer Schachzug von Tony, nach Randolphs Kreuzverhör noch einmal Craigs Abneigung gegenüber der Patientin, den roten Porsche, die Geliebte und die Tatsache, dass er viele seiner früheren Patienten aufgeben musste, zur Sprache zu bringen.«
Jack nickte widerstrebend. Er hatte sich um Alexis’ willen bemüht, die Sache positiv zu sehen. Dann versuchte er es in eine andere Richtung: »Na ja, jetzt ist erst einmal Randolph an der Reihe. Es wird Zeit, dass auch die Verteidigung sich endlich einmal in glänzenderem Licht präsentiert.«
»Ich fürchte, da wird es nicht allzu viel Glanz geben. Randolph wird lediglich zwei, drei Sachverständige aufrufen, von denen keiner aus Boston stammt. Er sagte, er wird heute Nachmittag damit durch sein. Morgen sind dann die Schlussplädoyers dran.« Alexis schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Unter diesen Umständen kann ich mir nicht vorstellen, wie er das Ruder noch herumreißen sollte.«
»Er hat Erfahrung mit Behandlungsfehlerprozessen«, versuchte Jack Zuversicht zu erzeugen, die er
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