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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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abstanden. Ihre Lippen verzogen sich zu einem enttäuschten, ironischen Lächeln. »Ich dachte, Sie würden uns jetzt etwas Aufregendes erzählen.«
    »In gewisser Weise ist das aufregend«, sagte Jack. »Es ist selten, dass man bei plötzlichem Herztod nicht die geringste pathologische Veränderung findet.«
    »Sie sind extra hergekommen, um uns zu sagen, dass Sie nichts gefunden haben?«, fragte Georgina ungläubig. Sie sah Matt unterstützungheischend an.
    »Eigentlich bin ich hergekommen, um Sie zu fragen, ob die Möglichkeit besteht, dass man ihr vielleicht eine Überdosis eines Medikaments oder eventuell auch das falsche Medikament verabreicht haben könnte.«
    »Was für ein Medikament meinen Sie?«, fragte Georgina. Ihr Lächeln verblasste und wich argwöhnischer Verwirrung.
    »Irgendeins«, antwortete Jack. »Insbesondere einige der neueren fibrinolytischen oder antithrombotischen Wirkstoffe. Ich weiß nicht, sind Sie hier vielleicht an randomisierten Studien mit Herzinfarktpatienten beteiligt? Ich bin nur neugierig. Im Aufnahmebogen ist nichts dergleichen vermerkt.« Jack reichte Georgina die beiden Seiten, und sie warf einen kurzen Blick darauf. Matt sah ihr über die Schulter.
    »Alles, was wir ihr gegeben haben, steht da drin«, sagte Georgina und hielt den Bericht in die Höhe. Sie sah Matt an, als sollte er ihre Worte bestätigen.
    »Das war alles«, stimmte Matt ihr zu. »Sie lag im Sterben, als sie hier ankam, auf dem Monitor war eine fast flache Linie zu sehen. Wir haben nur noch versucht, sie wiederzubeleben. Um ihren Infarkt haben wir uns gar nicht gekümmert. Was hätte das gebracht?«
    »Sie hat kein Digitalis oder Ähnliches bekommen?«
    »Nein«, sagte Matt. »Wir haben nicht einmal einen Herzschlag zustande bekommen, auch nicht mit sequenzieller biventrikulärer Stimulation. Ihr Herz hat einfach auf nichts mehr reagiert.«
    Jack blickte von Georgina zu Matt und wieder zurück. So viel also zu seiner Idee einer Überdosierung oder falschen Medikation! »Die einzigen Laborwerte in dem Protokoll sind die Blutgase. Wurden auch andere Tests durchgeführt?«
    »Wenn wir Blut für die Blutgasanalyse entnehmen, fordern wir routinemäßig auch das übliche Blutbild plus Elektrolyte an. Und bei einem Herzinfarkt noch Biomarker.«
    »Wenn die Analysen angefordert wurden, warum steht dann nichts davon im Patientenbogen, und wieso enthalten Ihre Aufzeichnungen nicht die Ergebnisse? Die Blutgaswerte sind da.«
    Matt nahm Georgina die beiden Seiten aus der Hand und überflog sie. Dann zuckte er die Achseln. »Ich weiß es nicht, vielleicht, weil sie normalerweise in die Patientenakte des Krankenhauses eingetragen werden, aber da sie so schnell gestorben ist, ist für sie nie eine Akte angelegt worden.« Er zuckte erneut die Achseln. »Und ich vermute, sie sind nicht auf dem Aufnahmebogen verzeichnet, weil die Analysen ohnehin für alle Fälle mit Verdacht auf Herzinfarkt durchgeführt werden. Ich habe in meinem Eintrag erwähnt, dass Natrium und Kalium normal waren, also muss jemand die Resultate an den Notaufnahme-Schalter durchgegeben haben.«
    »Das hier ist keine Großstadt-Notaufnahme«, erklärte Georgina. »Hier stirbt selten jemand. Normalerweise werden die Leute ins Krankenhaus aufgenommen, selbst die, die in schlechter Verfassung bei uns ankommen.«
    »Könnten wir im Labor anrufen und sie bitten, eventuell die Resultate ausfindig zu machen?«, fragte Jack. Er wusste nicht genau, was er von dieser zufälligen Entdeckung halten sollte oder ob sie in irgendeiner Weise von Bedeutung sein würde, aber er fühlte sich verpflichtet, diese Spur weiterzuverfolgen.
    »Sicher«, antwortete Matt. »Wir lassen die Sekretärin oben anrufen. Aber dann müssen wir wieder an die Arbeit. Danke, dass Sie vorbeigekommen sind. Es ist komisch, dass Sie keine pathologischen Veränderungen entdeckt haben, aber ich bin doch froh, dass wir nichts übersehen haben, was sie vielleicht hätte retten können.«
    Fünf Minuten später stand Jack im winzigen, fensterlosen Büro des Leiters der Labor-Abendschicht. Er war ein kräftig gebauter, korpulenter Mann mit schweren Lidern, die ihn aussehen ließen, als habe er nicht genug geschlafen. Mit nach hinten geneigtem Kopf starrte er auf seinen Computer-Bildschirm. Auf seinem Namensschild stand: »Hallo, ich bin Wayne Marsh.«
    »Ich finde nichts unter Patience Stanhope«, sagte Wayne. Er war sehr hilfsbereit gewesen, als die Notaufnahme angerufen hatte, und hatte Jack gleich

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