Crisis
abwegig wie der erste.«
Jack lagen ein paar geistreiche, sarkastische Erwiderungen auf der Zunge, aber er beherrschte sich. »Die Idee mit dem Krankenhaus basierte darauf, dass Patience Stanhopes Herzinfarkt und der Versuch, mich von der Autopsie abzuhalten, zwei getrennte, wenn auch miteinander in Verbindung stehende Ereignisse waren. Aber was, wenn hinter beidem die gleiche Person steckt?«
Jack machte absichtlich eine Pause, um diese Bemerkung wirken zu lassen.
»Ich bin nicht ganz sicher, ob ich dir folgen kann«, sagte Alexis schließlich. »Willst du damit sagen, dass jemand erst Patience Stanhopes Herzinfarkt verursacht und dann versucht hat, eine Autopsie zu verhindern, um nicht entdeckt zu werden?«
»Genau das will ich damit andeuten.«
»Ich weiß nicht, Jack. Das klingt fast genauso verrückt. Ich vermute, du sprichst von Jordan.«
»Jordan wäre der Erste, der einem da in den Sinn kommt. Craig hat erzählt, dass er und Patience nicht gerade ein liebendes Paar waren, und Jordan profitiert am meisten von ihrem Tod. Zumindest hat er keine Zeit mit Trauern verschwendet. Soweit wir wissen, hatten er und seine Freundin schon ein Verhältnis, als Patience noch nicht von der Bildfläche verschwunden war.«
»Wie kann jemand absichtlich bei einem anderen Menschen einen Herzinfarkt hervorrufen?«
»Digitalis wäre eine Möglichkeit.«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Alexis zweifelnd. »Das scheint genauso weit hergeholt zu sein. Wenn Jordan an ihrem Tod schuld wäre, würde er Craig doch nicht wegen eines Behandlungsfehlers verklagen, und er hätte ganz bestimmt nicht die Exhumierungsgenehmigung unterschrieben.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte Jack, während er auf den Parkplatz des Newton Memorial Hospital fuhr. »Ich stimme dir zu, dass es nicht rational klingt, aber vielleicht haben wir es ja nicht mit einer rationalen Person zu tun. Vielleicht verschafft dieser Prozess Jordan ja einen Kick, weil er glaubt, es beweist, wie viel cleverer er ist als wir alle. Aber eine solche Vermutung wäre voreilig. Zuerst muss bei der toxikologischen Untersuchung irgendein Wirkstoff gefunden werden. Und wenn wir etwas entdeckt haben, müssen wir uns zurückarbeiten.«
»Das ist schon das zweite Mal, dass du ›wir‹ sagst. Ist das nur deine Ausdrucksweise, oder steckt etwas anderes dahinter?«
»Eine der Rechtsmedizinerinnen aus dem Bostoner Institut ist so großzügig, mir zu helfen.«
»Du hast doch hoffentlich mit Laurie gesprochen«, sagte Alexis. »Ist sie damit einverstanden, dass du immer noch hier bist?«
»Sie ist nicht gerade glücklich darüber, aber es ist schon okay.«
»Ich kann gar nicht glauben, dass du morgen heiraten sollst.«
»Ich auch nicht«, sagte Jack. Vorsichtig fuhr er auf einen Parkplatz in der Nähe des Teichs. Das Licht seiner Scheinwerfer fiel auf einen Schwarm auf dem Wasser schaukelnder Vögel. »Was ist heute Nachmittag im Gericht passiert?«
»Randolph hat zwei Sachverständige in den Zeugenstand gerufen, der eine kam aus Yale und der andere von der Columbia-Universität. Beide waren glaubwürdig, aber nicht gerade mitreißend. Das Beste war, dass sie sich überhaupt nicht durch Tony haben irritieren lassen, obwohl er ständig versucht hat, sie aus dem Konzept zu bringen. Ich glaube, Tony hat gehofft, Randolph würde Craig noch einmal in den Zeugenstand rufen, was Randolph klugerweise gelassen hat. Stattdessen hat er erklärt, dass seine Beweisführung abgeschlossen sei. Das war’s. Morgen halten sie die Schlussplädoyers, und Randolph ist als Erster dran.«
»Hat sich dein Eindruck, wie der Prozess wahrscheinlich ausgehen wird, geändert?«
»Eigentlich nicht. Die Zeugen der Verteidigung waren gut, aber sie stammten nicht aus der Stadt. Und da Boston nun mal ein so bedeutendes medizinisches Zentrum ist, glaube ich kaum, dass die Tatsache, dass sie von fremden Universitäten kamen, bei den Geschworenen gut angekommen ist. Tonys Sachverständige haben einen stärkeren Eindruck hinterlassen.«
»Da hast du wahrscheinlich recht, so ungern ich das auch sage.«
»Wenn du durch irgendeinen Zufall doch herausfinden würdest, dass Patience einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, wäre das wahrscheinlich Craigs Rettung.«
»Glaub ja nicht, dass ich das nicht wüsste. Um ehrlich zu sein, ist das meine Hauptmotivation. Wie geht es Craig überhaupt?«
»Er ist völlig verzweifelt, wie üblich. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als sonst. Es macht mir ein
Weitere Kostenlose Bücher