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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Maße. All das hätte Jack aushalten können, wenn es möglich gewesen wäre, sich mit Craig gelegentlich über etwas anderes als Medizin zu unterhalten. Doch das gelang ihm nie. Craig interessierte sich ausschließlich für Medizin, Forschung und seine Patienten. Er hatte kein Interesse an Politik oder Kultur, nicht einmal an Sport. Für so etwas hatte er keine Zeit.
    Während sich Jack Lauries Bürotür näherte, schnaubte er vernehmlich, als ihm Alexis’ Bemerkung wieder einfiel, er neige zu Vermeidungsverhalten. Das war doch die Höhe! Er dachte einen Augenblick nach, dann musste er lächeln. In einem Moment plötzlicher Einsicht erkannte er, dass sie recht hatte und dass Laurie ihr aus vollem Herzen zustimmen würde. In mancherlei Hinsicht zeugte seine Reaktion von genau jenem Narzissmus, den er Alexis gegenüber eingeräumt hatte.
    Jack steckte den Kopf in Lauries Büro, aber ihr Schreibtischstuhl war leer. Riva Mehta, Lauries dunkelhäutige Bürokollegin, saß an ihrem Schreibtisch und telefonierte mit ihrer samtigen Stimme. Sie schaute auf und sah Jack aus ihren Onyx-Augen an.
    Jack deutete auf Lauries Stuhl und zog fragend die Augenbrauen hoch. Riva antwortete, indem sie auf den Boden deutete und mit den Lippen lautlos »in der Grube« formte, ohne den Telefonhörer vom Ohr zu nehmen.
    Mit einem Nicken gab Jack zu erkennen, dass er verstanden hatte. Laurie war unten im Sektionssaal, wo sie wahrscheinlich eine späte Autopsie durchführte. Er machte kehrt und ging zu den Aufzügen. Wenn Laurie jetzt herausfinden sollte, dass er zuerst zu Calvin gegangen war, hatte er eine Erklärung.
    Wie üblich fand er Dr. Calvin Washington in seinem Büro neben dem des Chefs. Im Gegensatz zum Büro des Leiters des rechtsmedizinischen Instituts war es winzig, und die metallenen Aktenschränke, sein Schreibtisch und ein paar Stühle mit gerader Lehne füllten es fast vollständig aus. Es blieb Calvin kaum noch genug Platz, um seinen zweihundertfünfzig Pfund schweren Körper am Schreibtisch vorbeizuzwängen und sich auf seinen Stuhl sinken zu lassen. Calvins Arbeit bestand darin, den Alltag des rechtsmedizinischen Instituts zu organisieren, was keine leichte Aufgabe war, wenn man bedachte, dass dort über ein Dutzend Rechtsmediziner beschäftigt waren und pro Jahr mehr als zwanzigtausend Fälle eingeliefert wurden, die zu fast zehntausend Autopsien führten. Pro Tag kamen durchschnittlich zwei Mordopfer und zwei Drogentote herein. Die Rechtsmedizin war ein geschäftiger Ort, und Calvin war für all die nervigen Details verantwortlich.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Calvin mit dröhnender Stimme. Anfangs war Jack von seiner muskelbepackten Statur und seinem aufbrausenden Temperament relativ eingeschüchtert gewesen. Doch mit den Jahren hatten die beiden einen argwöhnischen Respekt voreinander entwickelt. Jack wusste, dass Calvin zwar bellte, aber nicht biss.
    Jack ging nicht näher auf Einzelheiten ein, sondern erklärte lediglich, dass er wegen dringender Familienangelegenheiten nach Boston fliegen müsse.
    Calvin musterte ihn durch die Gleitsichtgläser seiner Drahtgestellbrille. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Verwandte in Boston haben. Ich dachte immer, Sie stammten aus irgendeinem Nest im Mittleren Westen.«
    »Eine Schwester«, entgegnete Jack lediglich.
    »Werden Sie pünktlich zu Ihrem Urlaub wieder zurück sein?«, fragte Calvin.
    Jack lächelte. Er kannte Calvin gut genug, um zu wissen, dass das der Versuch eines Scherzes war. »Ich werde mein Möglichstes tun.«
    »Über wie viele Tage reden wir?«
    »Das kann ich noch nicht genau sagen, aber ich hoffe, einer reicht.«
    »Dann halten Sie mich auf dem Laufenden«, entgegnete Calvin. »Weiß Laurie schon von dieser unerwarteten Entwicklung?« Mit der Zeit hatte Jack erkannt, dass Calvin eine beinahe väterliche Zuneigung zu Laurie gefasst hatte.
    »Noch nicht, aber sie steht ganz oben auf meiner Liste. Ehrlich gesagt, sie ist die Einzige auf meiner Liste.«
    »Na gut! Und jetzt raus hier. Ich muss arbeiten.«
    Nachdem Jack sich bei seinem stellvertretenden Chef bedankt hatte, woraufhin dieser ihn lediglich mit einem Wink hinausscheuchte, verließ er den Verwaltungsbereich und ging hinunter in die Sektionsebene. Er winkte dem Sektionsgehilfen im Büro der Leichenhalle und dem Sicherheitschef im Büro des Sicherheitsdienstes grüßend zu. Ein Schwall dessen, was die Einwohner von New York City als frische Luft bezeichnen, wehte von der offenen

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