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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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immer noch in Craigs Praxis, und er kann sie nicht rauswerfen, aus Angst vor einer weiteren Klage.«
    »Der Anwalt des Klägers behauptet also, dass Craig die Patientin in Gefahr gebracht hat, indem er einfach darauf gesetzt hat, dass die mögliche Diagnose nicht zutraf.«
    »Darauf läuft es im Wesentlichen hinaus. Sie sagen, dass das nicht den allgemeinen Behandlungsstandards gerecht wird, denn bei einem Herzinfarkt ist, wie die Ereignisse gezeigt haben, eine möglichst frühe Diagnose entscheidend. Sie brauchen nicht einmal zu beweisen, dass die Frau überlebt hätte, wenn sie sofort ins Krankenhaus gekommen wäre, nur dass die Möglichkeit bestanden hätte. Die grausame Ironie liegt darin, dass diese Anschuldigung Craigs Arbeitsweise diametral entgegenläuft. Wir sagten ja schon, dass bei ihm die Patienten immer an erster Stelle standen, noch vor seiner Familie.«
    Jack fuhr sich niedergeschlagen mit der Hand durchs Haar. »Die Sache ist komplizierter, als ich dachte. Ich hatte angenommen, dass eine bestimmte medizinische Frage diskutiert würde. So, wie sich der Fall darstellt, ist die Aussicht, dass ich euch irgendwie helfen könnte, noch geringer, als ich erwartet hatte.«
    »Wer weiß«, entgegnete Alexis resigniert. Sie schob ihren Stuhl zurück, ging hinüber zur Anrichte und griff nach einem großen, mit Unterlagen vollgestopften braunen Umschlag. Zurück am Tisch ließ sie ihn mit einem dumpfen Schlag auf die Platte fallen. »Das ist eine Kopie der gesamten Akte. Sie ist so gut wie vollständig, von den schriftlichen Beweisfragen über die Protokolle der mündlichen Befragungen bis hin zu den medizinischen Berichten. Das Einzige, was fehlt, ist eine Mitschrift der heutigen Verhandlung, aber ich habe dir einen guten Überblick darüber verschafft. Es sind sogar ein paar von Craigs neueren Forschungsaufsätzen dabei. Er hat vorgeschlagen, ich solle sie dazunehmen, warum weiß ich auch nicht: vielleicht um sein Gesicht zu wahren, weil er glaubt, sie würden dich beeindrucken.«
    »Das werden sie wahrscheinlich auch, vorausgesetzt, ich verstehe überhaupt etwas davon. Wie auch immer, es sieht so aus, als hätte ich jetzt einiges zu tun.«
    »Ich weiß nicht, wo du arbeiten möchtest. Du hast eine große Auswahl. Kann ich dir ein paar Alternativen zu deinem Zimmer unten zeigen?«
    Alexis nahm Jack mit auf eine Runde durch das Erdgeschoss des Hauses. Das Wohnzimmer war riesig, aber es wirkte kühl und unbewohnt, als hätte noch nie jemand den hochflorigen Teppich betreten. Jack lehnte ab. Vom Wohnzimmer aus gelangte man in eine mahagonigetäfelte Bibliothek mit einer kleinen Bar, aber sie war dunkel, trist und schlecht beleuchtet. Nein danke! Ein Stück weiter den Flur hinab lag ein Kinoraum mit einem an der Decke befestigten Beamer und mehreren Reihen von Lazy-Boy-Sesseln. Unpassend, und noch schlechteres Licht als in der Bibliothek. Am Ende des Flurs befand sich ein geräumiges Arbeitszimmer mit zwei aufeinander abgestimmten Schreibtischen an gegenüberliegenden Wänden. Craigs Schreibtisch war säuberlich aufgeräumt, und jeder Bleistift steckte, nadelgleich angespitzt, in einem Bleistifthalter. Alexis’ Schreibtisch war das genaue Gegenteil davon mit wild übereinandergestapelten Büchern, Zeitschriften und Sonderdrucken. Es gab mehrere Lesesessel und Polsterschemel. Ein abgerundetes Erkerfenster, ähnlich dem im großen Wohn- und Essraum, blickte auf ein Blumenbeet mit einem kleinen Brunnen hinaus. Gegenüber dem Fenster bedeckten raumhohe Regale die Wand zu beiden Seiten der Tür. Neben einem Mix aus medizinischen und psychologischen Büchern stand darin Craigs altmodische lederne Arzttasche und ein tragbares EKG-Gerät. Im Hinblick auf seine Eignung als Arbeitsplatz war das Beste an diesem Raum die Beleuchtung: In die Decke waren Spots eingelassen, es gab zwei Schreibtischleuchten, und neben jedem Sessel stand eine Lampe.
    »Der Raum wäre perfekt«, sagte Jack. »Aber bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich mich in eurem privaten Arbeitszimmer aufhalte?« Er schaltete eine der Stehlampen ein. Sie verbreitete ein weit fallendes, warmes Licht.
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Und was ist mit Craig? Schließlich ist es ja auch sein Raum.«
    »Das stört ihn nicht. Eines kann ich dir über Craig versichern: Er ist kein Reviermensch.«
    »Na gut, dann werde ich mich hier einrichten. Ich habe das Gefühl, dass ich bestimmt ein paar Stunden brauchen werde.« Er legte den dicken Umschlag auf das

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