Crisis
dass zusätzliche Informationen nie schaden können.«
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Kapitel 8
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Boston, Massachusetts Dienstag, 6. Juni 2006 09.28 Uhr
Bitte erheben Sie sich!«, rief der Gerichtsdiener, als Richter Marvin Davidson aus dem Richterzimmer kam und die Stufen zum Richtertisch emporstieg. Die schwarze Robe verhüllte seine Füße, so dass er wie ein Geist zu gleiten schien. »Nehmen Sie Platz«, rief der Gerichtsdiener, nachdem sich der Richter niedergelassen hatte.
Jack blickte hinter sich, damit er beim Hinsetzen nicht seinen Starbucks-Kaffee umstieß. Zuvor hatte er bemerkt, dass außer ihm niemand etwas zu trinken in den Gerichtssaal mitgebracht hatte, und so hatte er den Kaffee schuldbewusst neben sich auf der Bank verschwinden lassen.
Er saß neben Alexis im dicht gefüllten Zuschauerbereich. Er hatte sie gefragt, warum so viele Beobachter gekommen seien, aber sie hatte gesagt, sie habe nicht die geringste Ahnung. Fast alle Zuschauerplätze waren belegt.
Der Morgen im Haus der Bowmans war besser gelaufen, als Jack erwartet hatte. Obwohl Craig schließlich recht abrupt wieder in sein dumpfes Brüten verfallen war, hatten sie zumindest eine ehrliche Aussprache geführt, und Jack fühlte sich nun sehr viel wohler als Gast in ihrem Haus. Nachdem die Mädchen zur Schule gefahren waren, hatten sie sich noch weiter unterhalten, auch wenn das Gespräch sich weitgehend auf Alexis und Jack beschränkt hatte, da Craig nur missmutig grübelnd danebensaß.
Es hatte eine lange Diskussion über die Fahrt in die Stadt und zurück nach Hause gegeben, aber schließlich hatte Jack darauf bestanden, selbst zu fahren. Er wollte in den Gerichtssaal kommen und sich einen Eindruck von den Beteiligten, vornehmlich den Anwälten, verschaffen. Im Laufe des Vormittags plante er ins Bostoner rechtsmedizinische Institut zu fahren, wo er sich über die in Massachusetts geltenden Vorschriften bezüglich einer Exhumierung informieren wollte. Was er danach tun würde, wusste er noch nicht. Er hatte ihnen gesagt, dass er vielleicht in den Gerichtssaal zurückkommen würde, wenn nicht, wollte er am späten Nachmittag in ihrem Haus in Newton wieder zu ihnen stoßen.
Während der Richter sich Zeit ließ und vor Beginn der eigentlichen Verhandlung die üblichen Verfahrensanträge klärte, musterte Jack die wichtigsten Akteure. Der afroamerikanische Richter sah aus wie ein aus der Form geratener ehemaliger College-Football-Spieler, doch die Autorität, die er durch seine selbstbewusste Besonnenheit ausstrahlte, mit der er den Papierkram auf seinem Tisch erledigte und sich leise mit dem Gerichtsbeamten unterhielt, vermittelte Jack das beruhigende Gefühl, dass er wusste, was er tat. Die beiden Anwälte waren genau so, wie Alexis sie beschrieben hatte. In seiner ganzen Art, sich zu kleiden, sich zu bewegen und zu reden, verkörperte Randolph Bingham den Inbegriff des eleganten, kultivierten Anwalts aus einer großen Kanzlei. Tony Fasano hingegen war der unverschämte, großspurige junge Anwalt, der seine modische Kleidung und seinen klobigen Goldschmuck zur Schau stellte. Doch was Jack als Erstes an ihm auffiel – etwas, das Alexis gar nicht erwähnt hatte –, war die Tatsache, dass Tony sich zu amüsieren schien. Während der trauernde Kläger kerzengerade auf seinem Stuhl saß, waren Tony und seine Assistentin in ein angeregtes, von häufigem Lächeln und unterdrücktem Auflachen begleitetes Gespräch vertieft, das Welten vom Tisch des Beklagten entfernt war, wo die Protagonisten in starrer Würde oder trotziger Verzweiflung dasaßen.
Jacks Blick wanderte die Reihe der Geschworenen entlang, als sie nacheinander die Geschworenenbank betraten. Es war offensichtlich eine sehr heterogene Gruppe, was er für angemessen hielt. Ihm kam der Gedanke, dass er einfach nur das Gerichtsgebäude verlassen und die Straße entlangschlendern müsse, dann würden die ersten zwölf Menschen, die ihm begegneten, eine entsprechende Zusammenstellung ergeben.
Während Jack die Geschworenen musterte, rief Tony Fasano die erste Zeugin dieses Tages auf. Es war Marlene Richardt, Craigs matronenhafte Sekretärin und Rezeptionistin, und sie wurde ordnungsgemäß vereidigt und in den Zeugenstand geleitet.
Jack richtete seine Aufmerksamkeit auf sie. In seinen Augen sah sie genau so aus wie die energische Frau, die ihr deutscher Name vermuten ließ. Sie war ausgesprochen kräftig gebaut und stämmig, Tonys Statur nicht unähnlich. Ihr Haar war zu einem straffen Knoten
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